Duisburg. Axel Stiller ist Poetry-Slammer. Der Wahl-Duisburger stand schon einmal vor 1000 Metal-Fans in Wacken. In der „Oase“ war sein Auftritt intimer.
„Poetry-Slam ist Rock’n’Roll für Leute, die nicht singen können“: Der Mann, der das sagt, muss es wissen. Axel Stiller hat die Anfänge der Slam-Bewegung noch zu Hundertmeister-Zeiten erlebt, dort seine erste Bühnenerfahrung gesammelt – und ist inzwischen sogar beim Heavy-Metal-Festival in Wacken aufgetreten.
Seine jüngste Lesung in der „Oase“ fällt indes eine Nummer kleiner aus. Rund 15 Leute sitzen im Publikum, vor allem Stammgäste der Neudorfer Eckkneipe sowie die Gattin nebst Schwiegermutter. Der 28-Jährige erzählt humorig vom Alltag und der Liebe: Von den Gefühlen zu seiner Frau, die er zuerst fand und für die er ins Ruhrgebiet zog. Die Liebe zu Duisburg entwickelte sich langsamer, subtiler. Doch nun bezeichnet sich Stiller als „Wahl-Duisburger“ und will nicht mehr weg.
Yuppie-Job und Jogging Buxe
„In Duisburg kann man einen Yuppie-Job mit Anzug und Krawatte machen und trotzdem an einem anderen Tag in Jogging-Buxe vor die Tür gehen“, erzählt er lächelnd. Der Wortakrobat weiß, wovon er spricht. Hauptberuflich arbeitet er als Projektentwickler, reist viel durch die Republik und ist derzeit oft in Wien. „Da steigt man aus der U-Bahn und denkt sich: Wow! Aber wohnen möchte ich da nicht.“ Ebenso wenig wie in der „ekelhaft aufgetakelten Schwester“ Duisburgs – Düsseldorf. „Im Grunde meines Herzens bin ich wie du, Duisburg – ein bisschen prollig.“
In die Stadt an Rhein und Ruhr zog es Stiller, weil seine heutige Frau hier wohnt. Sie lernten sich über das Internet kennen und das eigentlich auch mehr aus Zufall: Er hatte sich verklickt, hinterließ ihr eine Nachricht ohne Hintergedanken, und zwei Wochen später kam sie zum ersten Mal zu Besuch. Auch diese Begegnung hat Stiller zu einem Text verabredet. „Ich redete zu viel, und am Ende waren die Maccheroni kalt. Ich habe sie trotzdem gegessen, und sie schmeckten wirklich nicht gut.“
Slammer der leisen Sorte
Nicht immer knallen die Erzählungen. Manchmal ist Stiller eher ein Slammer der leisen Sorte. Diese Momente gönnt er sich bei Lesungen wie in der „Oase“. Auf der großen Bühne oder bei Wettbewerben geht’s wesentlicher lauter und lustiger zu. So wie auf dem Wacken-Festival, als er um 12 Uhr mittags auftrat und rocken sollte. Vor der Bühne standen 1000 betrunkene Musikliebhaber. „Ich musste für meinen Backstage-Pass fünf Kilometer über die Landstraße latschen und hab mir nur deshalb nicht vor Aufregung in die Hose gemacht, weil ich erst um 12.01 Uhr wieder die Bühne erreichte und direkt loslegen musste“, erinnert sich der Hobby-Literat, und schwärmt noch immer: „Es war der Höhepunkt meiner Karriere, eine tolle Erfahrung.“
Seine Auftritte sollen aber ein Hobby bleiben. Stiller ist froh, dass er mit den Lesungen nicht seine Rechnungen bezahlen muss. Das gibt ihm die Möglichkeit, nur zu schreiben, wenn ihm wirklich etwas einfällt. Dann und wann ist er beispielsweise bei den „Literatouren“ in Mülheim zu erleben.