Bottrop. . Der zweijährige Luis kann nicht sprechen und stehen. Deshalb soll der Junge nach dem Willen seiner Mutter im Naturheilzentrum Bottrop behandelt werden. Die Therapie kostet 15.000 bis 20.000 Euro. Doch Kinderärzte meinen, dass es auch schulmedizinische und für die Mutter kostenlose Therapien gibt.

Das Schicksal des kleinen Luis, der nicht sprechen und nicht stehen kann, hat viele Leserinnen und Leser bewegt (die Redaktion berichtete). Der Junge soll nach dem Willen seiner Mutter Lucy Obiri-Yeboah nun im Naturheilzentrum Bottrop behandelt werden. Weil die Therapie 15- bis 20.000 Euro kosten soll, hofft die Mutter auf Spenden. Doch Kinderärzte erinnern an schulmedizinische und für die Mutter kostenlose Therapien.

Der kleine Luis erlitt als Baby eine Hirnblutung

Der zweijährige Luis sei mit Hilfe einer Saugglocke zur Welt gekommen. Diese Saugglocke sei während der Geburt vom Kopf „abgerissen“ und habe erneut angesetzt werden müssen, hatte die Mutter erklärt. Sie gehe heute davon aus, dass die acht Wochen später festgestellte Hirnblutung eine Folge davon sei. Nach Operation und Reha gelte Luis schulmedizinisch als „austherapiert“, wie ihr Ärzte gesagt hätten. Ihre ganze Hoffnung ruhe jetzt auf Akupunktur im Naturheilzentrum Bottrop. Dafür seien 15- bis 20 000 Euro nötig.

Spenden-TherapieDr. Martin Günther, Chefarzt der Kinderklinik des Marienhospitals, äußert an dieser Stelle Bedenken. „Dass hier für eine nicht gesicherte Therapie Geld verlangt wird, kann ich nicht nachvollziehen.“

Naturheilzentrum nimmt laut Klinikchef nicht an Qualitäts-Nachweisverfahren teil

Nicht gesichert – damit meint der Klinikchef, dass das Naturheilzentrum nicht an den Qualitäts-Nachweisverfahren für die Behandlung von Patienten mit Hirnschädigungen teilnimmt, an denen sich Kinderneurologen beteiligten. Und Dr. Günther versichert für die Kinderklinik: „Jeder Patient in Bottrop bekommt die erforderliche Therapie, ohne dafür bezahlen zu müssen. Dafür stehe ich mit meinem Namen.“ Die Kosten übernähmen die Krankenkassen.

Dr. Oliver Hendricks, Kinderneurologe am Marienhospital, bezweifelt, dass Luis „austherapiert“ sein soll. Eine fundierte Aussage über eine Therapie könne er ohne die entsprechenden Daten zwar nicht vornehmen. „Für mich ist aber die Frage dabei, welches Therapieziel ich mir stelle“, so der Kinderarzt, der Patienten auch mit schwerwiegenden Hirnschädigungen und Spastiken behandelt. Wenn es darum gehe, dass der Patient wieder selbstständig laufen soll, könne das schwierig sein. „Wenn ich aber sage: Ich möchte, dass der Patient nicht mehr so stark unter einer Spastik leidet und dass er keine Schmerzen hat, dann können wir etwas tun.“

Er rät den Eltern, in die Klinik zu kommen. „Wir würden uns den Jungen ansehen und die Eltern über mögliche Therapieziele und -maßnahmen beraten.“ Aber „austherapiert“ - das möchte er so nicht gelten lassen.