Dortmund/Castrop-Rauxel. 12.000 kinderpornografische Bilder und 400 Video hatte die Polizei bei einer Hausdurchsuchung gefunden — jetzt steht ein ehemaliger Turnlehrer des Castroper Turnvereins vor Gericht. Der Vorwurf: Er soll in einer Sporthalle intime Fotos von seinen jungen Turn-Schülerinnen gemacht haben.
Das Gesicht hinter einer grauen Fleecejacke versteckt, sitzt Udo H. zusammengesunken in seinem Stuhl. Den Blick von den Opfern und deren Angehörigen, die sich zahlreich im Saal 24 des Dortmunder Landgerichts versammelt haben, abgewendet. Erst bei seinem Teil-Geständnis blickt er auf, spricht mit monotoner Stimme. „Ich habe nie vorgehabt einem der Kinder zu schaden oder Sex mit ihnen zu haben“, sagt er. Über den Inhalt der Anklage sei er schockiert.
Dem ehemaligen Übungsleiter des Castroper Turnvereins (CTV) wird sexueller Missbrauch an Kindern in 63 Fällen sowie schwerer sexueller Missbrauch in einem Fall im Zeitraum von 1996 bis April 2011 vorgeworfen. Er soll den Intimbereich seiner Schülerinnen und Freundinnen seiner Tochter fotografiert und gefilmt haben, soll die Sieben- bis Elfjährigen dafür in aufreizenden Posen posieren lassen und sie sogar angefasst haben. In seinem Auto, auf dem Dachboden seines Hauses und dem Mattenwagen der Turnhalle der Johannes-Rau-Realschule.
Ihm ginge es vielmehr darum, Fotos zu machen
In seiner Wohnung fand die Polizei über 12.000 Fotos und fast 400 Videos mit kinderpornografischem Inhalt. „Kinder haben mich nie sexuell stimuliert“, sagt der 58-Jährige. Er halte sich auch nicht für pädophil. Vielmehr ging es ihm darum, Fotos zu machen und „die intimsten Momente festzuhalten“.
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Während der Anklageverlesung fließen Tränen bei den Opfern, die zum Teil als Nebenkläger auftreten sowie bei den Müttern der noch sehr jungen Kinder. Eine heute 26 Jahre alte Frau aus Castrop-Rauxel, die Ende der 90er Jahre von Udo H. schwer sexuell misshandelt worden sein soll, trifft nach langer Zeit das erste Mal wieder auf ihren Peiniger. „Ich habe kalte Hände bekommen. Und Wut und Aggressionen“, sagte sie vor der Verhandlung. „Ich hoffe, dass ich das irgendwann abschließen kann.“
Prozess wird noch einmal neu aufgerollt
Doch bis dahin wird es wohl noch einige Zeit dauern. Der Angeklagte hat die meisten Vorwürfe zwar zugegeben, streitet einiges allerdings auch ab. So unter anderem die hohe Anzahl der Fotos sowie die vorgeworfenen Handlungen an der 26-jährigen Zeugin. Auf die Frage des Richters, warum er die Taten begannen habe, sagte der Angeklagte: „Mein Ziel war es, mich selbst zu zerstören und mich in eine Situation zu bringen, aus der ich nicht mehr rauskomme.“ Er leide seit Jahren unter Ängsten.
Das Gericht möchte Udo H. nun psychologisch auf die Frage der Tatneigung und Motivation untersuchen lassen. Vermutlich Ende September wird der Prozess noch einmal neu aufgerollt.