Castrop-Rauxel. . 400 Bürger kamen an Samstag in Castrop-Rauxel zur parteiübergreifenden Kundgebung gegen Ausländerfeindlichkeit. Der Vater der deutsch-türkischen Familie, die mit fremdenfeindlichen Parolen provoziert wurde, zeigte sich sehr berührt von der Unterstützung.

Castrop-Rauxel ist die Heimat der Türken, der Griechen, der Polen, der Italiener, der Russen, der Asiaten, der Deutschen. Die Europastadt ist die Heimat aller Nationen, aller Kulturen – da ist kein Platz für Intoleranz und Fremdenhass.

Das machten die Castrop-Rauxeler am Samstag unmissverständlich klar: Sie zeigten Gesicht gegen Rechts, nahmen an der überparteilichen Demo teil. Etwa 400 Bürger gingen im Stadtteil Schwerin auf die Straße, um ihre Solidarität mit der deutsch-türkischen Familie Ibuk zu bekunden.

Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit

„Das ist toll, da fühlt man sich wohler“, sagte Frau Ibuk beim Blick auf den Neuroder Platz, der sich zunehmend mit Menschen füllte. Sie kamen mit Transparenten und Plakaten. Mit erhobener gelber Hand, dem Symbol für ein interkulturelles Miteinander, setzten sie ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt.

Geleitet von der Polizei zogen die Bürger sowie Vertreter der Parteien und Verbände schließlich los. Auf ihrem Weg zur Kundgebung am Hammerkopfturm trugen die Demonstranten, egal welcher Herkunft, eine Botschaft auf kleinen Ansteckern gut sichtbar in die Öffentlichkeit: „Castrop-Rauxel ist meine Heimat.“ Ein Satz, der dem spürbaren Wir-Gefühl am Samstag Nachdruck verlieh.

Integration funktioniert

„Ich möchte mich im Namen meiner Familie bei Ihnen bedanken“, begann Ahmet Ibuk seine bewegende Rede. Fast 50 Jahre sei es nun her, dass er mit dem Zug aus Istanbul nach Castrop-Rauxel kam, erzählte er. In der Europastadt habe er eine neue Heimat, Freunde, eine Familie gefunden. „Ich danke Ihnen, dass Sie mich daran erinnert haben, stolz darauf zu sein, den Deutschen und den Türken in einer Person repräsentieren zu dürfen“, betonte er. „Nach fast 50 Jahren sind wir der Beweis, dass Integration funktioniert.“ Es berühre ihn sehr, fuhr er mit bebender Stimme fort, „dass meine Stadt mit mir ein Zeichen setzt“.

SPD-Chef Rajko Kravanja war ebenfalls ergriffen: „Ich freue mich, dass wir in der Kürze der Zeit ein breites Bündnis auf die Beine gestellt haben.“ Er sei stolz darauf, dass so viele Menschen ein Zeichen setzen. Dabei machte er aber eines deutlich: „Es ist keine Demo gegen den Nachbarn, auch wenn das Geschehene der Anlass ist – es ist eine Demo gegen Rechtsextremismus.“ Kravanja weiter: „Ich weiß nicht, ob der Nachbar einsichtig ist, aber er hört ganz sicher, dass das mit uns nicht zu machen ist.“

Moralische Verantwortung

Hass, betonte auch Bürgermeister Johannes Beisenherz, „hat bei uns keinen Platz – heute nicht und in aller Zukunft nicht.“ Sich gegen Fremdenfeindlichkeit zu stellen, sagte er, sei keine juristische Frage, sondern eine moralische Verantwortung.

„Lassen Sie uns gemeinsam für ein Deutschland sorgen, in dem man ohne Angst verschieden sein kann“, zitierte der SPD-Fraktionschef Daniel Molloisch den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau. Alle Redner appellierten, sich für ein friedliches Miteinander stark zu machen, Fremdenhass entgegen zu treten.

Ruziye Malkus vom IBKF bekräftigte: „Wir dürfen nicht dulden, was den Ibuks widerfährt.“ Der Nachbar diffamiert die Familie mit ausländerfeindlichen Parolen. Er selbst deklariert die jüngste Provokation als Gruß an seine Tauben. Ruziye Malkus kann da nur mit dem Kopf schütteln – und nicht nur sie.