Dortmund. Ist „Mr. Cash Money“ nicht der einzige Scheinvater aus Dortmund? Die Stadt nimmt verdächtige Beurkundungen unter die Lupe.

Der Fall hat bundesweit für Diskussionen gesorgt: Ein in Dortmund gemeldeter Deutsch-Nigerianer hat Vaterschaften für 24 Kinder anerkannt, die zum Großteil nicht seine leiblichen sind – offenbar mit dem Ziel, den afrikanischen Müttern ein Bleiberecht zu verschaffen und sich selbst zu bereichern. Das „Geschäftsmodell“ von Jonathan A. soll die Sozialkassen jährlich rund 1,5 Millionen Euro kosten.

Der Wirbel um den selbsternannten „Mr. Cash Money“ war am Donnerstag noch einmal Thema im Dortmunder Rat. Mehrere Anträge sahen unter anderem vor, Vaterschaftsbeurkundungen so lange auszusetzen, bis die Stadt eine sichere Methode entwickelt hat, um Fälle wie den von Jonathan A. künftig erkennen und verhindern zu können.

Etwa 8000 Vaterschaftsanerkennungen seit 2017 in Dortmund

Die Stadt war dem jedoch zuvorgekommen. Die Beurkundungen wurden bereits vorübergehend ausgesetzt. Und schon zwei Tage zuvor hatte Familiendezernentin Monika Nienaber-Willaredt bei einer Pressekonferenz über die interne Aufarbeitung Auskunft erstattet.

Ergebnis dieser Nachforschungen: Seit es den Paragrafen 1597a („Verbot der missbräuchlichen Anerkennung der Vaterschaft“) gibt, habe es in der Stadt Dortmund 20.000 Beurkundungsvorgänge gegeben – rund 8.000 davon waren Vaterschaftsanerkennungen.

Vier Väter haben zehn Kinder oder mehr

In den Registern habe man genau vier Väter gefunden, die zehn oder mehr Kinder anerkannt haben. Monika Nienaber-Willaredt: „Einer von denen ist Jonathan A. Zwei andere – einer mit zwölf und einer mit zehn Kindern – haben wir nachgeprüft, das sind ganz reguläre Fälle. Einer ist noch in Prüfung, da müssen wir nochmal genauer hinsehen, ob es sich hier möglicherweise um einen Scheinvater handelt.“

„Nichtsdestotrotz ist jeder Scheinvater einer zu viel. Und deswegen haben wir uns nochmals intensiv mit unserer Organisation befasst“, so die Dezernentin.

Änderungen in der Organisation von Beurkundungen

Es gebe in Dortmund 28 sogenannte „Urkundspersonen“, die für Vaterschaftsanerkennungen zuständig sind. Bislang sei alles über die Adressen der Mütter gelaufen. Dadurch sei es bei Jonathan A. passiert, „dass er fünf Vaterschaften bei uns in Dortmund hat anerkennen lassen, aber auch bei fünf unterschiedlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, weil die dazugehörigen Frauen jeweils woanders gewohnt haben“, führt Nienaber-Willaredt aus.

Das soll sich laut Dezernentin ab sofort ändern: „Wir wollen die Vaterschaften jetzt alphabetisch sortieren, immer über den Vater, damit die Urkundsbeamten das dann auch erkennen können.“

Das soll in Dortmund jetzt anders laufen

Man habe sich zudem mit den Urkundsbeamten zusammengesetzt und überlegt, wie man diesen „Einzelfall“ Jonathan A. hätte verhindern können. Daraufhin sei ein Checkliste für die Urkundsbeamten entwickelt worden. Diese diene als Handlungs- und Gesprächsleitfaden, mit dem sie den Verdacht auf eine missbräuchliche Vaterschaftsanerkennung nachvollziehbar machen und dokumentieren können. So etwa sei zu klären, wie die Personen zueinander stehen.

Sobald sich ein Hinweis darauf ergebe, dass mit der Vaterschaft ein Bleiberecht erschlichen werden soll, werde das Ganze an die Ausländerbehörde weitergegeben. „Die hat noch ganz andere Mittel, um dann zu überprüfen“, sagt die Dezernentin.

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(Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass es 20.000 Vaterschaftsanerkennungen seit 2017 gab. Diese Zahl wurde nachträglich von der Stadt Dortmund berichtigt.)