Duisburg. Während die Reisebranche in Deutschland im vergangenen Jahr gerade einmal um zwei Prozent wuchs, legt das Duisburger Familienunternehmen Schauinsland zweistellige Wachstumsraten hin – schon seit Jahren. Entgegen dem Trend setzt Schauinsland nicht nur auf Online-Buchungen, sondern auf Reisebüros.
Wenn Reisekaufleute etwas zu feiern haben, liegt es nahe, dass sie eine Reise unternehmen. Und so charterte Schauinsland-Geschäftsführer Gerald Kassner ein Flugzeug und flog mit rund 220 Mitarbeitern für ein langes Wochenende in die Türkei. Anlass des Betriebsausflugs: Das Duisburger Familienunternehmen hat in diesem Jahr die Zahl von einer Million Kunden überstiegen.
Während der Umsatz der deutschen Reisebüros im vergangenen Jahr im Schnitt um zwei Prozent anstieg, wuchs Schauinsland als siebtgrößter Reiseveranstalter um 23,7 Prozent und nahm mit 970 Millionen Euro Tuchfühlung zur Milliarden-Grenze auf. „Wir sind der einzige Veranstalter in Deutschland, der seit 13 Jahren jährlich zweistellig wächst“, sagt Geschäftsführer Kassner. „Wir haben uns das Wachstum nicht durch aggressive Preisaktionen erkauft, sondern bodenständig erarbeitet.“
Familienunternehmen seit 1918
Gerald Kassner führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Begonnen hatte alles im Jahr 1918, als sein Großvater Erich in Duisburg mit einem Zwei-PS-Leiterwagen sein Transportunternehmen aufbaut. Mit fünf Bussen steigt er auch in das Geschäft mit der Personenbeförderung ein. 1959 dann fällt der Startschuss für das Reisebüro, das Gerald Kassners Eltern im Duisburger Stadtteil Marxloh eröffnen. Die Busfahrten an die spanische Costa Brava boomen. Mit dem ersten Flieger nach Ibiza beginnt für Schauinsland auch das Flugzeitalter.
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„Bis Ende der 80er-Jahre hielten sich Bus- und Flugreisen noch die Waage. Als die Flüge Mitte der 90er-Jahre günstiger wurden, kippte das Verhältnis. Seit 2000 explodiert das Fluggeschäft“, so Kassner. Mit dem Bus fahren nach seiner Einschätzung heute nahezu nur noch Jugendgruppen in den Urlaub.
Siebtgrößter Reiseveranstalter
Im Wettbewerb mit den großen Reiseveranstaltern wie TUI, Neckermann oder Alltours hat Schauinsland seinen festen Platz gefunden. „Wir sind Spezialist für Badereisen an Orte mit warmem Wasser“, beschreibt Kassner das Konzept. Spanien, Italien, Madeira und die Algarve, aber ferne Ziele wie die Dominikanische Republik, Kuba, Mexiko, Thailand, Sri Lanka, die Malediven und die Vereinigten Arabischen Emirate sind die Kernziele des Unternehmens.
Von dem einstmals kleinen Reisebüro in Marxloh ist nicht mehr viel zu erkennen. 2006 zieht Schauinsland an den pulsierenden Duisburger Innenhafen um, wo inzwischen rund 300 Mitarbeiter beschäftigt sind. Allein in den vergangenen vier Jahren wurden 100 neue Stellen geschaffen.
Für den Erfolg hat Kassner mehrere Erklärungen parat. „Von allen Anbietern haben wir am konsequentesten auf den Reisebüro-Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesetzt“, sagt der Geschäftsführer. „Das führt für die Kunden zu einer größeren Berechenbarkeit.“ Neben zwei eigenen Reisebüros in Duisburg vermitteln 11 600 Partner Reisen aus den Schauinsland-Katalogen. Auch wenn der Duisburger Veranstalter Reisen online anbietet, setzt Kassner weiter auf den Vertriebsweg Reisebüro.
Gewinn fließt in den Betrieb zurück
Das rasante Wachstum der letzten Jahre sieht der Geschäftsführer aber auch in „schnellen Entscheidungswegen und flachen Hierarchien“ begründet. „Wir haben keine Aktionäre. Der Gewinn, den wir erwirtschaften, bleibt im Unternehmen“, erklärt der Chef des Familienkonzerns.
Um die Zukunft ist Kassner nicht bange. „Für die Deutschen ist Urlaub ein unverzichtbares Gut. Die Mobilität steigt“, sagt Kassner. Und so nehme der Trend zum Zweiturlaub zu. Dafür führen die Kunden kürzer oder sparten bei der Hotelkategorie. Kassner: „In Deutschland wird immer gereist.“