Kirchhellen. Sturm, Hitze und Schädlingsfraß haben in den letzten Jahren 120 Hektar Wald vernichtet. Schäden gab es vor allem in der Kirchheller Heide.

Seit dem Sommersturm 2017 haben Stürme, Hitze und Schädlinge 120 Hektar Wald vernichtet. Das entspricht einer Fläche von fast 200 Fußballplätzen. „Die Schadflächen liegen fast alle im Zentrum der Kirchheller Heide“, sagt Werner Meemken, Revierförster bei der RVR-Tochter Ruhr Grün. Gut die Hälfte davon wird aufgeforstet mit bisher mehr als 100.000 Setzlingen. Auf der anderen Hälfte machen die Förster erst mal nichts - und schauen, was passiert.

Bereits im Sommer 2019 hatte der Revierförster angekündigt, Fichte und Kiefer würden aus Bottrop bald verschwinden, weil sie besonders anfällig seien für Hitze, Trockenheit und Sturm. Diesen Sommer ist es schon fast so weit, sagt Meemken: „Wir haben so gut wie keine flächigen Fichtenbestände mehr.“ Neben den Stürmen haben vor allem Buchdrucker und Kupferstecher, zwei Arten von Borkenkäfern, die Bäume zu Fall gebracht.

Waldbauern fordern Hilfe vom Land

So sah es nach dem Sturm im Juni 2016 am Sensenfeld in Grafenwald aus.
So sah es nach dem Sturm im Juni 2016 am Sensenfeld in Grafenwald aus. © FUNKE Foto Services | Michael Korte


Meemken hat über die letzten Jahre Bilanz gezogen der so genannten „Kalamitätsschäden“. Darunter addieren die Waldbauern alle Schäden durch Sturm, Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall. Und die sind gewaltig gewachsen in den letzten Jahren, sagt der Bauernverband Westfalen-Lippe und fordert dringend Geld vom Land für die Wiederbewaldung von rund 40.000 Hektar Wald. „Die Waldbesitzer haben keine Mittel mehr, um die Wälder aufzuräumen. Wir hoffen, dass die neue Extremwetter-Richtlinie schnellstmöglich hilft, unsere Wälder zu klimastabilen Wäldern wieder aufzuforsten“, sagt Heidrun Buß-Schöne, Geschäftsführerin des Waldbauernverbandes NRW.

In dreifacher Hinsicht steht der Revierförster in der Kirchheller Heide besser da als seine Kollegen etwa im Sauerland. Erstens halten die Bergsenkungen unter der Heide das Grundwasser hoch und die Böden selbst bei der größten Hitzewelle feuchter als anderswo. Zweitens hat RVR Ruhr Grün viel Holz verkauft, als die Preise noch nicht im Keller waren. „Bis zum Sommer 2019 waren die Preise schon nicht mehr gut, aber noch okay“, sagt Meemken. Wer dagegen heute einen Festmeter Fichte verkaufen will, bekommt vielleicht noch ein Drittel des Vorjahrespreises.

Auf dem Weg zum naturnahen Laubwald

Und drittens haben Stürme und Schädlinge dem Grünbetrieb sogar ein wenig in die Karten gespielt. Klingt komisch, ist aber so. 75 Hektar der Schadflächen waren mit Nadelholz bestanden, von denen sich die Ruhr Grün-Förster ohnehin auf Sicht verabschieden wollten. Die Kalamitätsschäden, sagt Meemken, „bringen uns noch schneller Richtung naturnaher Laubwald.“ Dieses Leitbild haben die Förster seit 1974 im Blick, seitdem der RVR der Kirchheller Heide die „naturnahe Forstwirtschaft“ verschrieben hat. Inzwischen sind nach RVR-Angaben zwei Drittel der Heide Laubwald, vor allem Buchen-, Eichen-, Birken- und Erlenwälder,

Beim Aufforsten der gefällten Flächen setzen die Förster in der Heide auf Eichen- und Buchenmischwald. Zu den verschiedenen Eichen setzen sie gern Hainbuchen und Winterlinden, zur Rotbuche Ahorn und Vogelkirsche. „Birken, Erlen und Kiefer kommen von allein dazu“, sagt Meemken.

Förster helfen der Natur auf die Sprünge

Das gilt auch für die gut 50 Prozent der Schadflächen, auf denen die Förster der Natur erst einmal weitgehend ihren Lauf lassen und gar nicht aufforsten. „Wir arbeiten viel mit Naturverjüngung“, sagt Meemken. Meist sind es Birken, die sich zuerst auf einer Brachfläche ansiedeln. Aber auch die Buchen kommen reichlich und werden von den Förstern freundlich begrüßt. Um den gewünschten Baumsorten einen Wachstumsvorsprung zu verschaffen, schneiden die Förster mit der Sense rund um die Sprößlinge einen Kreis in den Birkenteppich.