Dortmund. Sportliche Erfolge wirken sich auf die Aktie des BVB aus. Doch es gibt weitere wichtige Faktoren. Was passiert bei einem möglichen CL-Gewinn?

Es sind gute Wochen für Borussia Dortmund, nicht nur sportlich: Um fast 20 Prozent legte die Aktie zu, seit der Club Mitte April ins Halbfinale der Champions League einzog. Jetzt, zwei Siege gegen Paris St. Germain später, ist sogar der ganz große Triumph in Reichweite. Wie entwickelt sich der Aktienkurs, sollte der BVB den Wettbewerb tatsächlich gewinnen?

Sportaktien reagieren auf Erfolg und Misserfolg. Das beste Beispiel ist gerade mal ein Jahr alt. Am 21. Mai 2023, die Borussia hatte gerade in Augsburg gewonnen und Bayern erneut eine Niederlage kassiert, war plötzlich die Riesenchance da, aus eigener Kraft Deutscher Meister zu werden. Der Gegner Mainz schien schlagbar, der Titel war für viele Fans Formsache – für einige Anleger ebenfalls.

Auf und Ab der BVB-Aktie rund um das Saisonfinale 2023

Bis zum 26. Mai kletterte die Kurve innerhalb weniger Tage auf 5,88 Euro, nachdem sie Anfang des Monats noch bei 4,24 Euro gelegen hatte. In diese Richtung ging es dann ganz schnell wieder zurück, weil am letzten Spieltag nur ein 2:2 gelang. Am Ende des Monats stand die Aktie bei 4,13 Euro.

Enttäuschte Fans verlassen nach der verpassten Meisterschaft am 27. Mai 2023 das Stadion. Das spannende Saisonfinale spiegelte auch der Aktienkurs des BVB wider.
Enttäuschte Fans verlassen nach der verpassten Meisterschaft am 27. Mai 2023 das Stadion. Das spannende Saisonfinale spiegelte auch der Aktienkurs des BVB wider. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Erfolge auf dem Platz sind kapitalmarktrelevant“, bestätigt Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Der Sieg gegen Paris habe einen deutlichen Impuls gesetzt und dazu geführt, dass die Aktie am Donnerstag im SDAX – einem Aktienindex mit 70 kleineren Unternehmen – vorne lag.

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Der Börsenexperte sagt aber auch: „Von einem Höhenflug wie vor der Corona-Pandemie sind wir noch weit entfernt.“ Heißt: Einen explosionsartigen Kursanstieg auf ein Niveau von neun oder zehn Euro, das bis 2020 herrschte, wird es wohl nicht geben. „Um dort wieder hinzukommen“, sagt Erlebach, „brauchen wir einen nachhaltigen positiven Trend“.

Konstanter Anstieg des Aktienkurses zwischen 2010 und 2020

Genau so ein Trend war beim BVB zwischen 2010 und 2020 zu beobachten. Am Anfang der Entwicklung, nach sportlicher und finanzieller Existenznot Ende der 2000er-Jahre, war die Aktie nicht mal mehr einen Euro wert. Seit der Meistersaison 2010/2011 stieg die Kurve dann aber konstant an – zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2020 lag sie sogar nah an der Zehn-Euro-Marke.

„Der Kurs wurde in dieser Zeit von der sportlichen, aber auch von der wirtschaftlichen Entwicklung beflügelt“, ordnet Dietmar Erlebach ein. Dazu habe die dauerhafte Qualifikation für die Champions League, die für Borussias Finanzen so wichtig ist, maßgeblich beigetragen.

Erlebach nennt außerdem die Dividendenfähigkeit als Faktor, der eine Aktie auch für Großanleger interessant macht. Und seit dem Absturz in der Pandemie – die BVB-Aktie bewegt sich seitdem meist zwischen drei und fünf Euro – hat Borussia Dortmund keine Dividenden mehr ausgezahlt. „Man hat aber mittlerweile die bilanziellen Voraussetzungen geschaffen, um das unter bestimmten Voraussetzungen wieder zu machen“, sagt der Experte.

Champions-League-Qualifikation wichtiges Signal für finanzielle Entwicklung

Für den Börsenwert der Borussia ist die erneute Qualifikation für die Königsklasse also womöglich wichtiger, als ein etwaiger Gewinn des Wettbewerbs. Denn für die langfristige finanzielle Entwicklung des Clubs, so Erlebach, „ist das ein ganz wichtiges Signal“. Bereits durch das 1:0 im Hinspiel gegen Paris hat die Mannschaft dieses Ziel erreicht.

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Für Dietmar Erlebach sind Aktien von Sportvereinen übrigens mehr als Liebhaberaktien oder Spielereien, als die sie mitunter verschrien sind: „Ich halte Borussia Dortmund für eine solide Anlage. Dafür spricht auch, dass sie in den SDAX gekommen sind.“ Mit Finanzvorstand Thomas Treß sei der BVB zudem personell gut aufgestellt: „Gemeinsam mit Hans-Joachim Watzke hat er den Erfolgskurs eingeleitet.“

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