Bottrop. Ehemals Obdachlose, die sonst ein eher einsames Leben verbringen, finden dank eines Projektes der Evangelischen Sozialberatung Bottrop (ESB) ein paar Tage Urlaub und Gemeinschaft in den Niederlanden. Damit möchte die ESB den Menschen wieder einen Platz in der Gesellschaft geben.

Der Abschied fällt Siegbert sichtlich schwer. Zwei Wochen lang hat der ehemals Obdachlose Ferien im niederländischen Edam gemacht. Der 64-Jährige gehört zum Kern einer 14-köpfigen Reisegruppe, die jedes Jahr mit einigen neuen Gesichtern zum Campingplatz „Kleine Weel" in Edam kommt. Dort geht es um Erholung, Freizeit und vor allem Gemeinschaft. Denn viele der ehemals Obdachlosen führen zuhause ein eher einsames Dasein.

Siegbert und einige andere Feriengäste kommen schon seit zwanzig Jahren in das malerische Städtchen am Ijsselmeer. Die Idee dazu hatte Wolfgang Kutta, Leiter der Evangelischen Sozialberatung Bottrop (ESB).

Neuer Platz in der Gesellschaft

Das Ehepaar de Boer betreibt den Campingplatz. In diesen zwei Wochen ist auch für die beiden alles anders. Sie essen jeden Abend gemeinsam mit Siegbert und den anderen im Küchenzelt, das für die Reisegruppe aufgebaut wird. Auch bei vielen gemeinsamen Ausflügen sind Margo und Henk de Boer dabei. Fast jeder Urlaubsabend geht in der zum Campingplatz gehörenden Scheune bei Musik und Kartenspiel zu Ende. Gemeinsam schlafen alle in einem umgebauten Stall.

Die betreute Ferienfreizeit gehört zum sozialpädagogischen Konzept der ESB, wohnungslosen Menschen wieder einen Platz in der Gesellschaft zu geben. „Hier sind sie fernab der Probleme, die sonst ihren Alltag prägen", erklärt Wolfgang Kutta. „In diesen zwei Wochen erreichen wir mit unserer pädagogischen Arbeit mehr als sonst in zwei Jahren."

Wer mitfahren möchte, muss etwas zur Seite legen

Die Reise wird bezuschusst vom Westfälischen Herbergsverband und der evangelischen Kirche Bottrop. Trotzdem gibt es diesen Erholungsurlaub nicht umsonst. „Wer mitfahren möchte, muss jeden Monat einen kleinen Betrag dafür auf die Seite legen", sagt der ESB-Leiter.

Auch die schönste Reise geht irgendwann zu Ende. Der Abschied fällt allen schwer. „Wir sind immer einige Tage traurig, wenn die Männer abreisen. Aber es ist schön, sie so entspannt nach Hause fahren zu sehen", sagt die Platzbetreiberin. „Kommst Du nächstes Jahr wieder, Siegbert?", fragt Margo de Boer. „Klar, ist schön hier!", ruft Siegbert, eine Träne im Auge.