Essen. Behördengänge sind für die Meisten lästig, doch in einigen Städten machen es die Deutschen gern. Dazu zählt auch eine Stadt aus dem Ruhrgebiet.
In welchen Städten erledigen die Deutschen ihre Behördengänge am liebsten? Dieser Frage ist der Verbraucherschutzverein Berlin/Brandenburg (VSVBB) in einer Untersuchung nachgegangen und hat sich die Bewertungen von Behörden in den 40 einwohnerreichsten deutschen Städten angesehen. Dabei standen Ausweis- und Meldeangelegenheiten im Fokus.
Kassel ist die beliebteste Behördenstadt, Bochum auf Rang vier
Am besten schneidet dabei die nordhessische Stadt Kassel ab. Dort gibt es zwar nur eine zuständige Behörde, allerdings heimst diese mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,1 Sternen den Titel ein. Maximal möglich sind fünf Sterne. Knapp hinter Kassel landen mit 4,07 Sternen der Sieger der beiden vorherigen Jahre, Augsburg, und Bielefeld (4,06). Platz vier belegt mit vier Sternen und sechs Behörden Bochum, während die 43 Berliner Behörden auf eine Durchschnittsbewertung von 3,97 Sternen kommen. Damit ist die Bundeshauptstadt Fünfter.
Im Ruhrgebietsranking folgt auf Bochum Oberhausen. 3,72 Sterne reichen im deutschlandweiten Vergleich für Platz 17. Essen wird mit 3,69 Sternen Zwanzigster, während Gelsenkirchen mit 3,46 Sternen auf Platz 26 rangiert. Für Dortmund bleibt mit 3,12 Sternen nur Platz 33, während Duisburg mit 2,77 Sternen gar Vorletzter wird. Platz 40 hat mit 2,39 Sternen Mönchengladbach inne.
Zwei Dortmunder Behörden sind besonders unbeliebt
Unter den beliebtesten Einzelbehörden findet sich mit dem Bürgeramt Kupferdreh in Essen nur ein Ruhrgebietsvertreter. 4,5 Sterne bedeuten einen geteilten zehnten Platz. Die beliebteste Einzelbehörde befindet sich mit der Bezirksgeschäftsstelle West in Braunschweig. Durchschnittlich 4,9 Sterne zeugen von der Zufriedenheit der Bürger. Platz zwei belegt mit der Meldestelle Hardt kurioserweise ein Amt aus dem im Städteranking abgeschlagenen Mönchengladbach. Dritter ist mit 4,7 Sternen das Bürgeramt Ronsdorf in Wuppertal.
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Die Mönchengladbacher Meldestelle Vitus-Center ist mit durchschnittlich 2,1 Sternen dagegen die unbeliebteste Einzelbehörde Deutschlands, gemeinsam von der Bürgerberatung Dornberg in Bielefeld. Mit auf das Treppchen hat es dann noch eine Behörde aus dem Ruhrgebiet „geschafft“. Mit einer Bewertung von durchschnittlich 2,2 Sternen stehen die Dortmunder Bürgerdienste bundesweit ebenfalls schlecht da. Die Bezirksverwaltung Mengede (Dortmund) und die Bezirksverwaltung Hamborn (Duisburg) haben mit durchschnittlich 2,4 Sternen die in der Untersuchung siebtschlechtesten Bewertungen von Einzelbehörden erhalten.
VSVBB-Vorsitzende kritisiert Behörden für den Umgang mit Bewertungen
Anglika Menze, erste Vorsitzende des VSVBB, sieht seit dem Start des Behördenrankings 2020 bereits Verbesserungen. „Seit wir das VSVBB-Behördenranking im Jahr 2020 zum ersten Mal durchgeführt haben, hat sich die bundesweite Durchschnittsbewertung jedes Mal verbessert. Das ist grundsätzlich ein positives Signal. Mit durchschnittlich 3,59 Sternen werden die Behörden in Deutschlands größten Städten aber trotzdem nicht wirklich positiv bewertet.”
Und auch in der Selbstreflektion sieht sie bei den Behörden noch Luft noch oben. „Noch immer signalisieren nämlich die wenigsten Behörden ein Interesse an der Meinung der Bürger, indem sie auf öffentliche Bewertungen reagieren. Zudem befinden sich unter diesen Bewertungen teilweise veraltete und unzutreffende Rezensionen, die einfach gelöscht werden könnten. Dafür müssten sich die Behörden aber wie privatwirtschaftliche Dienstleister mit ihren Bewertungen auseinandersetzen. Das wäre insbesondere an solchen Standorten gut, an denen die Bürger – positiv gesprochen – noch Optimierungsmöglichkeiten sehen.“