Duisburg. Die Uni, Arbeitsagenturen und Wirtschaft wollen enger zusammenarbeiten, damit Studienabbrecher und Betriebe besser zueinander finden.
(Handwerks-)Betriebe und Firmen klagen in schöner Regelmäßigkeit darüber, dass sie nicht genügend qualifizierten Nachwuchs finden – gleichzeitig verlassen jedes Semester dutzende Studenten die Uni ohne Abschluss. Die Uni Duisburg-Essen, die Hochschule Ruhr-West sowie die Arbeitsagenturen und Kammern aus Duisburg, Essen, Mülheim und Oberhausen wollen nun enger zusammenarbeiten, damit Studienabbrecher und Ausbildungsbetriebe besser zueinander finden.
Konkrete Zahlen, wie viele Studienabbrecher es gibt, kann die Uni Duisburg-Essen nicht liefern. „Jeder, der das Fach wechselt, gilt als Abbrecher“, erklärt Uni-Rektor Prof. Ulrich Radtke, der lieber von „Studienaussteigern“ spricht. Es fehle vielen Jugendlichen eine Orientierungsphase – wer in der Schule gut in Mathe war, bestehe nicht automatisch die Prüfungen im Studium. Ulrich Käser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Duisburg, will mit den Kammern künftig auch bei der Berufsberatung in den Gymnasien ansetzen. Auch Abiturienten sollen in Erwägung ziehen, eine Lehre zu machen. „Wir müssen aber auch um Verständnis bei den Eltern werben, dass nicht jedes Kind mit Abitur auch automatisch studieren muss. Auch im Handwerk gibt es Chancen“, weiß Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen.
Kein Abschluss ohne Anschluss
Auch Hans Michaelsen, Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Essen, betont die Chancen: Die Studienaussteiger müssen natürlich erklären, warum sie sich für eine Ausbildung entscheiden, aber sie seien in der Regel reifer und wüssten besser, was sie wollen. Stefan Dietzfelbinger, Chef der Duisburger IHK, verweist auf das Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“, bei dem sich die Kammern schon lange um Berufsorientierung in den Schulen kümmerten.
Bisher sei in Haupt- und Gesamtschulen allerdings mehr Augenmerk auf die Jobvorbereitung gerichtet worden. „Schon jetzt können sich Studierende beraten lassen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie weiter studieren wollen“, erklärt Uni-Rektor Radtke. Das Land knüpft beispielsweise Fördergelder an die Zahl der Abschlüsse. „Allerdings wird bei uns keiner überredet, unbedingt weiter zu studieren. Einige Studienanfänger sind 17 Jahre. Wer soll da so eine Entscheidung, die das ganze Leben prägt, überblicken.“
Derzeit befinden sich rund 90 Studienabbrecher in der Kartei der Arbeitsagentur Duisburg. Einige von ihnen sind alleinerziehend und haben sich deshalb vom Studium verabschiedet. In Gesprächen werde geschaut, ob der Jobsuchende im Bereich des alten Studienfaches eine Ausbildung beginnen könnte – oder einen kompletten Neustart wagt. Die Chancen stehen gut: Wer unter 25 Jahre ist, wird in der Regel schnell vermittelt.