Essen. . Fahnen hängen, Leinwände stehen und die Kühlhäuser sind gefüllt. Die Stadt ist vorbereitet: Die Europameisterschaft kann beginnen.
Das Fußballfieber kriecht wieder in die Knochen der Bevölkerung. Und die Stadt ist bereit. Je näher der Anpfiff zur Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine am morgigen Freitagabend rückt, desto höher steigt auch die Fahnendichte in den Straßen zwischen Karnap und Kettwig.
Der Allbauweg ist schon Tage vor dem Start geschmückt wie die Gorch Fock zur Kieler Woche. Bei jedem großen Turnier hängen die Flaggen aller Teilnehmerländer von Fassade zu Fassade. Bunt, unparteiisch und vor allem: selbst genäht! Ein feiner Zug für die 17.603 Essener, die mit einem der Pässe der jeweiligen Länder ausgestattet sind. Und für die insgesamt 56.203 Bewohner, die neben der deutschen auch die Staatsangehörigkeit eines der Teilnehmerländer besitzen. Die Damen vom Grugabad zeigen da schon eindeutiger Flagge und kleiden ihr Haupt in freudiger Erwartung in Schwarz-Rot-Gold. Fähnchen im Haar und die Meisterschaft im Kopf.
Alle sind„massivst“ vorbereitet
Die Gastronomen haben ihre Kühlhäuser mit allem vollgepackt, was flüssig und lecker ist, die Brauereien legen Sonderschichten ein und die Getränkemärkte haben so viel zu tun, dass niemand mehr ans Telefon geht. „Wir haben uns so vorbereitet wie bei allen anderen Turnieren auch, massivst“, ist der einzige Satz, den ein gestresster Händler zwischen Kistenbestellung und Kassenbedienung noch herauspressen kann, bevor er schwer atmend auflegt. Ähnlich optimistisch zeigen sich die Metzger: „Na klar sind wir vorbereitet - wir sind ja Profis“, sagt Peter Großmann, der Obermeister der Fleischerinnung Essen/Mülheim. Kurz und knapp. Wie der Garpunkt beim Steak.
Dafür hat es dem Elektrohändler noch nicht die Sprache verschlagen. Auch wenn er in den vergangenen Wochen wieder mehr zu tun hatte. „Aber das ist man vor den Großereignissen ja schon gewohnt“, gibt sich der Fernsehexperte ganz stressrobust und zählt im Stakkato auf, worauf es bei einem neuen Gerät ankommt, wenn der Ball in aller Schärfe rollen soll: „HaDee, EllEeeDee, DeVauBe-Cee, nich’ Tee, damit kriegen se die Schärfe bei den neuen Geräten nich’ so rein.“ Ach so. Wer es genauer wissen möchte, sollte allerdings noch mal genauer nachfragen.
Leinwände in der Stadt
Und wer es noch größer möchte, sollte zur Leinwand tendieren. Die werden in den kommenden Wochen nämlich auch das Stadtbild prägen. So wie zum Beispiel in der Grugahalle.
Dort legten die Arbeiter gestern noch letzte Hände an, löteten, zurrten Kabel fest und stellten insgesamt 192 Bierbänke auf, an denen 1536 Menschen Platz haben sollen. Neben den 5000, die sich dazustellen dürfen.
Die Fußball-Fieberkurve in Essen steigt und steigt. Noch ein Tag, bis sie ihren Höhepunkt erreicht und die Stadt endlich zeigen kann, wie gut sie vorbereitet ist.
Zeit, dass sich was dreht.