Duisburg. . Beim Freitagsgebet in der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh finden Gläubige und Geistliche klare Worte: “Gewalt ist keine Lösung, niemals“.

Dieses Freitagsgebet ist nicht wie jedes andere. Es ist das erste nach dem abscheulichen Anschlag von Paris. Hunderte Muslime versammeln sich unter der beeindruckenden Kuppel der Merkez-Moschee. In jener Moschee, die einst als „Wunder von Marxloh“ gepriesen wurde.

Als Wunder, weil es keine Proteste, keinen politischen Streit gab, stattdessen Nachbarn, die die Moschee-Eröffnung mitfeierten, christliche Gemeinden, die Besichtigungen organisierten. Kamerateams aus Deutschland und der Türkei verfolgten 2008 in Duisburg die Eröffnung einer der größten Moscheen Deutschlands.

Manch einer fühlt sich an die Anschläge vom 11. September erinnert

Heute sind die Kameras wieder da. „Was denken Sie über den Anschlag“, fragen Reporter. „Das sind keine Muslime, diese Mörder missbrauchen den Islam“, schallt es einhellig zurück. Manch einer fühlt sich an 2001 erinnert. An jenen 11. September, der das Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen nachhaltig veränderte. Damals wie heute wird von der islamischen Gemeinschaft erwartet, den Terrorismus zu verurteilen.

Vor der Moschee hängen die Fahnen auf Halbmast.
Vor der Moschee hängen die Fahnen auf Halbmast. © dpa

Und das tun sie hier in Marxloh. Auf dem Parkplatz vor der Moschee, in der angeschlossenen Teestube und im großen Gebetssaal. Überall beziehen sie Stellung. Distanzieren sich und verurteilen. Und betonen abermals: „Terrorismus hat mit dem Islam nichts zu tun.“

Der Iman hält seine Predigt auf türkisch und deutsch

„Es ist traurig, dass es solche Anschläge gibt – das sind Leute, die in unseren Augen nicht zu unserem Glauben gehören“, sagt beispielsweise Ilhami Cördük, ein Mann mittleren Alters, der aus Rheinhausen zum Gebet gekommen ist. Trotzdem sei es möglich, dass „Pegida“-Demonstranten sich in ihrer Islamophobie bestärkt fühlten. Der 24-jährige Timur Kurt sagt: „Das spielt gut in die Karten der so genannten Kritiker, die ohnehin voreingenommen sind.“ Auch er habe sich durch die Karikaturen in seiner Ehre gekränkt gefühlt, man müsse mit seinen Gefühlen aber anders umgehen: „Gewalt ist keine Lösung, niemals.“

Großkundgebung in Berlin geplant

Nach den Anschlägen in Frankreich wollen in Deutschland Parteien, Kirchen und Verbände zu einer Großkundgebung in Berlin aufrufen und so den „Schulterschluss aller Demokraten“ üben. CDU, Linke, Grüne und FDP signalisierten ihre Unterstützung für einen entsprechenden Vorschlag von SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Einzelheiten stehen noch nicht fest, doch unterstreicht der Plan das Bemühen der Politik, den Zusammenhalt der Gesellschaft nicht durch den Terror erschüttern zu lassen und anti-islamischen Tendenzen entschieden zu begegnen.

Auch Bundespräsident Joachim Gauck mahnte am Freitag in einer Rede: „Unsere Demokratie ist stärker als der Terror. Wir lassen uns durch Hass nicht spalten.“

Der Imam Ibrahim Sarilarli findet seinerseits deutliche Worte, hält seine Predigt auf türkisch und deutsch. „Jeder wahre Muslim muss diesen barbarischen Anschlag verurteilen. Keine Religion, keine Ideologie legitimiert Gewalt. Diese Mörder glauben, sie hätten den Propheten gerächt. Das haben sie nicht, sie haben ihn beleidigt“, ruft er.

Zustimmendes Kopfnicken der Gemeinde. Mohammed lehre Frieden. Ein Moslem erträgt die Karikaturen des Propheten, wenngleich er diese als Beleidigung empfinden sollte, sagt der Imam. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Terroristen, die auch in islamischen Ländern jeden Tag Tod und Schrecken verbreiten, unsere Religion missbrauchen und einen Keil in unsere Gesellschaft treiben“, mahnt der Vorbeter.

Und so beten sie hier in Duisburg-Marxloh. Für den Frieden, für die Opfer des Mordanschlags in Paris.