Duisburg. Duisburg sorgt sich um seine Stahl-Zukunft und beim Chemiewerk Huntsman werden hunderte Stellen gestrichen. Arbeiter streiken, die Stadt ist machtlos.

Verantwortung in der Wirtschaft: Dazu hält Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger am Sonntag bei HKM die Predigt zur Barbarafeier. Nach seinen kürzlichen Aussagen zur Zukunft der Stahlsparte des Konzerns ein wahrlich aktuell-brisantes Thema mit einer Streitfigur auf der Kanzel vor beeindruckender und zugleich mahnender Industriekulisse.

Erst vor wenigen Tagen gingen in Bruckhausen die Stahlwerker auf die Straße, aufgeschreckt durch Hiesingers vagen Blick in die Zukunft und seine Feststellung, dass Thyssen-Krupp kein Stahlkonzern mehr ist. Da beruhigt nicht wirklich, dass hunderte Millionen Euro in die Hochöfen investiert wurden, wenn der Konzernchef zugleich erwartet, dass „irgendwann einmal“, in drei oder fünf Jahren, neuer Konsolidierungsdruck besteht.

Viel zitierte Synergien

Thyssen-Krupp ist nicht Opel, besser: nicht General Motors in den fernen USA. Duisburg wird Stahlstandort und Herzstück der Industrie bleiben, das werden auch die Stahlwerker wissen. Nur sorgt sie wohl, ob dauerhaft weiter Thyssen-Krupp auf den Hochöfen stehen oder sich der Konzern langfristig von der Sparte trennen wird. Und sich damit der Verantwortung entledigt. Die Frage, wer dann möglicherweise aus ferner Konzernzentrale in globalisierten Zeiten Erze hier schmelzen lässt, macht nicht gerade ruhigen Schlaf.

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An den ist bei den „Huntsmannern“ in Homberg gar nicht mehr zu denken. Hunderte Stelle werden gestrichen, weil im Konzern-Karussell nach dem neuerlichen Verkauf von Sachtleben viel zitierte Synergien und Produktions-Anpassungen greifen. Man ahnte es, man fürchtete es, denn die Gesetze der Konzerne sind hinlänglich bekannt.

Nahezu machtlos steht eine Kommune vor solchen Entwicklungen und Konzernentscheidungen. Was ihr bleibt, ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu unterstützen. Etwa auch über ihre Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Sie soll und sich muss sich nun neu aufstellen. Dass damit übrigens auch die Frage ihres Geschäftsführers offen bleiben soll und der Vertrag mit dem langjährigen Wifö-Chef Meurer nicht vorab einfach verlängert sondern „vorsorglich“ gekündigt wurde, ist legitim und richtig. Nicht anders schließlich war die Argumentation beim Marketingchef Uwe Gerste.