Castrop-Rauxel. . Zum Dschungelcamp gehören neben ekeligen Prüfungen auch hundsgemeine Moderatoren-Sprüchen. Garant dafür ist Micky Beisenherz, der in Castrop-Rauxel sein Abitur machte. Im Interview spricht der Autor über seine Arbeit, den Tod von Dirk Bach und seinen Dschungelkönig-Favoriten.
Die siebte Auflage des Dschungelcamps läuft auf Hochtouren. Garant für die launigen Moderatoren-Sprüche ist Micky Beisenherz, der am Adalbert-Stifter-Gymnasium sein Abi baute und dessen Onkel Bürgermeister Johannes Beisenherz ist. Mit dem Moderator und vielbeschäftigten Gag-Autor sprach Gerhard Römhild.
Der Tod von Dirk Bach war ein Schock fürs Team. . .
Micky Beisenherz: Dirk Bach war jemand, der dieses Format vor der Kamera geprägt hat durch seine unvergleichliche und schillernde Art. Zum anderen aber auch durch sein einnehmendes, positives Wesen, das die Stimmung - gerade in den vielen Nachtschichten - im Team extrem positiv beeinflusst hat. Dirk war ein absoluter Profi. Und ein toller, tiefgründiger, herzlicher Mensch. So viel darf ich sagen: Es sind viele Tränen geflossen.
Es dürfte kein leichter Einstieg für Daniel Hartwich sein?
Beisenherz: Intern ja. Da gab es keinerlei Probleme und er wurde mit aller Herzlichkeit aufgenommen. Was nicht verwundert, da er ein guter Typ ist. Seitens der Presse: Gewiss nicht. Vor allem deshalb, weil Kritiker gerne dazu neigen, Menschen zu kategorisieren oder die Berichterstattung extrem zu halten. Was man ja unlängst in der Analyse der „Wetten, dass...?“-Nachfolge von Markus Lanz gesehen hat. Was da teilweise abging, war schlichtweg unwürdig. Der Lanz musste sich ja zwischenzeitlich vorkommen, als hätte er während der Show Panzer nach Saudi Arabien verkauft. Aber zu Daniel: Ich hoffe, die Menschen, die diese Sendung sehen, sind bereit zu akzeptieren, dass der Nachfolger eines tollen Moderators zwar anders ist, aber nicht unbedingt schlechter. Das fällt manchen schwer. Aber Daniel ist ein super Moderator und hat in den Proben schon gezeigt, dass er einen guten Humor hat, der 1:1 zu uns passt. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten. Und Bier trinkt er auch.
Selbst TV-Terminator Oliver Kalkofe schrieb in seiner aktuellen TV-Spielfilm-Kolumne - „Ich freu mich drauf!“ - Ein gutes Zeichen?
Beisenherz: Auf jeden Fall. Ich kenne Olli ja, arbeite auch mit ihm zusammen, und er weiß: Eine gute Pointe ist eine gute Pointe. Egal, ob davor oder dazwischen mal eine Känguru-Klöte durchs Bild fliegt. Der Dschungel bietet einfach gute, abwechslungsreiche Unterhaltung mit Augenzwinkern. Man kann problemlos die Tagesthemen, die heute-Show und den Dschungel gucken, ohne, dass man am nächsten Tag in Burka zum Bäcker gehen muss.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Chef-Autor Oli Haas?
Beisenherz: Och, bei Klinsi und Jogi ist es doch auch sehr gut gelaufen. Jetzt, wo ich es sage, fällt mir gerade auf: Die Parallelen sind tatsächlich erschreckend: Millionen hatten Spaß, einige Einzelspieler haben wir groß raus gebracht und Titel haben wir auch keine gewonnen. Noch nicht mal ‘nen Comedypreis. Wir schlafen übrigens in getrennten Zimmern.
Mal so nebenbei: Wer ist diesmal eigentlich Ihr Favorit?
