Duisburg. . Die saftige Erhöhung der Grundsteuer stößt vielen Duisburgern übel auf. Gedroht haben viele, wegziehen zu wollen. Peter Fette (75) macht dies wirklich.

Peter Fette (75) lebt seit 1978 in Duisburg, seit 29 Jahren im Eigenheim an der Goethe­straße in Alt-Hamborn. Doch jetzt hat er die Nase voll von Duisburg, will lieber gestern als heute wegziehen. „Und das tun wir auch“, sagt der pensionierte Verwaltungsamtmann gefrustet. Er wird in Richtung Niederrhein ziehen. „Dorthin, wo es ruhig ist“, wo die Infrastruktur noch stimme.

Peter Fette sagt über sich selbst: „Ich bin kein gehorsamer Bürger .“ Soll heißen: Er lässt sich nicht alles bieten, stellt (der Politik und der Stadtverwaltung) gerne unbequeme Fragen, ist hartnäckig und hat dabei nicht nur die eigenen Interessen im Sinn, sondern die der Allgemeinheit, insbesondere die seiner Nachbarn. So kämpft er etwa seit Jahr und Tag dafür, dass die Raserszene endlich ausgebremst wird.

Hamborner fühlt sich von der Stadt Duisburg "abgezockt"

Als er und seine Frau in das Zechenhäuschen an der Goethestraße zogen, sei die Welt noch in Ordnung gewesen. Die gesamte Infrastruktur habe gestimmt, das Wohnumfeld sei prima gewesen. Das Ehepaar fühlte sich wohl, modernisierte das Gebäude mit 98 Quadratmetern Wohnfläche, dachte im Traum nicht daran, jemals wegzuziehen.

Peter Fette vor seinem Haus.
Peter Fette vor seinem Haus. © Gregor Herberhold

Das Fass zum Überlaufen brachte die jüngste Grundsteuererhöhung von 695 auf 855 Prozent. Nicht, dass er es sich nicht leisten könnte, im Jahr rund 60 Euro mehr zu zahlen – er will es nicht. Fühlt sich von der Stadt „abgezockt“ und hat sich schriftlich im Herbst vergangenen Jahres bei Oberbürgermeister Link, dem Rat der Stadt und den großen Parteien beschwert – „ohne eine Antwort zu bekommen“. Das fuchste ihn so sehr, dass er endgültig beschloss, nun Haus und Garten zu verkaufen und die Stadt zu verlassen.

Höhere Grundsteuer ist "Griff in die Taschen wehrloser Bürger"

Trotzdem hat er vor wenigen Tagen noch einmal einen gepfefferten Brief an die Stadt geschickt, in dem er sich seinen Frust von der Seele schreibt. Um mehr als 50 Prozent sei die Grundsteuer, die ja letztlich jeder Bürger, gleich ob Hauseigentümer oder Mieter, zahlen müsse, in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Der Hebesatz lag 2010 bei 500 Prozent, wurde 2011 auf 550, 2012 auf 595, 2013 auf 695 und 2015 auf 855 Prozent angehoben.

Mit diesem „Griff in die Taschen wehrloser Bürger“ will er sich nicht abfinden und verlangt Aufklärung, „warum diese erneute drastische Erhöhung der Grundsteuer notwendig war“. Und er will wissen, „in welcher Weise Duisburger Bürger von dieser Erhöhung profitieren“.

Was Fette in Duisburg vermisst: Dass im Sinne der Bürger gehandelt werde. Und so endet sein jüngstes Schreiben an die Stadt so: „Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass ein Oberbürgermeister und seine ausführenden Organe für die Bürger da zu sein haben und nicht die Bürger für diese.“