Duisburg. Kein Auto stört den Verkehr: Mit Lauf- und Lastenrädern, Mountainbikes und Rollern ging’s bei der Demo „Kidical Mass“ am Sonntag durch Duisburg.
So eine Fahrrad-Demo hat es noch nie in Duisburg gegeben: Mehr als 300 kleine und große Radler zockeln am Sonntagnachmittag bei der ersten „Kidical Mass“, organisiert vom ADFC, bei freier Bahn durch die Innenstadt. Sie setzen sich ein für bessere Radwege, die eine sichere Fahrt zur Schule ermöglichen. Mit Geklingel und Seifenblasen geht’s durch die Straßen. Die Autos sind für eine Stunde ausgesperrt.
„Herrlich, das könnte öfter so sein“, seufzt eine Teilnehmerin und lässt locker rollen. Gefahren wird Schritttempo. „Die Kinder geben die Geschwindigkeit vor. Ich bin froh, dass so viele von euch hier sind“, ruft Organisator Wolfgang Dewald den Teilnehmern entgegen. Keine rote Ampel kann sie aufhalten. „Megageil“, findet das ein Junge und trampelt mit Schmackes in die kleinen Pedalen. „Aber nur, weil da vorne die Polizei steht und den Verkehr regelt“, klärt ihn ein Erwachsener auf. Na gut.
Demo-Strecke deckt Wege zu Duisburger Schulen ab
Die Gruppe gibt ein buntes Bild ab. Lastenesel auf zwei Rädern sind unterwegs, Dreiräder, Mountainbikes mit Anhängern. Auf einem Gepäckträger dreht sich eine Seifenblasenmaschine und aus den Lautsprechern klingt: „Beim Fahrrad fahren fliegen die Gedanken und man muss auch gar nicht so oft tanken.“
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Die fünf Kilometer lange Strecke führt einmal um die Fußgängerzone. Steinbart- und Landfermann-Gymnasium liegen entlang des Wegs. André und Sabine Sitter lassen Dominik (11) aus Duissern jedoch nicht mit dem Drahtesel zur Schule fahren. Er müsste nicht nur Hauptverkehrsstraßen kreuzen: „In Duissern gibt’s viele enge und unübersichtliche Ecken“, weiß Mama Sabine. Sie habe Angst, dass er zwischen den Autos übersehen werde. Wenn Papa André, Dominik und dessen Bruder indes an der Ruhr entlang fahren, wo einem nicht ständig Pkw entgegen kommen, sei so eine Tour viel entspannter.
2019 gab’s 348 Fahrrad-Unfälle in Duisburg
Laut Verkehrsbericht der Polizei Duisburg gab es 2019 insgesamt 348 Unfälle im Stadtgebiet, an denen Fahrräder und E-Bikes beteiligt waren. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 431, doch Wolfgang Dewald vom ADFC sagt: „Unser Ziel ist die Vision Zero – keine Verletzten und Toten im Straßenverkehr. Wir fordern ein sicheres Schulradwegnetz und die aktive Einbindung von Kindern und Jugendlichen in den Stadtentwicklungsprozess.“ Das Fahrrad sei zu Corona-Zeiten eine gute Alternative zu den Elterntaxis.
Damit er und seine Mitstreiter möglichst viele Duisburger erreichen, hatte nicht nur der ADFC, sondern auch der Kinderschutzbund und der BUND zur „Kidical Mass“ aufgerufen – pünktlich zum Weltkindertag übrigens.
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In der Innenstadt fürchten sich viele der Radler vor dem so genannten „Dooring“ – Autofahrer, die achtlos die Tür öffnen, seien eine Gefahr. „Wir plädieren für den niederländischen Griff, dabei öffnet man die linke Tür mit der rechten Hand und schaut automatisch über die Schulter“, erklärt Arndt Rother, Hauptkommissar und Leiter des Bereichs Verkehrsunfallprävention bei der Polizei in Duisburg.
Für ein sicheres Fahrerlebnis gehört ein Helm auf den Kopf
Er erinnert den einen oder anderen Demo-Teilnehmer daran, dass für ein sicheres Fahrerlebnis eigentlich unbedingt ein Helm auf den Kopf gehöre. Die Polizei kläre in Kindergärten und Schulen darüber auf, wie man sich richtig im Verkehr zu verhalten habe. „Wer die Fahrradprüfung bestanden hat, kann auch als Kind durch die City radeln.“
Die meisten wünschen sich, dass es künftig in der Innenstadt mehr Platz für Drahtesel gibt.
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