Dortmund. Einen Waldkindergarten gibt‘s bisher in Dortmund nicht. Aber jetzt entsteht in der Huckarder Kita „Abenteuerland“ eine neue Gruppe für 20 Kinder.

„Erwachsene belegen Waldbaden-Kurse – aber Kinder brauchen das nicht: Die sind viel achtsamer. Jeder Tautropfen, der vom Moos kugelt, jedes Farnblatt, das sich entrollt, ist für Kinder superspannend.“ Dr. Eva Barrenberg gerät ins Schwärmen, wenn sie über spielende Kinder im Wald erzählt. Die Geschäftsführerin des Frauenzentrums Dortmund weiß, was die Natur mit Kindern macht. Waldkita-Kinder seien deutlich kreativer, sozialer und psychisch gesünder als Kinder aus normalen Kindergärten, sagt sie.

Ab August haben 20 Kinder die Chance auf „mehr Draußen“: Die Kita Abenteuerland des Frauenzentrums Dortmund baut in Huckarde eine neue Waldkita-Gruppe auf. „Anläufe für Waldkitas gab es Dortmund schon einige“, weiß Barrenberg. Daraus sei aber bisher nichts geworden. Auch der Versuch des Frauenzentrums, eine eigene Naturkita in Eving aufzubauen, war vor Kurzem gescheitert: Süggelwald und Grävingholz sind Naturschutzgebiete – die Umweltauflagen machten eine Kita extrem kompliziert.

Neue Waldkita-Guppe: „Abenteuerland“ leistet Pionier-Arbeit in Dortmund

„Dann haben wir einfach auf die Karte geguckt und nach Wäldern gesucht, die keine Naturschutzgebiete sind“, erklärt Barrenberg. Und siehe da: Der südliche Rahmer Wald, nur 20 Minuten Fußweg von der Kita Abenteuerland entfernt, bot sich an. Sonderlich abgelegen ist der Mischwald natürlich nicht: „Es ist immer noch urbaner Raum. Da werden wir vielen Spaziergängern begegnen.“ Aber die Kinder dürfte das kaum stören – und für Eltern bringt es große Vorteile: Hol- und Bringort ist der Parkplatz am Ende der Buschstraße. Dorthin kommt man auch mit Bus und Bahn.

Um unnötige Bürokratie zu vermeiden, wurde aus der geplanten eigenständigen Waldkita „nur“ eine zusätzliche Waldkita-Gruppe der bestehenden Einrichtung. Das habe riesige Vorteile, erklärt Barrenberg – weniger Bürokratie, flexibler Personaleinsatz, gemeinsame Aktionen aller Vorschulkinder oder Mitnutzung des Kitagebäudes für Elternveranstaltungen. Eine ideale Lösung also.

Die neue Gruppe hat Platz für 20 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. „Die Waldkita in Eving wäre auch nicht größer geworden“, erklärt Barrenberg. Eine Kröte müssen Kita-Team und Eltern allerdings schlucken: Vorerst gibt‘s nur eine Betreuungszeit von 25 Stunden (8-13 Uhr). Für 35 oder 45 Stunden, wie es viele Eltern für ihren Job bräuchten, sind die Vorgaben zu hoch (Küche selbst bei Catering, Plätze für den Mittagsschlaf etc.). Aber Eva Barrenbeg sieht‘s pragmatisch: „Wir sind Pioniere und fangen klein an.“ Am Personal wäre eine längere Betreuungszeit definitiv nicht gescheitert, ist sich die Geschäftsführerin sicher. „Es ist absoluter Luxus, aber mit Personal haben wir als eine der wenigen Kitas in Dortmund überhaupt keine Probleme.“

Waldkita im Rahmer Wald: Kein fester Platz – Kinder entscheiden mit

Einen festen Platz im Wald haben die Kinder und Erzieher aber nicht. Sie ziehen dorthin, wo die Kinder gerade am liebsten spielen wollen. Bauwagen oder Hütte gibt es ohnehin nicht: Was gebraucht wird, kommt jeden Morgen mit dem Bollerwagen aus der Kita Abenteuerland (Lupen, Schaufeln, Campingklo, Wasser zum Trinken und Händewaschen...). Für Wetter-Notfälle wird ein Schutzraum hergerichtet – ein ehemaliger Hundesalon (36qm) an der Buschstraße. Bei absehbaren Extremwetterlagen plant das Team direkt einen Ausflug ins Museum oder in die Bibliothek. Denn so abgelegen das Wort „Waldkita“ auch klingt: „Uns ist klar, dass wir immer noch im urbanen Raum sind. Rundherum ist Stadt. Aber mal ehrlich: Welche Waldkita kann man schon mit der U-Bahn erreichen?“

• Anmeldungen für die neue Waldkita-Gruppe der Kita Abenteuerland in Dortmund-Huckarde sind ab sofort über das Kita-Portal der Stadt Dortmund möglich. WICHTIG: 25 Stunden auswählen und als Notiz „Waldkita“ angeben.
• Info-Abend: Am 28. Mai 2024 findet in der Kita an der Fuchteystraße eine Info-Veranstaltung für Eltern statt.