Dortmund. 250 Neonazis waren am Freitag in Dortmund zur Trauerfeier für den Rechtsextremisten Siegfried Borchardt. Grabinschrift für zu Streit vor Gericht.

Unter großem Polizeiaufgebot und mit Medienbegleitung ist am Freitag der in Dortmund bekannte Rechtsextremist und frühere Hooligan Siegfried Borchardt beerdigt worden. Laut Polizei versammelten sich etwa 250 Personen aus der rechtsextremen Szene bei der Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof im Stadtteil Brackel.

Der „SS-Siggi“ genannte Borchardt war zu Lebzeiten Mitgründer der Hooligan-Gruppe „Borussenfront“, hinlänglich als rechter Schläger tätig und mehrfach vorbestraft unter anderem wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung. Im Jahr 2014 saß er für zwei Monate auch mal als gewählter Abgeordneter im Dortmunder Stadtrat und war ein paar Jahre später Mitglied einer Bezirksvertretung.

Trauerfeier für „SS-Siggi“: Stadt drängte auf anonymes Grab

Die Trauerfeier am nord-östlichen Friedhofs-Eingang begann gegen 10 Uhr mit ein paar Minuten Verspätung. Gegen 12.45 Uhr teilte die Polizei mit, dass die Veranstaltung beendet sei und die Gäste abreisten. Eine Polizeisprecherin teilte mit, es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben.

Dass zwischen seinem Todesdatum Anfang Oktober und der Beerdigung an diesem Freitag fast drei Monate liegen, zeigt die Brisanz der Sache. Weil die Stadt es vermeiden will, dass der städtische Hauptfriedhof im Stadtteil Brackel zu einer Neonazi-Pilgerstätte wird, hatte sie versucht, die Art und Weise der letzten Ruhestätte Borchardts zu beeinflussen.

Streit vor Gericht um Grab-Inschrift

Das gerichtliche Verfahren dazu läuft noch, berichten Medien vor Ort. Doch dass die Asche des Neonazis am Freitag in einem regulären Reihengrab bestattet werden konnte, das auch eine großflächige Grabplatte erhalten soll, hätte die Stadt gerne verhindert: Sie hatte, Medienberichten nach, ein anonymes Grab favorisiert, war damit aber in einem Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht gescheitert.

„Über die Gestaltung der Grabplatte läuft noch ein Gerichtsverfahren“, sagte ein Stadtsprecher am Freitag. Weitere Auskünfte wollte er nur auf schriftliche Anfrage hin geben.

Polizei-Aufgebot, auch um den Friedhof zu schützen

Organisiert wurde die Trauerfeier Medienberichten nach aus dem NRW-Führungskader der rechtsextremistischen Partei „Die Rechte“. Die Polizei teilte im Vorfeld auf ihrem Twitter-Kanal (externer Link) mit, sie begleite die Trauerfeier mit Einsatzkräften auch, „um den sensiblen Teil des Friedhofs (zu) schützen“.

Der 1921 eröffnete 118 Hektar große Hauptfriedhof hat nach Angaben der Stadt Dortmund auch einen jüdischen Teil. Daneben gibt es unter anderem mehrere Kriegsgräber-Anlagen und ein Feld, auf dem ein Denkmal an die Dortmunder Opfer des Faschismus erinnert. Zudem gibt es seit etwa 25 Jahren einen Bereich für muslimische Bestattungen.

Wird der Hauptfriedhof nun zum Neonazi-Pilgerort?

Es bleibt abzuwarten, in wieweit die rechte Szene künftig vermehrt zum Hauptfriedhof pilgert. Erwartet werden kann das sicherlich, zu einschlägigen Terminen, etwa dem Todestag Borchardts,

Schon im Vorfeld war in der Neonazi-Szene versucht worden, Borchardts Namen eine dauerhafte Präsenz in der Stadt zu verschaffen: Der Antrag, ihn mit einem Straßennamen auf dem Dortmunder Stadtplan zu würdigen, schaffte es Mitte vergangenen Dezember immerhin auf die Tagesordnung des „Bürgerdienste-Ausschusses“ und erhielt damit das vom Initiator sicherlich gewünschte öffentliche Echo. Mehr aber auch nicht.

(dae)