Castrop-Rauxel. . Während die Herde friedlich auf der Altlastenheide in Castrop-Rauxel graste, kämpfte ein verletztes Schaf ums überleben. Schäfer Horst W. aus Ickern ließ es in einem Anhänger liegen und reagierte auch auf Drängen eines Tiermediziners nicht. Am Ende hat es aber doch noch seinen Frieden finden können.
Zu einem ausgewachsenen Skandal hat sich der sonntägliche Streit um ein verletztes Schaf in Ickern entwickelt. Auch am Nachmittag lag das noch lebende Tier weiterhin in einem abgestellten Anhänger am Fuß des Landschaftsbauwerks. Polizei und Kreis-Veterinäramt wurden von der Redaktion darüber informiert und schritten sofort ein. Gegen 17 Uhr wurde das Tier an Ort und Stelle eingeschläfert.
Zuvor hatte ein Radfahrer aus Habinghorst am Sonntagmorgen das verletzte Schaf entdeckt. Es lag nahe dem Radweg entlang des Deininghauser Bachs, allerdings hinter dem Zaun, der die hohe Altlastenhalde umgibt.
Schäfer will sich um Schaf kümmern, doch lässt es liegen
Der herbei geholte Schäfer, Horst W. aus Ickern, sicherte nach einer lautstarken Auseinandersetzung mit dem Radfahrer zu, sich um das Tier zu kümmern. Das war auch der Stand gestern, den die Pressestelle der Polizei in Recklinghausen hatte. Doch in Wirklichkeit lag das Schaf auch gestern Mittag noch unversorgt in dem schmalen Anhänger.
Am Morgen hatten Bauarbeiter, die im Auftrag des EUV, dem kommunale Versorgungsbetrieb der Stadt, ein Regenrückhaltebecken pflastern, noch ahnungslos wenige Meter entfernt vom Anhänger gearbeitet. Erst nach Stunden wurden sie zufällig auf das Schaf aufmerksam. Es lag, von einer Holzlattentür verdeckt, zwischen acht leeren Kanistern und einem Eimer. Starker Verwesungsgeruch hatte sich breit gemacht. Hermann Börmann aus Marl: „Es ist ein Skandal, ein Tier so leiden zu lassen. Was ist das für ein Schäfer, der so etwa zulässt?“
Auch dem Veterinäramt ist der Schäfer bekannt
Der Schäfer lässt im Auftrag des EUV seine kleine, etwa 30 Tiere umfassende Herde auf der Halde grasen. „Er darf die Fläche nutzen, um das Gras kurz zu halten“, erläutert Thorsten Werth-von-Kampen.
Unproblematisch war die Zusammenarbeit offenbar nicht. Denn dem EUV war kürzlich die Beschwerde eines Grundstückeigentümers am Deininghauser Weg bekannt geworden: Der Schäfer habe verendete Tiere auf einen Anhänger geladen und diesen einfach auf dem Gelände abgestellt. Auch hier seien Bauarbeiter auf den Verwesungsgeruch aufmerksam geworden. Dem EUV gegenüber gab Horst W. aber an, aus Zeitmangel so gehandelt zu haben.
Auch beim Kreisveterinäramt ist der Schäfer aus Ickern bekannt, wie Pressesprecher Jochen Manz bestätigt: „Es gab schon Probleme mit freilaufenden, also nicht eingezäunten Schafen, und auch wegen der Tierkörperbeseitigung.“ Sogar der Tierärztin Dr. Elke Lütkefels versicherte der Schäfer noch gestern Nachmittag, er habe das Tier ordnungsgemäß versorgt: „Er hat mir einen Bären aufbinden wollen, das ist schon ziemlich dreist.“ Gestern wurde gegen Horst. W. ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet.