Castrop-Rauxel. . Zehn Punkte für den Schwanentanz, null Punkte beim Tore-Schießen - und sechs Punkte beim Quiz mit dem Bürgermeister. Castrop-Rauxel hat bei „WDR 2 für eine Stadt“ 16 Punkte erzielt - und damit die Ruhrgebietsehre (vorläufig) gerettet. Bottrop und Gladbeck waren mit 15 Punkten ausgeschieden.

Männer in Strumpfhosen, Frauen auf Zehenspitzen, abstehende Röckchen und ein ungewohnt tänzelnder Gleichschritt: Die Stadtaufgabe der Aktion „WDR 2 für Castrop-Rauxel“ war ein Kracher. So viel steht am Ende eines ereignisreichen Tages fest. Eine Chronologie der Ereignisse:

Bis 15 Uhr müssen 50 Tänzer samt passendem Ballettpublikum und themengerechter Kulisse auf der Bühne stehen und den Schwanensee mit Musike aufführen. Vorneweg - ebenfalls stolz wie Schwan - stolziert dann Bürgermeister Johannes Beisenherz, verkleidet als englische Queen.

Die hat der Stadt 1952 vier Themse-Schwäne für den Gondelteich geschenkt, deren Nachkommen allerdings längst verschwunden sind. Für WDR 2-Moderatorin Steffi Neu ist die Wette jedenfalls eine echte Überraschung. Sie freut sich über den Jubel des Marktplatz-Publikums und sagt per Live-Schalte dem WDR-Moderator Uwe Schulz: „Wir wissen nicht, was euer Team geraucht hat, aber es wirkt. Also, zieht euch alle was Schönes an.“

Mehrere hundert Zuschauer

Die mehreren hundert Zuschauer sind begeistert, sie jubeln und wollen das Ding mit aller Kraft stemmen. Ulli Müller vom Organisationsteam, das seine Kommandozentrale auf Zeit im Jugendzentrum BoGi’s bezogen hat, gibt sich siegesgewiss. „Die zehn Punkte sind uns sicher. Wir werden die tollsten Schwäne hinzaubern, die Castrop-Rauxel je gesehen hat.“ Zwar hörte sein Herz bei der Aufgaben-Bekanntgabe für „einen kurzen Moment auf zu schlagen“, doch dann raste der Puls. Tänzer, Strumpfhosen, Röckchen, Kulisse werden per Zuruf organisiert. Alle, die etwas mit Tanz und Bühnebild zu tun haben, sollen sich melden und sein Team unterstützen. „Der Castrop-Rauxel hat Rhythmus im Blut, das Tanzen ist kein Problem, das kriegen wir alles wunderbar hin“, ist Müller sicher.

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Geradezu relaxt gibt sich Stadtoberhaupt Beisenherz. Von Zechenthemen, Europastadt, ja auch von keltischen Baumkreisen war im Vorfeld die Rede. Die Spekulationen schossen ins Kraut. Nix passte. Nun kommt die Krönung, macht er die Queen zum Schwanentanz. „Damit habe ich nicht gerechnet. Aber das ist doch eine tolle Aufgabe. Mein Optimismus ist gewachsen.“

Die Castrop-Rauxeler grinsen jedenfalls heftig vor sich hin. Reihum Frohsinn pur. Auf skurrile Auftritte steht man hier und einen Bürgermeister, der die Royal-Nummer abzieht gab’ auch noch nicht. Marktplatzbesucherin Kathrin Schultz, die sich das Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen will, ist begeistert: „Eine schöne Aufgabe, ich freue mich auf die Queen.“ Und der Sieg steht längst für sie fest. „Ich glaube an uns. Wir schaffen 18 Punkte.“ Dann hätte Castrop-Rauxel die Ruhrgebiets-Ehre gerettet, sind doch Bottrop und Gladbeck bereits ausgeschieden.

Vorbereitungen laufen um 13 auf Hochtouren 

Und tatsächlich sieht es gegen 13 Uhr verdammt gut aus für die Stadtwette in Castrop-Rauxel. Die Sonne scheint und die fürs Schwanensee-Ballett nötigen Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Organisationsteam-Leiter Ulli Müller gerät geradezu ins Schwärmen: „Wir werden ein Meer an Schwänen haben, die Menschen sind sehr hilfreich.“

Gut, dass die Stadt über ein Landestheater verfügt. Das WLT ist mit zwei Trucks bereits auf dem Platz präsent, baut die Kulissen für den großen Auftritt mit Hilfe zahlreicher Schüler des Adalbert-Stifter-Gymnasiums auf. Bühnenbilder, von denen noch die Farbe trieft, werden aufgehängt und WLT-Bühnenmeister Sebastian Jungermann setzt mit seinem achtköpfigen Team, das kurzfristig alarmiert wurde, voll auf Improvisation. „Ist doch lustig hier, das passt.“

