Duisburg. . In den Ausnüchterungszellen gibt es keinerlei Einrichtungsgegenstände. Darin landen Personen in hilfloser Lage und renitente Straftäter.

Das Schloss klackt mit jeder Schlüsselumdrehung, ehe ganz langsam die Stahltür aufschwingt. Zum Vorschein kommt ein etwa zehn Quadratmeter großer Raum, der vollständig mit beigefarbenen Kacheln gefliest ist. An der Stirnseiten-Wand: zwei vergitterte Fenster. Im Boden ebenerdig eingelassen: eine Not- Toilette ohne jede Sitzgelegenheit. Direkt daneben: eine kleine Erhebung als Schlaflager, das aber weder Matratze noch Kopfkissen bietet. Kargheit in Vollendung. Doch dieser Raum soll auch keinerlei Komfort bieten. Es ist die Ausnüchterungszelle im Polizeigewahrsam des Duisburger Präsidiums.

„Wir sind die zentrale Unterbringung aller festgenommenen oder in Gewahrsam genommenen Personen“, erzählt Volkmar Schmitz. Der Moerser (55) hat zwar erst vor zwei Monaten den Posten des Gewahrsamsleiters übernommen, dennoch hatten er und seine 20 Mitarbeiter (darunter zwei Frauen) in dieser Zeit einiges zu tun. „Hier landen Einbrecher und Verdächtige in Tötungsdelikten genau wie Personen, die wir in hilfloser Lage antreffen“, sagt Schmitz. Bei Letzteren spielen oft Drogen oder Alkohol eine Rolle. Auch Randalierer oder Bürger, die einem von Polizisten ausgesprochenen Platzverweis nicht nachkamen, landen hier. „Allein in der Silvesternacht hatten wir sechs Insassen“, erinnert sich Schmitz. Damit war ein Drittel der 18 Zellen belegt.

18 Zellen auf drei Etagen

Eine Streifenwagenbesatzung bringt die Ertappten meistens ins Präsidium. Den Eingang zum Gewahrsam bildet eine grüne Stahltür, die in ein Backstein-Mauerwerk eingelassen ist. Nach dem Durchschreiten folgt eine Glastür, die ins Gewahrsam hineinführt. Erste Anlaufstelle ist stets der so genannte Aufnahmeraum. Hier wird der Festgenommene von den Beamten erneut durchsucht und, falls möglich, die Personalien erfasst. Hinter einer dicken Glasscheibe hat der jeweilige Wachhabende das Geschehen im Blick. „Dies ist aber kein normales Gefängnis. Das Polizeigewahrsam dient der kurzfristigen Unterbringung“, erklärt Schmitz. Höchstens 48 Stunden bleiben die Insassen hier. Danach geht es zurück in die Freiheit, oder in eine Justizvollzugsanstalt. Sprich: in den Knast.

Die Ausnüchterungszelle ist permanent per Videokamera überwacht. Zudem schauen die Beamten – gerade bei stark alkoholisierten Insassen – bei Kontrollen mehrmals pro Stunde nach dem Rechten. In der Wand ist ein Alarmknopf eingelassen, falls der Gefangene Soforthilfe benötigt. Für besonders renitente Zeitgenossen gibt es aber auch eine Vorrichtung, um sie mit Handfesseln an der Wand zu fixieren. Eine Fußbodenheizung sorgt selbst bei Winterwetter für angenehme Temperaturen in der Zelle.

Viele Insassen übergeben sich

Und warum ist eine Einrichtung quasi nicht vorhanden? „Viele Insassen übergeben sich hier, manche verschmutzen die Zelle mit Fäkalien“, so Schmitz. Und eine erhöhte Schlafstelle gibt es nicht, damit sich kein Betrunkener bei einem Sturz verletzen kann. „Wir hatten schon Insassen, die hier kollabiert sind, die dann von einem unserer Vertragsnotärzte behandelt wurden.“ Und was geschieht im Nachhinein mit derart verunreinigten Zellen? „Die Säuberung übernehmen Kräfte einer externen Reinigungsfirma.

Die normale Verwahrzelle sieht hingegen nicht ganz so spartanisch aus. Sie hat immerhin ein Stahl-Klo samt Handwaschbecken sowie eine gekachelte Pritsche mit Matratze als Schlafplatz. „Es sitzen stets deutlich mehr Männer als Frauen im Gewahrsam“, sagt Schmitz. Zum Zeitpunkt unseres Rundgangs sind zwei Zellen belegt: In einer sitzt ein junger Einbracher, dessen Aufenthaltsstatus noch geklärt werden muss, in einer anderen ein Mann, der wegen eines Falles von häuslicher Gewalt einsitzt. Kurz darauf darf der jüngere Mann seine Zelle verlassen. Er tut dies schnellen Schrittes. Schmitz weiß: „Raus gehen alle gerne.“