Bottrop. . Eigentlich passt das Projekt in die Zeit und ins politische Konzept von Innovation City: Das Alpincenter will mit einem Windrad seine Energiebilanz aufbessern. Doch es gibt einen Zielkonflikt: Die geplante Anlage würde den benachbarten Tetraeder weit überragen.
Darf irgend etwas an der Prosperstraße die Landmarke Tetraeder überragen, und sei es ein noch so leuchtendes Pilotprojekt für die Innovation City? Eher nein, signalisierten im Dezember die Fraktionen im Planungsausschuss. Das Alpincenter, das mit Hilfe eines Windrades auf der Halde zur ersten grünen Skihalle Europas werden will, solle seine Pläne doch, bitteschön, im Wortsinn etwas tiefer hängen. Mit dem Entwurf einer 20 Meter kürzeren Anlage kommen die Experten am Donnerstag zurück in den Ausschuss – und die Politiker stehen wieder vor der Gretchenfrage.
Es ist ein Konflikt zwischen gleich drei starken Symbolen des Strukturwandels. Der Tetraeder steht für Strukturwandel durch Industriekultur. Das Alpincenter steht für Strukturwandel durch Freizeitwirtschaft und die Neunutzung alter Industrieflächen. Und das Windrad steht für Strukturwandel durch die Umstellung auf nachhaltige Energie.
Eigentlich hat das Projekt stehenden Beifall verdient - eigentlich ....
Der Plan, den die Van der Valk-Gruppe als Betreiber des Alpincenters und die SL Windenergie als Planer vorlegen, müsste in der Innovation City eigentlich stehende Ovationen ernten. Van der Valk will die explodierten Energiekosten des Alpincenters einbremsen und den jährlichen Energiebedarf von sechs Millionen Kilowattstunden klimaneutral selbst produzieren: mit Hilfe der Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer Windkraftanlage. Der besondere Clou: Als Strom-Speicher für Wind- und Sonnenergie soll der Schnee im Alpincenter dienen. Wissenschaftler aus der Region seien an dieser Idee sehr interessiert, heißt es im neu vorgelegten Exposé der Windkraftexperten, „so dass hier parallel zur Förderung regenerativer Energien auch ein Forschungsprojekt mit überregionaler Bedeutung starten kann“.
Politik und Planern sind die Experten um 20 Meter entgegen gekommen. Als Verneigung vor dem Nachbarn Tetraeder soll die Nabe des Rades mit 84,6 Metern „auf Augenhöhe“ liegen, genau gesagt sogar vier Meter tiefer. Nur: Die 46 Meter langen Rotorblätter werden den Tetraeder trotzdem überragen - und die Vorgabe des Bebauungsplanes gleich um 100 Meter reißen. Außerdem haben Anwohner rund 570 Unterschriften gegen den überragenden Nachbar gesammelt.
Die Verkürzung der Anlage auf 130 Meter, sagen die Alpincenter-Betreiber, sei so etwas wie ein letztes Angebot. Mit einer solchen Anlage plus Sonnenstrom könnten immerhin noch rund 90 Prozent des Energiebedarfes mit „grünem“ Strom gedeckt werden, noch kleinere Anlagen könnten nicht wirtschaftlich betrieben werden. „Das muss fein säuberlich diskutiert werden“, sagt Bürgermeister Klaus Strehl (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses. Er selbst macht aus der Sympathie für das Projekt kein Hehl, weiß aber um die Sorgen der Anwohner und um die Bedenken der Politiker: In seiner Fraktion, sagt er, „ist die Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen“.