Thron steht parat

Hinter ihm steht bereits der Thron für den Mann, pardon, die Frau, die ihn füllen soll. Das ist Bürgermeister Johannes Beisenherz, der mit seinen Stellvertretern - die sind der Hofstaat - zur Zeit in der Maske sitzt, um eine opulente Queen Elisabeth II. abzugeben. ASG-Kunsterzieher Peter Schäfer schleppt mit Schülern schwer an Podesten, hält kurz inne, wischt den Schweiß von der Stirn und triumphiert: „Wir packen das, das ist unser Ehrgeiz.“

Knapp daneben: Bottrop und die WDR2 Aktion

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    In der Kommandozentrale glühten derweil zwei Stunden die Drähte, wurden Helfer erfolgreich mobilisiert. Es läuft super, freut sich Müller. „Hier, ein Riesenstapel Engelsflügel, und das St. Rochus-Hospital schickt gleich einen Packen Thrombosetrümpfe.“ Weiße Strümpfe sind im Moment nämlich nicht en vogue. Geklappt hat es leider nicht mit der Queen liebster Hunderasse, den Corgies. Die waren nicht aufzutreiben. Auch die weiße Kutsche lässt sich nicht blicken. Dafür kommt ein Knatterteil ins Spiel. Müller strahlend: „Die Queen wird mit einem weißen Motorrad samt Beiwagen herankutschiert.“

    Null Punkte beim Torwandschießen um 14 Uhr 

    Doch dann, um 14 Uhr: Oh je, es hat nicht sollen sein: Drei Schüsse sollten beim Torwandschießen drei Punkte bringen, doch dreimal hielt der automatische Roboceeper die Bälle. Fazit: null Punkte.

    Der Roboceeper machte den beiden Fußballern Marc Olschewski vom SV Blau-Gelb Schwerin 20/26 e.V. und Sascha Schröder vom SG Wacker Obercastrop 29/65 e. V. den Sieg zunichte, der Ball verfing nicht im Netz. Die Castrop-Rauxeler waren trotzdem fair und spendeten Aufmunter-Applaus. Schräders erste Reaktion: „Bitter.“ Und Olschewski gab sich selbstkritisch: „Ganz schlecht, sehr schade.“

    Nun muss die Städtewette stehen, die Performance ist für 15 Uhr angesagt. Und da sieht es gut aus. Erste als Schwanensee-Tänzer verkleidete Bürger sind bereits präsent, das Bühnenbild steht, der Thron glänzt und selbst für die lebenden Corgies ist ein Ersatz gefunden: Ein Spielzeughund auf Rädern hockt vorm royalen Sitzgerät.

    Auch Teile des Hofstaats haben sich eingefunden, bestens eingekleidet. Peter Millner, stellvertretender Bürgermeister, zupft an den bunten Stoffen seines historischen Kostüms. „Bei der Einkleide war Riesenstimmung. Mit mir wollte man gleich in die Zeltabteilung gehen“, sagt Millner, der durchaus eine imposante Erscheinung abgibt. „Tja“, meint er allerdings etwas nachdenklich, „jetzt hängt wohl alles am Bürgermeister“

    16 Punkte bei Stadtaufgabe und Quiz um 17 Uhr 

    Um 15 Uhr ist die Stadtaufgabe dann durch. Mit voller Punktzahl drängt sich Castrop-Rauxel dem finalen Bürgermeisterquiz entgegen. Ein fantastisches Schwanensee-Ballett in dollen Kostümen, ein perfekt als Queen Elisabeth II. gestylter Bürgermeister Johannes Beisenherz samt Hofstaat und ein richtig mitgehendes Publikum ließen am Sieg dieses Teils der Stadtwette nichts zu rütteln über.

    In Kürze startet nun das alles entscheidende Quiz. Beisenherz, mit hochsitzendem Kunstbusen und glitzerndem Damentäschchen, strahlt Zuversicht aus: „Einfach gelassen bleiben. Jetzt kann ich nur noch gewinnen.

    Und dann- tatsächlich: Mit einem grandiosen Durchmarsch beim Bürgermeisterquiz holt Johannes Beisenherz sechs von zehn Punkten und katapultiert die Stadtwette auf 16 Punkte.

    Rund ums Butterbrot

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    Ein von über 750 Castrop-Rauxelern frenetisch gefeierter Endstand, der dafür sorgt, dass die Europastadt an Bottrop und Gladbeck mit jeweils 15 Punkten vorbeizieht. 16 Punkte haben bisher nur Wermelskirchen und Herscheid.

    „His royal highness“ - Beisenherz war als Queen Elisabeth II. beim Schwanensee-Ballett präsent - stand beim Quiz „wie eine Eiche“, so WDR Moderator Uwe Schulze, der den Castrop-Rauxelern ein Riesenkompliment für ihren Einsatz machte. Er zog quasi den Hut vor der „Queen“ und bekannte, das er bei einem ähnlichen Quiz-Test „jämmerlich versagte“.
    Beisenherz wiederum, der hochkonzentriert, gelassen und souverän das Fragen-Stakkato parierte, reichte das Lob gleich weiter - ans Publikum. „Ich bin super glücklich. Aber allein das, was vorher auf die Beine gestellt wurde, das ist klasse.“