Castrop-Rauxel/Kreis.
Auch Unternehmen, die ‚lediglich’ inländischer Zulieferer sind, müssen befürchten, Ziel von Wirtschaftsspionage zu werden. Die IHK unterstützt deshalb die Aufklärungsbemühungen des Verfassungsschutzes.
„Gerade unsere zahlreichen auf internationalen und Technologiemärkten erfolgreichen Unternehmen laufen Gefahr, Opfer zielgerichteter Wirtschaftsspionage zu werden“, sagt Dr. Thomas Weiß.
Er ist Abteilungsleiter für den Bereich „International“ der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in Gelsenkirchen. Die Annahme, nur große Technologiekonzerne seien betroffen, hält er für eine Illusion: „Mit dem Exporterfolg wächst das Interesse ausländischer Nachrichtendienste am Know-how der Unternehmen aller Größenklassen“.
Auch Unternehmen, die ohne eigenen Außenhandel ‚lediglich’ inländischer Zulieferer sind, müssen befürchten, Ziel von Wirtschaftsspionage zu werden. Die IHK unterstützt deshalb mit Nachdruck die Aufklärungsbemühungen des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes. Am 27. Oktober bietet sie einen Workshop „Abwehr von Wirtschaftsspionage“ an. „Viele mittelständische Unternehmen können sich nicht vorstellen, Opfer ausländischer Geheimdienste zu werden“, bestätigt Reinhard Vesper vom Verfassungsschutz NRW. Es sei aber Fakt, dass „Nordrhein-Westfalen als Standort zahlreicher Unternehmen der Spitzentechnologie für fremde Nachrichtendienste außerordentlich attraktiv ist“. Betroffen seien alle Branchen, so Vesper weiter.
Schaden bei 50 Milliarden Euro
Besonders aber stünden der Maschinenbau, die Chemische Industrie, Luft- und Raumfahrt, Materialforschung und der Bereich Energieeffizienz im Visier der Wirtschaftsspione. Dabei gehe es nicht nur um Produkte, sondern auch um technische Informationen und Unternehmensstrategien. Diese werden gezielt über die Nachrichtendienste den Konkurrenten deutscher Unternehmen im Ausland zugespielt.
Der Schaden, der durch Wirtschaftsspionage entsteht, wird auf 50 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Fachleute vermuten, dass jede fünfte deutsche Firma schon einmal betroffen war, oft ohne es zu bemerken. Die Dunkelziffer ist entsprechend hoch. Für Weiß ist deshalb klar, „dass auch Unternehmen aus der Emscher-Lippe-Region durch Wirtschaftsspionage bereits geschädigt worden sind“. Laut Verfassungsschutzbericht 2009 NRW sind es vor allem die Nachrichtendienste Russlands und Chinas, die hier aktiv sind. Immer stärker treten zudem Länder des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas auf.
Die betroffenen Betriebe werden auf den verschiedensten Wegen angezapft, häufig begünstigt durch Mängel in der IT-Sicherheitstechnik. Der Einstieg gelingt oft über das Internet, verschenkte USB-Sticks oder CDs. Oder es sind Praktikanten, die wichtige Informationen mitgehen lassen. Eine besondere Schwachstelle sind Mitarbeiter auf Auslandsreisen, die sensible Informationen oft unzureichend geschützt auf mobilen Datenträgern mitführen.