Beisenherz: Olivia Jones hat wirklich sehr gute Chancen. Er/sie hat als alte Kiezblüte Erfahrungen mit einem breiten Spektrum an Verhaltensauffälligem. Andererseits hat Olivia Jones humoristisch gut was auf dem Kasten und wird sicherlich gut vorbereitet in den Busch gehen. Ich sehe Olivia Jones ein bisschen als die feminine Variante von Desirée Nick.
Abflug ins Dschungelcamp
Wird’s spruchmäßig wieder hundsgemein oder hat der Bremser diesmal dickere Arme?
Beisenherz: Das hängt ein bisschen davon ab, wie sich die Camper dort unten verhalten, wie die Großwetterlage in Australien das Gesamtgeschehen beeinflusst und die Situation in Europa - okay, ich mach´s kurz: Ja. Es wird gemein. „Hundsgemein“ trifft es zoologisch allerdings nicht ganz. Wie ich gehört habe, plant Helmut Berger nämlich, etwaigem Notstand dadurch beizukommen, indem er – Zitat – „schon einen Affen zum Bumsen finden“ wird. Das nur als Nachtrag: Wir wollen gewiss niemanden vernichten oder ihm nachhaltig schaden. Im Grunde genommen zeigt unsere Show doch auch das, wie die Branche sich öfter sehen sollte: mit Augenzwinkern und Humor. Und wenn es dann mal die ein oder andere Breitseite gibt, sollte das jeder vertragen können.
Warum schalten die Leute ein: wegen der Ekelprüfungen oder wegen der Moderation, also den Sprüchen?
Beisenherz: Ich würde natürlich gerne behaupten, dass die Zuschauer nur wegen unserer Genialität einschalten, fürchte aber, dass sie sich doch schon für das Geschehen im Camp interessieren. Es ist doch toll, dass diese Show so viel Unterschiedliches anbietet: Wer gerne Achtelprominenten bei der Selbsterniedrigung zusieht, wird genauso bedient wie der Zuschauer, der unsere Show mittlerweile für eine verkappte Late Night Show hält. Das ist eben der Vorteil, wenn man jeden Tag auf Sendung geht. Und wir bieten Unterhaltung, die Einblicke bietet, die die ganzen gelackten People Magazine gerne ausblenden. Wir sind quasi sowas wie die „B Seite“ der „BUNTE“n. Die Sendung funktioniert dermaßen gut. Bald wollen wir es sogar mal mit Prominenten versuchen.
Wird RTL zum Akademiker-TV?
Beisenherz: Was den Anteil bei speziell dieser Show angeht, finden sich tatsächlich überdurchschnittlich viele Vertreter dieser Spezies wieder. Ist doch toll, dass man sich am nächsten Tag beim Cognac im Lehrerzimmer über die neuesten Eskapaden von Helmut Berger oder Fiona Erdmann unterhält.
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Mit dem Schauspieler Helmut Berger zieht nicht nur der ehemals schönste Mann der Welt ins Camp, sondern auch ein enfant terrible. Welche Chancen auf den Dschungelkönig räumen Sie ihm ein?
Beisenherz: Da eine gewisse körperliche Zähigkeit vonnöten ist, schätze ich die Chancen auf den Titel als Dschungelkönig in etwa so hoch ein wie die, dass er noch mal schönster Mann der Welt wird. Sind wir doch erstmal froh, dass er es überhaupt rein geschafft hat! Lediglich um die Affen mache ich mir jetzt ein bisschen Sorgen.
Sie arbeiten hinter der Kamera und vor der Kamera. Wo geht’s hin?
Beisenherz: Auf jeden Fall nicht unten ans Lagerfeuer. Wobei ich als Ex-Moderator der Pyramide jetzt natürlich schon eine gewisse Qualifikation mit bringe. Ich bin ein Star, holt mich hier raus!
Hand aufs Herz: Markus Lanz reißt die Quote von „Wetten, dass..?“ runter, benutzt Floskeln. Benötigt der nicht längst einen erfahrenen Gagschreiber wie Sie?
Beisenherz: Markus kann vieles. Stand Up ist aber gewiss nicht so sein Ding. Das weiß er selber auch. Fürs Erste wär’s vielleicht ganz gut, die Katzenmützen und die Hüpfsäcke im Schrank zu lassen.