Castrop-Rauxel. Ein Verlagshaus hat für sein Lyrik-Jahrbuch „Das Gedicht lebt” 14 Gedichte von Thomas Frauendienst ausgewählt. Der seit seiner Geburt behinderte Habinghorster schreibt über den Alltag und präsentiert seine Lyrik jetzt auf der Frankfurter Buchmesse.

Susanne Müller vom R.G. Fischer Verlag ist beeindruckt: „Das Besondere ist, dass dieser Autor bislang nicht lyrisch in Erscheinung getreten ist!” In Castrop-Rauxel ist der Name allerdings bekannt: Thomas Frauendienst sorgte zuletzt mit Plänen für eine Contergan-Gala für Schlagzeilen. Nun wählte das Verlagshaus 14 Gedichte des Habinghorsters für sein Lyrik-Jahrbuch „Das Gedicht lebt” aus. Und bat den Autor, seine Werke auf der Frankfurter Buchmesse zu präsentieren.

Dichten als neues Lebensziel

„Das Leben hat seine Aufs und Abs”, sagt der 45-Jährige, der das Dichten als neues Lebensziel entdeckt hat. Und ergänzt, in Hinblick auf die etwas unglücklich verlaufene Gala-Geschichte: „Ich bin eine Kämpfernatur. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Nun kann ich eine neue Seite von mir zeigen.”

40 Gedichte hat Thomas Frauendienst dem R.G. Fischer Verlag zugesandt, weitere 40 bereits verfasst. Daraus solle ein Buch werden, namens „Die 80 Gedichte des täglichen Lebens”. Es sind: kurze, lebensbejahende Stücke, in denen er etwa über das Wetter schreibt. „Der Leser soll seinen Alltag in Versen wiederfinden.” Sein Stil? Schlicht und nett, möchte man sagen. Warum der Verlag so begeistert reagierte, könnte manchem ein Rätsel sein

Das Gedicht lebt

14 literarische Kostproben und eine kurze Vita Frauendiensts wurden in die jährlich erscheinende Anthologie „Das Gedicht lebt” aufgenommen. Darin werden Kostproben zeitgenössischer Dichter gesammelt. Am Sonntag, 13 Uhr, wird Frauendienst Gast der Buchmesse sein. 13 Autoren werden am Stand des Verlages ihre Lyrik vortragen.

Gewidmet hat der Habinghorster seine Stücke Angelika Harms, seiner „großen Liebe”. Sie hatte den einstigen Kraftsportler zum Dichten ermuntert. „Ich habe gemerkt: Ich habe die Gabe, zu schreiben.” Inzwischen finde er in der Lyrik ein Stück Selbstbefriedigung: „Dass Leute meine Gedanken lesen können, macht mich glücklich.”

Ein Gedicht von Thomas Frauendienst:

Die Hochzeit

Der Tag aller Tage,

das ist keine Frage,

sind in aller Welt

die Hochzeitstage.

An diesem Tag scheint

das Glück in voller Pracht,

zu dem sogar die Sonne lacht.

Zwei Menschen versprechen sich vor vielen die Liebe

und hoffen darauf,

dass es immer so bliebe.

Sind das Standesamt und die Kirche als Zeremonie

der Liebe für die Hochzeit vollzogen,

dann werden das Glück und die Liebe gefeiert,

bis in den nächsten Morgen.

Viele Jahre später,

noch immer ein Paar,

erinnern sich beide,

wie schön es war.

Als sie sich gaben das Ja!