Castrop-Rauxel. .
Ein Brandstifter geht um in der Justizvollzugsanstalt von Castrop-Rauxel. Gefängnis-Leiter Ralf Bothge vermutet den Täter unter den Gefangenen.
Sechs Vorfälle in drei Monaten. Vor allem der letzte, geschehen am Mittwochabend während DFB-Pokalspiels, bereitet der Anstaltsleitung Sorgen. Gegen 21.45 Uhr bemerkte ein Gefangener heftigen Qualm im Keller vom Hafthaus 1. Er alarmierte einen Mitarbeiter der JVA, der die Flammen in einem Kellerraum mit dem Feuerlöscher löschte. Die Feuerwehr rückte aber auch noch aus, um den Rauch aus den Räumen zu blasen. Die 60 Insassen vom Hafthaus 1 mussten das Gebäude für einige Zeit verlassen. Die Polizei ermittelt.
„Das war Brandstiftung“, betont Bothge. Bei den anderen Vorkommnissen habe es sich rein juristisch noch um Sachbeschädigungen gehandelt. Im September kokelte eine Matratze, im Januar qualmte eine als Aschenbecher dienende Dose. Bei den drei Fällen im Februar schmorte mal ein Kunststoffabfalleimer auf dem Herd, brannten Papierhandtücher in einem Schrank. Diesmal aber hatte das Feuer das Gebäude ergriffen – eindeutig Brandstiftung.
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Einige Zeit hatte Ralf Bothge noch gehofft, dem Täter gehe es allein darum Aufmerksamkeit zu erregen. Schenke man ihm die nicht, höre er vielleicht auf. Das war vor Dienstagabend.
„Natürlich haben wir die Sache auch vorher schon sehr ernst genommen und alle Maßnahmen ergriffen, um dem Brandstifter auf die Spur zu kommen“, betont der Leiter der JVA. Einzelheiten will er da natürlich nicht nennen, schließlich könnte auch der Täter die Berichterstattung verfolgen. Nur soviel: Alle Vorfälle haben sich im Hafthaus 1 ereignet. Unter den Insassen dort wird auch der Brandstifter vermutet. Deshalb sind dort jetzt mehr JVA-Mitarbeiter vor Ort.
Außerdem hat die Gefängnisleitung versucht, die Sensibilität der Gefangenen zu erhöhen. „Die sind auch schon ziemlich genervt, denn immerhin mussten wir auch einige ihrer Lockerungsmaßnahmen streichen. Das hat zu Unmut geführt.“
JVA und Polizei ermitteln weiter in alle Richtungen
Auch hat die JVA die Haftlisten überprüft, allerdings ohne Ergebnis: Es sitzt derzeit niemand wegen Brandstiftung in Castrop-Rauxel ein. Über 30 Gefangene von den 60 Insassen im Hafthaus 1 sind während der kompletten drei Monate, in denen sich die Vorfälle ereignet haben, schon dort. JVA und Polizei recherchieren und ermitteln weiter in alle Richtungen.
Nach wie vor hofft Ralf Bothge, dass es dem Brandstifter nicht um das große Feuer geht. „Wir sind hier im offenen Vollzug, da ist es nicht nur schwieriger, dem Täter auf die Spur zu kommen. Es kann auch nie vollkommen ausgeschlossen werden, dass der Brandstifter nicht irgendwie an Material für einen Großbrand gelangt.“
An ein solches Szenario will Bothge nicht wirklich denken. Da ist ihm die Vorstellung von einem Gefangenen lieber, der vielleicht aus Wut auf die JVA-Leitung zündelt. „Wir haben es hier nicht nur mit freundlichen Menschen zu tun.“