Kirchhellen. . Große Geschäftsdichte, viele „Magnetbetrebe“, viele Dienstleister, gute Erreichbarkeit:Schon sehr gut, sagen Handelsgutachter
Kirchhellen-Mitte hat das dichteste und qualitativ hochwertigste Händlernetz aller Nebenzentren in Bottrop. Das ergibt die Studie der Beratungsgesellschaft „Markt und Standort“ für die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes. Die Analyse deckt sich mit der Einschätzung der Werbegemeinschaft über die Einkaufslandschaft im Dorf und unterstützt die Forderungen aus der Politik nach einer weiteren Belebung des Johann-Breuker-Platzes. Und: Im Gegensatz zu manchen Kritikern attestieren die Gutachter der Dorfmitte ein „hohes Niveau der städtebaulichen Gestaltung“.
Wenig Leerstand
61 Einzelhändler, mehr inhabergeführte Geschäfte als Filialisten, deutlich gewachsene Verkaufsfläche, 98 Dienstleister und geringe Leerstandsquote: Die Gutachter stellen dem Handel im Dorf durchweg Bestnoten aus. „Die Entwicklung des Einzelhandels ist im Nebenzentrum durchaus positiv verlaufen. Insofern ist dieser Versorgungsstandort im Vergleich zur Innenstadt und auch zu den anderen Nebenzentren auf einem günstigen Entwicklungspfad“, lautet das Gesamturteil der Gutachter.
Mehr Verkaufsfläche
Seit der letzten Bewertung der Handelsentwicklung 2011 ist die Verkaufsfläche um fast 15 Prozent gewachsen, vor allem durch die Aldi-Erweiterung und den Einzug von Rossmann an der Hauptstraße 60. Überhaupt bekommt ausgerechnet dieser Neubau, eine Zeit lang das umstrittenste Bauvorhaben im Dorf, im Rückblick höchstes Lob von den Handels-Gutachtern: „Dieser Neubau trägt erheblich und positiv zur besseren Anbindung des Aldi-Standortes an die zentrale Einkaufslage bei und hat somit erhebliche positive städtebauliche und absatzwirtschaftliche Effekte.“
Auch die Politik hat längst ihren Frieden mit dem Neubau von Wohnbau Overhagen gemacht. Er gilt inzwischen als gelungener Abschluss der Bebauung des Dorfkerns. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Neubau auf dem ehemaligen Liesenklas-Gelände hat er zudem mit Rossmann und Kodi zwei weitere „Magnetbetriebe“ ins Dorf gebracht. In diese Kategorie sortieren die Gutachter außerdem ein: Rewe, Aldi, Kik, den neuen Spickermann-Bioladen, Timmerhaus, Pieper und „Life & Style“.
Gute Verkehrslage
Positiv bewerten die Gutachter auch die Verkehrslage in der Dorfmitte. Vier Buslinien, davon zwei Schnellbusse, bedienen drei Haltestellen zwischen St. Johannes und dem Neubau an der Hauptstraße. Damit sei der öffentliche Nahverkehr „sehr gut ausgebaut“. Die Parkplatzversorgung bewerten die Gutachter als „ausreichend dimensioniert“, die Fußgängerquote als „vergleichsweise hoch“. Zudem sehen sie auf der Hauptstraße ein vergleichsweise entspanntes Miteinander von Autofahrern, Radlern und Fußgängern.
Wie soll sich die Dorfmitte weiter entwickeln? Seit Jahren diskutiert die Politik über eine Belebung des Johann-Breuker-Platzes. Die ist mit Veranstaltungen schon gut gelungen, sagen Werbegemeinschaft, CDU und SPD. Aber immer wieder, zuletzt bei den Werkstattgesprächen der „Zukunftsstadt“ im vergangenen Jahr, wünschen sich Bürger wie Händler mehr Außengastronomie. Eine sehr gute Idee, sagen auch die Handels-Gutachter.
Gute Erfahrungen mit der „Dorfschänke“
Einen ersten Schritt dorthin haben die Werbegemeinschafts-Vorstandsmitglieder Stephan Kückelmann und Tobias Lindemann im Dezember schon mit ihrer ambulanten Gastronomie „Dorfschänke“ gemacht, die nach Kückelmanns Einschätzung trotz des durchwachsenen Wetters „unfassbar gut“ gelaufen ist. Auch Volksbank und Heimatverein haben gute Erfahrung gemacht mit ihrem Angebot von Reibekuchen und Glühwein in den Schmücker-Hütten auf dem Platz. Für den Sommer hat Kückelmann ein weiteres Außengastronomie-Angebot angekündigt.
Erweiterungen bedingt erwünscht
Der einzige Kritikpunkt der Gutachter am gut aufgestellten Handels-Angebot: „Als einziger Vollsortimenter ist Rewe für ein Zentrum in dieser Funktion zu klein.“ Der Kaufpark an der Oberhofstraße hat aus Sicht der Gutachter zwar eine „entlastende Funktion“. Dennoch raten die Gutachter: Prüft Erweiterungsoptionen für Rewe und für andere Einzelhändler direkt im Dorfzentrum, aber denkt nicht an Neuansiedlungen großer Märkte auf der grünen Wiese. Die hätten nach Einschätzung der Gutachter „potenziell negative Wirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich“.