Duisburg. . Daniel Chitsulo aus Malawi kickte in der zweiten und dritten Liga für Ahlen, Essen oder Münster. Nach einem Unfall macht er jetzt eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer bei der Diakonie in Duisburg. Seiner Sport-Karriere trauert er nicht hinterher.

Früher pflügte Daniel Chitsulo als Profi-Fußballer den gegnerischen Strafraum um. Heute widmet sich der ehemalige Zweitligakicker und malawische Nationalspieler, der unter anderem bei Rot-Weiß Ahlen Teamgefährte von Stars wie Marco Reus und Kevin Großkreutz war, allerdings einer anderen Rasenpflege: Der 31-Jährige macht beim Diakoniewerk Duisburg eine Umschulung zum Garten- und Landschaftsbauer.

Doch wie kommt ein 36-facher Nationalkicker aus dem afrikanischen Malawi dazu, die Fußballstiefel gegen Arbeitsschuhe zu tauschen? „2011 hatte ich mich schwer verletzt und einen Adduktorenriss erlitten“, sagt Chitsulo und fügt hinzu: „Da habe ich mich gefragt, wie es weitergeht – ob ich im Fußballbereich bleibe oder etwas ganz anderes mache.“

Die Wahl fiel auf eine Umschulung zum Garten- und Landschaftsbauer. Denn: „Ich wollte auf jeden Fall etwas draußen an der frischen Luft machen. Außerdem ist mein Vater der Leiter eines botanischen Gartens in der malawischen Hauptstadt Lilongwe, so hatte ich schon etwas mit Pflanzen zu tun gehabt.“

Was allerdings nicht bedeutet, dass der Wahlkölner, der für seine Ausbildung zwischen der Domstadt und Duisburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln pendelt, auch wirklich Ahnung von der Botanik hatte. „Vorher habe ich nicht allzu viele Pflanzen gekannt“, gibt er lachend zu.

„Ich bin halt ein Naturtalent“

Das hat sich gewaltig geändert: „Hier ist ein Ligustrum Vulgare, hier eine Spiraea Japonica und dort ein Rudbeckia Fulgida, also ein Sonnenhut“, rattert der ehemalige Stürmer in der Ausbildungsstätte des Diakoniewerks in Neuenkamp herunter. Und schiebt noch schnell ein Wortspiel hinterher, als er das erstaunte Gesicht seines Gegenübers sieht: „Ich bin halt ein Naturtalent“, sagt er. Man merkt: Hier ist ein geerdeter Mann zu Gange, der nicht der Fußballkarriere hinterhertrauert.

Über das Arbeitsamt erfuhr der zweifache Familienvater, der mit einer Kölnerin verheiratet ist, von der Umschulung beim Diakoniewerk. „Ich habe gehört, dass der Ausbilder Martin Schmidt hier ein absoluter Fachmann ist“, sagt „Shitsu“, so sein Spitzname in Fußballerkreisen. Bereut hat er seinen Entschluss, die zweijährige Ausbildung im Juli 2013 anzutreten, auch nie. „Die Arbeit macht viel Spaß. Wir werden sowohl bei der Diakonie als auch vor Ort ausgebildet und lernen alles zu Land- und Gartenbau, Vegetationstechnik oder Wegebau.“

Beim Sommerturnier des Diakoniewerks war er wieder ein Star

Doch auch bei seiner Umschulung ist Fußball ein Thema. Beim Sommerturnier des Diakoniewerks mit neun Mannschaften war Chitsulo wieder ein Star, wie sein jetziger Ausbilder Franz-Josef Kernebeck bestätigt. „Daniel hat bei einem Spiel gesagt: Ich bin es jetzt leid und schieße drei Tore. Das hat er auch getan. Wir wurden Erster“, sagt Kernebeck und klopft Chitsulo auf die Schulter. Gelernt ist eben gelernt – egal ob als Garten- und Landschaftsbauer oder als Fußballprofi.

Seine Karriere begann in der Jugend des 1. FC Köln 

Daniel Chitsulo ist im Jahr 2000 als 17-Jähriger nach Deutschland in die Jugend des 1. FC Köln gekommen. Anschließend spielte er für die zweite Mannschaft der Kölner und wurde sogar zweimal in den Bundesligakader des Teams berufen – allerdings beide male, ohne auf dem Spielfeld eingesetzt zu werden.

Es folgten Stationen beim VFL Osnabrück, bei Rot-Weiß Ahlen, Rot Weiß Essen und Preußen Münster, ehe der heute 31-Jährige nach seiner schweren Verletzung vor drei Jahren zum SV Bergisch-Gladbach wechselte. Heute tritt er noch für den Landesligisten SG Köln-Worringen gegen den Ball.

Er bestritt 32 Spiele in der zweiten Liga und 36 im Nationaltrikot für Malawi

Insgesamt stieg Chitsulo einmal in die dritte Liga und zweimal in die zweite Bundesliga auf. Er bestritt insgesamt 32 Zweitliga-Spiele. Für sein Heimatland Malawi stand er, wie er sagt, in 36 Partien auf dem Feld, und schoss 14 Tore. „Das beeindruckendste Erlebnis war dabei ein Qualifikationsspiel zur Afrikameisterschaft in Nigeria. Da haben wir vor 60 000 Zuschauern gespielt, leider aber 1:2 verloren“, schildert Chitsulo.

Im Laufe seiner Karriere hat er auch mit vielen bekannten Kickern zusammengespielt. „Marco Reus zum Beispiel hat sein erstes Pflichtspiel in Schuhen gemacht, die ich ihm geliehen hatte“, erinnert er sich. Der Kontakt ist – ebenso wie zu seinem ehemaligen Teamkollegen Kevin Großkreutz und anderen Bundesligastars – nie abgerissen, sondern freundschaftlich geblieben. „Und wenn ich Marco Reus jetzt schreibe: Hey, ich brauche Schuhe, dann schickt er mir immer welche“, sagt Chitsulo und lacht.