Bottrop. . Was lange währt, wird längst nicht gut: Der Bahnhof Boy muss wohl dauerhaft ohne barrierefreien Zugang bleiben. Nachdem das Aufzugsprojekt gescheitert war, wurden Rampen als Zugang zu den tief liegenden Gleisen favorisiert. Auch die werden jetzt nicht kommen.

Die Bahn stellt sich weiterhin auf den Standpunkt, dass sie an einem Haltepunkt mit weniger als 1000 Fahrgästen keine Barrierefreiheit gewährleisten muss.

Und daran ändere auch die Tatsache nichts, dass es eigentlich einen Vertrag zwischen Land und Bahn gibt, der an S-Bahnstrecken den behindertengerechten Zugang zur Bahnstation festlegt.

Dieser so genannte S9-Vertrag müsste dann auch für den Bahnhof Boy gelten, der Haltepunkt dieser S-Bahn-Linie ist. Ende der 90er Jahre war geplant, den Haltepunkt in der sogar oben an der Straße mit einem Mini-ZOB zu ergänzen - vielleicht hätte man damals noch Geld für den barrierefreien Zugang der Bahnsteige bekommen. Aber die Pläne wurden gestoppt wegen der Pläne zum Neubau der Brücke. Und der zog sich bekanntlich...

Der Aufzug war schon früh als Zugangsmöglichkeit verworfen worden, u.a. vom Behindertenbeirat: die Betriebssicherheit sei nicht immer gegeben und so eine Aufzugkabine sei häufig eine stinkende Angelegenheit. So dachte man an Rampen - trotz der Tieflage der Gleise. Es müssten sechs Meter Höhenunterschied überwunden werden, den erlaubten Steigungswinkel zugrunde gelegt, wären die beiden Rampe rund 130 Meter lang und hätten dann schon südlich der Brücke anfangen müssen. Was aber nicht das Problem wäre. Die neue Brücke über die Bahn wurde auch so geplant, dass die Rampe darunter passt. Und sollte doch noch einmal ein Aufzug als Alternative ins Gespräch kommen, wäre auch für den Platz.

Die Verwaltung will jetzt noch einmal die Fahrgastzahlen überprüfen lassen

Die Stadt hatte sogar die Vorplanung für die Rampen selbst gemacht und der Bahn zur Verfügung gestellt. Im Moment sieht es aber so aus, als sei die Barrierefreiheit überhaupt nicht durchzusetzen.

Auch der VRR sieht momentan keine Rechtsgrundlage, von der Bahn den Rampenbau zu verlangen. Aus dem städtischen Etat steht ebenfalls kein Geld zur Verfügung - und der Regierungspräsident dürfte sich auch kaum darauf einlassen, der Stadt eine Baumaßnahme als freiwillige Leistung zu gestatten, die eigentlich Pflichtaufgabe der Bahn ist, betont der technische Beigeordnete Norbert Höving. Die DKP hatte Mittel dafür in den Etat einsetzen lassen wollen, was abgelehnt wurde.

Die Verwaltung will jetzt noch einmal die Fahrgastzahlen überprüfen lassen und beim VRR dem Hinweis nachgehen, dass an einem Bahnhof im Vest trotz geringerer Fahrgastzahlen ein Bahnhof barrierefrei umgebaut wird.

Und Norbert Höving will auch noch einmal mit der Bahn sprechen und der Verpflichtung aus dem S9-Vertrag nachgehen.