Thomas Frauendienst will Gala für Contergangeschädigte aufziehen. Doch deren Interessensvertretung zweifelt an der Seriösität des 44-Jährigen. Überweisung von 440 Euro soll Vorwurf der Vorteilsnahme ausräumen

Thomas Frauendienst und Angelika Harms wollen im November die
Thomas Frauendienst und Angelika Harms wollen im November die "1. Deutsche Contergan-Gala" veranstalten. Doch ausgerechnet bei dem Opfer-Verband, der den Erlös erhalten soll, regen sich Zweifel und Gegenwehr. Foto: ReutterBrauhaus-Chef Elmar Bök ist Gastgeber der Contergan-Gala. © WAZ

Das Brauhaus Rütershoff soll im Herbst Schauplatz der"1. Deutschen Contergan-Gala" sein. Der Erlös ist für den Bundesverband Contergangeschädigter bestimmt. Doch dessen Vorsitzende hat "nach wie vor Probleme, sich auf diese Zusammenarbeit einzulassen".

Thomas Frauendienst ist behindert. Bei seiner Geburt 1964 waren seine Füße nach innen ausgerichtet, die Sehnen und Knochen verkümmert. 44 Operationen hat der bullige Mann hinter sich. Er sieht sich als Contergan-Opfer. Wer daran zweifelt, liest in seiner Pressemappe (!) eine Eidesstattliche Versicherung seiner Mutter. Sie erklärt, dass ihr während der Schwangerschaft 1963 das Schmerzmittel Contergan verabreicht worden sei.

"Ich will dafür sorgen, dass das Leid von uns Contergan-Opfern gelindert wird", sagt der 44-Jährige. Sein Ziel im vergangenen Jahr: eine Benefiz-Gala am Forum mit Show-stars und Paten aus der Bundespolitik. Doch schnell muss der Umschüler erkennen: Die Europahalle ist eine Nummer zu groß. Neues Credo: "klein anfangen und stetig wachsen, so wie die Aids-Gala und die Solidarfonds-Schlagerparty."

Im März gründet Frauendienst mit seiner Partnerin Angelika Harms eine GbR, richtet ein Guthabenkonto ein und schließt einen Vertrag mit dem Brauhaus. Am 15. November soll der Wohltätigkeitsabend über die Bühne gehen. Die großen Namen aus Show und Politik spielen keine Rolle mehr. Immerhin gelingt es Frauendienst, mehrere Klubs und Künstler für einen kostenlosen Auftritt zu gewinnen: u.a. den Karnevalsverein CCCS, die Wanner Showgruppe "Wunderland", das WLT (mit Ausschnitten aus "Richard Rogers"), Musicalsängerin Anja Vita sowie sechs Schlagerinterpreten. Im Eintritt von 25 Euro ist ein Büfett enthalten. "250 Karten stehen zur Verfügung. Die Einnahmen fließen an den Bundesverband."

Bares und Sachleistungen werden offeriert. Die Sparkasse sichert 500 Euro zu. Weitere Geldspenden von Rütgers Chemicals und den SPD-Politikern Gabi Sikora und Frank Schwabe gehen auf dem Konto ein. Eine Druckerei im Erin-Park produziert die Plakate und Tickets, ein Habinghorster Café will eine Torte backen.

"Anfangs wurden wir belächelt. Aber wir haben es geschafft!", versammelt Frauendienst im April die Teilnehmer und Sponsoren bei einer Pressekonferenz im Brauhaus. Auch Bürgermeisterreferent Uwe Bonsack ist dabei - "allerdings rein informell". Bereits 2007 hatte Frauendienst Johannes Beisenherz (SPD) die Schirmherrschaft über die Gala angedient. Der lehnt jedoch bis heute ab. Bonsack: "Wir brauchen Sicherheiten. Die wurden uns nie vorgelegt."

Die schärfste Kritikerin sitzt in Allmendingen (Baden-Württemberg). Margit Hudelmaier, Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter, hegt heftigen Groll. "Es gibt keinerlei Vereinbarung mit Herrn Frauendienst. Er ist nicht autorisiert, in unserem Namen aufzutreten", so Margit Hudelmaier, die erklärt, nach dem ersten Bericht unserer Zeitung über Ungereimtheiten von dem Castrop-Rauxeler am Telefon bedroht worden zu sein. In Kürze werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Thomas Frauendienst hat bereits reagiert. Um jeglichen Vorwurf einer Vorteilsnahme auszuschließen, überwies er das komplette bisherige Gala-Guthaben von 440 Euro auf das Konto des Verbandes. "Alle weiteren Spenden folgen nach dem 15. November. Ansonsten gibt es keine Zusammenarbeit", so Frauendienst, der versichert: "Ich bin gestraft genug und habe nur die Absicht, Menschen zu helfen!"