Bottrop. . Was früher nach Science-Fiction klang, ist seit Edward Snowdens Enthüllungen Realität: Geheimdienste lesen private Daten. Nur nicht ihre, hofft die Bottroper Verwaltung, werden Daten hier doch im eigenen Netzwerk, ohne direkte Internet-Verbindung, gespeichert. Doch auch das muss nicht sicher sein.
Wie sicher sind persönliche Daten vor Spähangriffen ausländischer Geheimdienste im Computer? Darüber wird seit Wochen debattiert. Die Möglichkeiten des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes NSA verunsichern viele Bürger. Die Stadtverwaltung jedoch reagiert gelassener auf die Diskussionen.
„Unsere Daten sich sicher“, erklärt Frank Bossek, Abteilungsleiter im Amt für Informationsverarbeitung. „Denn unsere Daten sind in unserem kommunal-eigenen Netz gespeichert. Und da gehen die auch nicht raus“ , versichert der Daten-Spezialist. Zu den Daten, die in diesem Netz gesammelt werden, gehörten unter anderem jede Word-Datei, die irgendwo in der Verwaltung erstellt wird -- zum Beispiel Sitzungs-Unterlagen, Geo-Daten wie Stadtpläne, aber auch Ton-Daten von Diktaten.
Software mit einem Hintertürchen
Personen-bezogene Daten wie etwa die aus dem Standesamt würden in Kamp-Lintfort in dem Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein (KRZN) gespeichert. „Fünf Städte sind Eigentümer, eine der Städte ist Bottrop“, erklärt Bossek. „Wir betreiben das auch zum Zweck der Sicherheit. Da geht nichts raus.“ Insgesamt seien alle kommunalen Daten, im eigenen Netz wie im Rechenzentrum gesichert, „wir haben unsere Infra-Struktur gerade modernisiert.“
Rainer Heine, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Computer-Clubs (ADCC), Oberhausen, ist sich beim Thema Sicherheit der Daten im kommunalen Netz nicht ganz so sicher. „Wenn ausländische Geheimdienste Daten beziehen wollen, dann gehe ich davon aus, dass sie auch einen Zugriff haben.“ Der Verfassungsschutz dagegen dürfe das nicht, das Bundeskriminalamt benötige dafür eine richterliche Genehmigung.
IT-Experte: Standard-Software hat immer ein Hintertürchen
Auch bei den Rechenzentren hat der Computer-Experte Zweifel. „Es handelt sich dabei fast immer um Standard-Software und da wird es wohl ein Hintertürchen für ausländische Geheimdienste geben“, vermutet er. Von Microsoft-Produkten – seit dem Betriebssystem Windows 95 – sei bekannt, dass es dort eine solche Hintertür gebe. „Und das war 1995, das hat also noch nichts mit den Terroranschlägen vom 11. September zu tun, sondern mit dem Bedürfnis nach Informationen der User (Nutzer).“
Rainer Heine warnt allerdings vor Panikmache. So halte er nicht viel davon, Lehrer jetzt davon abzuhalten, Schülerdaten, die früher im Klassenbuch standen, nun auf den Tablet-PC zu laden und dann in einem der weltweiten Speicherdiente zu lagern. „Lehrer sollten sich nicht verrückt machen lassen“, sagt er. „Das sind keine System-relevanten Daten.“