Castrop-Rauxel. Die Aufdeckung des Missbrauchs durch einen ehemaligen Trainer des Castroper TV hatte auch Auswirkungen auf das Vereinsleben. Mehr als die Hälfte der Leichtathleten trat damals aus, die Abteilung zerbrach. Nun will man Vertrauen wieder herstellen, neue Trainer müssen ein Führungszeugnis vorlegen.

Unsittliche Berührungen im Geräteraum. Übergriffe auf dem Mattenwagen. Fotos und Videos von den Taten. Der jahrelange Missbrauch eines ehemaligen, mittlerweile geständigen Leichtathletik-Trainers des Castroper Turnvereins hat das Vereinsleben maßgeblich beeinflusst: Vor allem die vielen ehrenamtlichen Übungsleiter leiden unter den Ereignissen der Vergangenheit.

"Die Leichtigkeit in den Übungsstunden ist verloren gegangen", erzählt Thomas Höltmann. Er ist beim Castroper TV für "Prävention und Intervention sexueller Gewalt im Sport" verantwortlich, ehrenamtlich. Ein Amt, geschaffen als Konsequenz der Missbrauchsfälle des 59 Jahre alten ehemaligen - auf diese Betonung legen die Vereinsmitglieder großen Wert - Leichtathletiktrainers.

Verein will sich vom Stigma lösen

Das, was Höltmann sagt, kennt auch Sascha Rarkowski. Er ist Judo-Trainer. Judo ist eine Vollkontaktsportart. Verbunden mit - wie der Name schon sagt - Kontakt. Zwischen den Sportlern. Aber auch zwischen Trainer und Athlet. "Wir fragen uns natürlich auch, welcher Kontakt okay ist und wo wir besser auf Abstand gehen." Rarkowski nerven solche Gedanken. Er wünscht sich, dass sich der Verein endlich von diesem Missbrauchs-Stigma lösen kann.

Ehrenkodex

Der Ehrenkodex des Castroper Turnvereins ist eine Erklärung, die jeder neue Trainer unterschreiben muss. Mit der Unterschrift verpflichtet sich der Trainer unter anderem, auf Anwendung von Gewalt sowohl physischer, psychischer als auch sexueller Natur zu verzichten.

Wie sehr der Verein gelitten hat, erzählt die Vorsitzende Barbara März: "60 bis 70 Mitglieder haben damals die Leichtathletik-Abteilung verlassen. Mehr als die Hälfte." Die Abteilung zerbrach. März will, dass sich das wieder ändert.

Neuer Ehrenkodex eingeführt

Dafür muss Vertrauen zurückgewonnen werden. Und daran wird konsequent gearbeitet. Ein Ehrenkodex wurde eingeführt. Neue Trainer müssen ihn unterschreiben. Ebenfalls müssen sie ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen.