Bottrop. . Wer in Bottrop auf eine große Public-Viewing Veranstaltung wartet, wird bei dieser Europameisterschaft enttäuscht. Die Stadt hat nichts organisiert. Und auch sonst enthüllt ein Blick auf den Straßen: Nur ab und zu fährt ein Auto mit Deutschlandfahnen am Fenster durch die Stadt. Immerhin die Polizei ist vorbereitet.
Luisa ist bescheiden: „Ich möchte eine Deutschland-Fahne und eine Tröte.“ Die 9-Jährige hat gerade die Fanartikel bei Karstadt gesichtet und verzichtet lieber auf das offizielle DFB-Fan-Trikot: zu teuer. Mama Kurdus atmet auf: Schließlich muss sie ja bezahlen. Die anderen Artikel begeistern die Schülerin nicht wirklich. Neben Klassikern wie Trikot, Schal und Schminke gibt es noch die EM-Party-Box mit Bechern, Tellern und zwei Luftschlangen in Schwarz-Rot-Gold.
Die Ausrüstung für die Fans bleibt offenbar in den Regalen; denn auf den Straßen ist davon (noch) nicht viel zu sehen.
Nur ab und zu fährt ein Auto mit Deutschlandfahnen am Fenster durch die Stadt. Und ein kleiner Junge hat sich die Deutschland-Farben ins Gesicht geschminkt.
Wer in Bottrop auf eine große Public-Viewing Veranstaltung wartet, wird wie berichtet bei dieser EM enttäuscht. Die Stadt hat nichts organisiert. „Es ist einfach zu teuer, ein Public Viewing, zum Beispiel auf dem Berliner Platz zu realisieren“, sagt Stadtsprecher Thorsten Albrecht. „Schon die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen sind immens. Es wurden auch nicht ausreichend Sponsoren gefunden.“ Hinzu komme, dass auf dem Berliner-Platz gebaut wird. Daher werden die Fußball-Fans auf private Feiern zurückgreifen müssen.
Oder mal bei den Kirchen nachfragen. Im ev. Gemeindehaus Boy, an der Paul-Gerhard-Allee, wird aber erst am Mittwoch Fußball geguckt: Deutschland gegen die Niederlande. „Der Eintritt ist frei, Essen und Trinken müssen sich die Fans selber mitbringen“, sagt Pfarrerin Anne Hanhörster. In den Kneipen der Stadt läuft das normale Fußball-Programm. Keine großen Aktionen. Das Café Extrablatt in der Innenstadt stellt immerhin einen Fernseher nach draußen – wenn’s nicht regnet.
„Wir sind gut vorbereitet auf die Meisterschaft“
Das Restaurant „Platzhirsch“ an der Grafenmühle hat offiziell noch nicht eröffnet: Trotzdem wird EM geguckt: „Wir werden Samstag drinnen und draußen jeweils eine vier mal drei Meter große Leinwand aufstellen“, sagt Platzhirsch-Inhaber Peter Breitkreuz. Hier ist der Eintritt ebenfalls frei, allerdings darf sich niemand sein Essen oder die Getränke mitbringen. „Es steht ein Bierwagen da, und wir werden grillen“, verspricht Breitkreuz. Auf die Terrasse passen ca. 400 Gäste.
„Wir sind gut vorbereitet auf die Meisterschaft“, kündigt Polizeisprecher Michael Franz an. „Sollte es zu laute Feiern geben, werden wir mit aber Fingerspitzengefühl vorgehen. Viele Spiele der deutschen Mannschaft enden erst nach 22 Uhr, deshalb werden wir freundlich darauf hinweisen, die Lautstärke der Fernseher runterzudrehen, falls es nötig wird.“ Ob es wirklich Grund zum Jubeln geben wird bleibt ja sowieso abzuwarten. Die Fans der deutschen Elf glauben an ein hartes Turnier. So auch Franz: „Ich habe so ein mulmiges Gefühl, dass in der Vorrunde Schluss ist. Die Mannschaften in unserer Gruppe sind sehr stark.“
Luisa Kordus plagen solche Zweifel nicht. Sie glaubt daran, dass Deutschland weiterkommt. Mit ihrem Bruder und ihrer Mutter geht sie zur Kasse. Sie hat sich durchgesetzt. Mama bezahlt ihr die Fahne. Und die Tröte.