Dortmund. Mit der Scheinvaterschaft für 24 Kinder hat der Nigerianer Jonathan A. für einen Skandal gesorgt. Die Stadt Dortmund weist jetzt Ämter neu an.
Nach dem Betrugsskandal um „Mr. Cash Money“ hat die Stadt Dortmund die Beurkundung von Vaterschaften derzeit ausgesetzt. Sozialleistungen für 24 Kinder soll der Nigerianer Jonathan A. hier kassiert haben, ohne die Absicht, sich je um diese zu kümmern. Die Stadt will Konsequenzen ziehen und bei der Beurkundung bald strenger vorgehen.
Der Fall beschäftigte am Mittwoch den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie und war auf Antrag der CDU auf der Tagesordnung gelandet. Die Fraktion hatte vorab auch einen umfangreichen Fragenkatalog an die Verwaltung addressiert, ein weiterer war seitens der Grünen-Fraktion eingegangen.
Dortmunder Dezernentin zu „Mr. Cash Money“: „Bundesweites Problem“
„Intensiv und in aller Tiefe“ prüfe man das bisherige Vorgehen, erklärte Dezernentin Monika Nienaber-Willaredt in der Sitzung. An der Aufarbeitung seien mehrere Stellen im Haus beteiligt, darunter Jugendamt, Rechnungsprüfungsamt, Ausländerbehörde, Rechtsamt sowie die Kommunalaufsicht.
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Die Beigeordnete betonte aber auch, es handele sich um ein bundesweites Problem, das nun in Dortmund sehr öffentlichkeitswirksam zu Tage getreten sei: „Wenn jemand 24 anerkannte Kinder hat, sind das vielleicht vier in Dortmund, andere in Wuppertal oder anderen Städten.“ Vaterschaften würden nicht nur dort beurkundet, wo die Väter gemeldet sind.
„Wir wollen unseren Maßnahmen mehr Rechtssicherheit geben“, sagte Nienaber-Willaredt weiter. Eine neue Bearbeitungsmethode werde sie deshalb persönlich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchsprechen, von denen die Urkunden ausgestellt werden. Die Frage eines Ausschussmitglieds, ob dies die strengere Auslegung einschränkender Gesetze bedeuten soll, bejahte sie.
Stadt Dortmund will sehr bald wieder Vaterschaften beurkunden
Ein Großteil der von den Ratfraktionen eingebrachten Fragen blieb am Mittwoch noch unbeantwortet, etwa die, wie viele weitere Verdachtsfälle es derzeit in Dortmund gibt. Die Dezernentin sagte aber weitere Auskünfte zu, sobald die Aufarbeitung abgeschlossen ist. Ab der kommenden Woche soll die Beurkundung von Vaterschaften auch in den Fällen wieder möglich sein, die in Zusammenhang mit dem Ausländerrecht stehen.
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Das Thema war durch einen Beitrag des ARD-Magazins „Kontraste“ bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Brisanz verleiht ihm der Umstand, dass sich Jonathan A. in sozialen Medien „Mr. Cash Money“ nennt und dort mit seinem Wohlstand prahlt. Jonathan A. lebt in Nigeria, ist aber in Dortmund gemeldet und besitzt einen deutschen Pass.
Die Regelung, die er offensichtlich ausgenutzt hat, soll eigentlich dem Wohl der Kinder dienen: Wer bereit ist, für ein Kind zu sorgen, kann sich rechtlich als Vater anerkennen lassen. Das Kind muss weder das eigene sein, noch muss man mit ihm oder der Mutter zusammenleben.
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Laut der ARD-Recherche stammen die Mütter aller 24 anerkannten Kinder aus afrikanischen Ländern. Weil Jonathan A. deutscher Staatsbürger ist, haben die Kinder, Mütter und weitere Angehörige ein Bleiberecht in Deutschland. 94 Personen sollen es in diesem Fall sein. Demnach werden durch Jonathan A. jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro Kosten für die Sozialkassen verursacht.