Castrop-Rauxel/Dortmund. Aus dem Hochsicherheitstrakt ist ein 23-Jähriger aus Castrop-Rauxel am Mittwoch ins Dortmunder Amtsgericht gebracht worden. Zusammen mit anderen Computerfreaks soll er Bombendrohungen an den Flughäfen Berlin und Düsseldorf abgesetzt und dabei eine Million Euro gefordert haben. Er sagt, es sei eine Art Spiel gewesen.
In Hand- und Fußfesseln wurde der 23-Jährige ins Dortmunder Amtsgericht gebracht. Der Vorwurf: Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten - in einem Fall Erpressung. Ende 2013 soll der Castrop-Rauxeler mehrere telefonische Bombendrohungen bei den Flughäfen Berlin und Düsseldorf abgesetzt haben. Dabei soll er in einem Fall eine Million Euro in der Internet-Währung Bitcoins gefordert haben. Ein echter Terrorist ist er aber offensichtlich nicht.
"Telefonstreiche" waren in der Chat-Gruppe Pflicht
Zu Prozessbeginn schilderte der Angeklagte die Taten als eine Art kindisches Spiel, das etwas außer Kontrolle geraten sei. Zusammen mit einer Gruppe weiterer Computerfreaks aus dem ganzen Bundesgebiet habe er sich regelmäßig in einem bestimmten Chat-Forum getroffen. Dort hätten "Telefonstreiche" zur täglichen Routine gehört. Die Regeln: Einer aus der Gruppe sei auserkoren worden, das Gespräch zu führen. Die übrigen hätten demjenigen dann während des Telefonats "Regieanweisungen" vorgegeben. "Einer von uns musste zum Beispiel mal bei Rewe anrufen und behaupten, er habe mehrere Getränke-Packungen vergiftet", sagte der Castrop-Rauxeler den Richtern. Ihm sei schließlich die Aufgabe gegeben worden, die Bombendrohungen bei den Flughäfen abzusetzen. "Das war eine dumme Idee", sagt der 23-Jährige heute. Die ganze Tragweite seines Handelns sei ihm erst später klargeworden.Da war es allerdings schon zu spät.
Bombendrohung sollte Freilassung erzwingen
Das Bundeskriminalamt und mehrere Landeskriminalämter hatten bereits eine Ermittlergruppe gebildet und waren so den Chat-Freunden auf der Spur. Entscheidend war die Nummer, die bei den Telefonaten im Display erschien. Sie konnte einer Person zugeordnet werden, die bei der Computerfreak-Gruppe wohl in Ungnade gefallen war.
Als der 23-Jährige schließlich festgenommen wurde, machten die anderen alles nur noch schlimmer. Wieder griff die Gruppe zum Telefon und ließ einen Droh-Anruf los. Entweder man lasse den Castrop-Rauxeler sofort frei oder sie würden eine Bombe zünden, hieß es in dem Telefonat. Die Folge: Der 23-Jährige wurde aus einem "normalen" Gefängnis in einen Hochsicherheits-Trakt verlegt. "Das war nicht wirklich angenehm", sagte der Angeklagte den Richtern.