Bottrop. . „Jetzt wird eine Zivilklage angestrebt“, sagt Heike Benedetti. Whistle-Blower Martin Porwoll fühlt sich nach Ende des Strafprozesses erleichtert.

Whistle-Blower Martin Porwoll, der half, die Ermittlungen gegen den Bottroper Apotheker in Gang zu bringen, nahm das Urteil am Freitag spürbar erleichtert auf: „Der ein oder andere Stein poltert einem da schon vom Herzen.“ Dass die Strafe mit zwölf Jahren zweistellig ausfallen würde, sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

Lebensabschnitt hat Abschluss gefunden

Wobei: Im Vorfeld sei sein primärer Gedanke gewesen, dass sein ehemaliger Chef überhaupt verurteilt und dessen Schuld festgestellt wird. „Es war eine komplexe Materie, das war für den Vorsitzenden Richter und die Kammer nicht ganz einfach“, meint Porwoll. Die Urteilsbegründung nennt er „in weiten Teilen eindrucksvoll“. Es sei jedem klar geworden, warum das Gericht so geurteilt habe wie es geurteilt habe. Porwoll hebt die mahnenden Worte des Richters an Peter Stadtmann und die Kritik an den Kontrollbehörden hervor.

Der Whistle-Blower hat das alles im Gerichtssaal mitverfolgt: „Der Bogen ist geschlagen. Ein nicht zu unterschätzender Lebensabschnitt hat für mich heute seinen vorläufigen Abschluss gefunden.“ Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig sei.

Nebenklägerin: „Mehr haben wir nicht erwarten können“

Auch Heike Benedetti, Sprecherin der Betroffenen vom Krebsmittel-Skandal und eine der Nebenklägerinnen, kann jetzt erst einmal durchatmen. „Ich bin zufrieden mit dem Urteil. Mehr haben wir nicht erwarten können. Alles über zehn Jahre ist gut für uns.“ Wichtig sei auch das lebenslange Berufsverbot, „das ist noch eine Schüppe oben drauf“.

Dass Peter Stadtmann sich zum Abschluss des Prozesses noch zu den Vorwürfen äußern würde, hatte sie nicht wirklich erwartet: „Das hätte uns gewundert. Er hätte ja 44 Prozesstage dafür Zeit gehabt.“

Wieder ein normales Privatleben führen

Benedetti ist froh, nach dieser langen Zeit jetzt wieder „ansatzweise ein normales Privatleben“ führen zu können. „Alle Gedanken kreisten um den Prozess.“ Irgendwann lasse die Energie nach. Sie freut sich auch darauf, nun mehr Zeit für die Familie zu haben. „Seit Prozessbeginn habe ich drei Enkelkinder bekommen.“

Mit Beendigung des Strafprozesses allerdings ist für Heike Benedetti und andere Betroffene noch nicht alles vorbei: „Wir kämpfen weiter“, sagt die Bottroperin. „Jetzt wird eine Zivilklage angestrebt.“