Kirchhellen. Wir brauchen den Badesee Töttelberg nicht sehr dringend, haben Bezirkspolitiker deutlich gemacht. Die Stadt treibt die Pläne trotzdem voran.

Was hat der Radweg entlang der Gahlener Straße gemeinsam mit dem Badesee Töttelberg? Beide werden seit gut 30 Jahren geplant, und das lange Zeit folgenlos.

Immerhin: Der Radweg wird inzwischen gebaut, wenn auch erst auf Gahlener Seite. Und für den Badesee beginnt die Stadt Anfang nächsten Jahres, Wasser- und Baurecht zu schaffen. Wenn alles gut läuft, schätzt die Verwaltung, können die ersten Badegäste im Sommer 2028 kommen.

Was neu ist bei der See-Planung: Es gibt nicht mehr nur die Machbarkeitsstudie des Regionalverbandes Ruhr (RVR), der den See (mit)betreiben möchte, wie er es schon seit Jahren tut als Mehrheitsgesellschafter am Halterner Silbersee II. Inzwischen gibt es zwei Gutachten, die belegen: Der bis zu 18 Hektar große Badesee auf dem Gelände der Sand- und Kiesgrube zwischen dem Alten Postweg und der Hiesfelder Straße ist machbar.

Auf der Fläche zwischen Hiesfelder Straße und Töttelberg könnte der Parkplatz für den Badesee entstehen.
Auf der Fläche zwischen Hiesfelder Straße und Töttelberg könnte der Parkplatz für den Badesee entstehen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Liegewiese und Badestrand

Liegewiese, ein bis zu 40 Meter breiter Badestrand, eine flache Badebucht und ein bis zu 16 Meter tiefer Badesee: Auf den Plänen des RVR ist das alles schon vorhanden. Parkplätze sind vorgesehen im Dreieck zwischen Hiesfelder Straße, der Straße Töttelberg und dem Alten Postweg, weitere könnten entstehen nördlich des Töttelbergs.

Die Pläne des RVR umfassen eine Gastronomie direkt an der Bucht sowie einen Campingplatz mit Plätzen für Zelte, Wohnmobile und Dauercamper. Für dessen Betrieb gebe es erste Interessenten, sagt die Verwaltung - und setzt aus Erfahrung klug sofort hinzu: Ob zum Beispiel der Campingplatz wirklich entstehen soll, das haben die Politiker zu entscheiden durch die Festsetzungen im Bebauungsplan. Bezirkspolitiker von CDU und SPD haben schon mehrfach klargestellt: Aus ihrer Sicht braucht es keine Dauercamper am Töttelbergsee.

Planungsverfahren beginnen

Im ersten Quartal 2020 soll das Wasserrechts-Verfahren eingeleitet werden. Das muss die Stadt betreiben und bezahlen, deshalb sind dafür bereits seit 2016 Mittel im Haushalt eingestellt worden. Im zweiten Quartal soll dann das Bebauungsplanverfahren folgen. Neben der Frage, welche Freizeitnutzung an See gewünscht ist, muss dabei dann auch das Thema Verkehr abgearbeitet werden. Erste Pläne des RVR sehen vor, die Hauptzufahrt über die Hiesfelder Straße zu führen und im Süden vom Alten Postweg aus eine weitere Straße zu bauen. Um den neue See herum soll ein Ufer-Wanderweg führen.

Langsam läuft die Grube voll

Das Grundwasser am Töttelberg, haben Gutachter schon festgestellt, füllt die Grube nach sieben Jahren so weit, dass das Baden dort möglich wird. Zwei Jahre später wäre fast die spätere Uferlinie erreicht. Zwölf weitere Jahre später wäre der geplante Endpegel mit 61 Meter über Normalnull erreicht.

Der Grundwasserstrom haben Gutachter auch berechnet, ist gut geeignet, um die gewünschte Wasserqualität zu erreichen. Von der Idee, beim Fluten mit Trinkwasser nachzuhelfen, haben die Planer sich verabschiedet: Das Phosphat im Trinkwasser würde die Nährstoffmenge im künftigen See verändern und aus dem geplanten Gleichgewicht bringen.

Anschüttungen für den Badesee

Der ursprüngliche Plan von RVR und Stadt sah vor, den Tagebau so zu hinterlassen, dass die Grube nach Abschluss aus Aussandung einfach geflutet werden könnte. Diese Planung hatte sich bereits 2015 zerschlagen. Die Stadt teilte damals mit, das ehemalige Betreiberunternehmen sei „ihren Verpflichtungen zur Herstellung des Badesees nicht nachgekommen“.

Mit dem neuen Betreiber wurde deshalb ein neuer Vertrag geschlossen, in dem die Erlaubnis zur Aussandung städtischer Flächen mit der Herstellung des künftigen Sees verknüpft werden. DEer Grubenbetreiber wird nach Ende der Aussandung rund 320 000 Kubikmeter Erde anschütten müssen für Uferböschungen und die Badebucht.