Bottrop. . Auf dem Nordfriedhof in Alt-Bottrop haben rund 500 Bandidos aus ganz Europa am Montag ihrem am 29. Mai in Bottrop erschossenen Mitglied die letzte Ehre erwiesen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter in alle Richtungen, eine Spur in Richtung Hells Angels gebe es nicht.

„Ich möchte mich bei euch allen bedanken. Ohne euch würde ich das alles nicht durchstehen. Bei Hannes möchte ich mich für die zwölf gemeinsamen Jahre bedanken.“ Die Stimme der Freundin von Hannes B. verstummt. Die Männer in Schwarz vor der Trauerhalle am Eigener Nordfriedhof schweigen. Sie warten darauf, dass sie die Urne ihres toten Club-Bruders aus der Trauerhalle zum Grab tragen können, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Ernste Gesichter

Rund 500 Bandidos sind aus halb Europa gekommen, um an der Beisetzung des getöteten 49-jährigen Bottropers teilzunehmen. Die Motorräder haben sie entlang des Nordrings geparkt. Die Polizei hat dafür gesorgt, dass der Korso vom Treffpunkt am Woodpecker’s an der Grafenmühle bis zum Friedhof ungehindert fahren konnte. „Wir haben Kreuzungen gesperrt, damit die Bandidos am Stück passieren konnten. Das hat die Sicherheit auch für die anderen Verkehrsteilnehmer garantiert“, sagt Polizei-Sprecher Michael Franz.

Gelächelt wird kaum, fast überall ernste Gesichter. Zwischendurch begrüßen sich die Männer, sie nehmen sich in die Arme, ihre Hände treffen sich zu einem klatschenden Händedruck. Bandido-Prospects (Anwärter auf die Mitgliedschaft) tragen die Trauerkränze erst zur Halle, später zum Grab. Rund 20 Kränze und Gestecke werden abgelegt. „Bandido Hannes R.I.P“ ist oft zu lesen. Ein Blumengebinde in Rot und Gelb, den Bandido-Farben, zeigt die Buchstaben B.F.F.B. „Bandidos Forever, Forever Bandidos“ (Bandidos für immer, für immer Bandidos).

Die Polizei hält sich im Hintergrund, zeigt nur ab und zu den Autofahrern an, dass sie gerade jetzt nicht über den Nordring fahren können. Die Rocker werden von Mitgliedern des Nomad-Chapters zu den Parkmöglichkeiten geleitet. Die Nomad-Bandidos gehören keiner festen Ortsgruppe an. Sie reisen von Chapter zu Chapter, ihren Anweisungen wird ohne Murren Folge geleistet.

Hannes B. wurde am Dienstag, 29. Mai, tot an der Horster Straße gefunden. Er hatte eine Schusswunde im Oberkörper, sein Motorrad stand geparkt am Straßenrand. Ein Zeuge will gesehen haben, wie er an diesem Dienstagmorgen an der Fundstelle noch telefoniert hat. Am Tatort wurde ein Revolver gefunden. Ob es die Tatwaffe ist, steht nicht fest. Bandidos und Polizei sprechen miteinander, allerdings gibt es seit über einer Woche keine neuen Erkenntnisse über den Tod von Bandido Hannes.


Die Beerdigung ist zu Ende. Die Rocker gehen ruhig zu ihren Motorrädern zurück. Jetzt wird auch die Maschine von Hannes B. aus der Trauerhalle geschoben. Natürlich eine Harley-Davidson, natürlich in Schwarz. Bevor die Bandidos den Friedhof verlassen, gibt es noch einen kurzen Stopp. Sie wollen sich in das Kondolenz-Buch der Familie des Verstorbenen eintragen. Auch hier herrscht Disziplin unter den Männern in Schwarz. Sie stehen schweigsam an und schreiben ihre Widmungen nieder. Ein kurzer Blick noch auf die herrenlose Harley und sie sind weg.