Bottrop. Die Chancen stehen gut, dass die Stadt Bottrop mit der Bergarena auf der Halde Haniel nach zehn Jahren Abstinenz wieder Spielort für das internationale Kulturfest Ruhrtriennale wird. Intendant Heiner Goebbels übt sich noch im Unterspielen. Eine Entscheidung fällt aber noch in dieser Woche.
Noch herrscht Understatement vor. Auch Ruhrtriennale-Intendant Heiner Goebbels übt sich im Unterspielen. „Wir würden gerne die Halde Haniel in Bottrop bespielen“, sagte der Komponist und Theaterwissenschaftler gerade erst im Interview mit der WAZ-Kulturredaktion in Essen. Da hat er gekonnt untertrieben.
Denn in dieser Woche wird entschieden, ob die Ruhrtriennale 2012 auch auf der Halde an der Fernewaldstraße eröffnet wird. Neben dem Essener Weltkulturerbe Zeche Zollverein und der Bochumer Jahrhunderthalle würde die Bottroper Bergarena dann im August der dritte Spielort für die dezentrale Eröffnungsfeier der Ruhrtriennale sein.
Mitten in der Prüfung
„Wir sind mitten in der Machbarkeitsprüfung“, sagte Kulturamtsleiter Dieter Wollek, „bis jetzt ist alles positiv“. Die Kultur Ruhr Gesellschaft als Veranstalter der Ruhrtriennale habe sich für die Bergarena als Spielort ausgesprochen. Es seien aber noch technische Fragen zu klären. „Wir müssen für die Open-Air-Arena auch eine Indoor-Alternative anbieten, damit die Eröffnungsfeier auch sehr kurzfristig verlegt werden kann, falls das Wetter nicht mitspielen sollte“. Diese Alternative soll der Lichthof der Berufsschule werden.
„Die beiden Spielorte sind ja bekannt“, gibt sich der Kulturamtsleiter zuversichtlich, dass die Ruhrtriennale ihre zehnjährige Abstinenz in der Stadt beendet und an ihre Wurzeln in Bottrop zurückkehrt. Bergarena wie Lichthof waren ja 2002 und 2003 zwei Spielorte der ersten Ruhrtriennale überhaupt gewesen.
Davon profitiert die Stadt bis heute. Seit der Installation der 105 Totempfähle aus senkrechten Eisenbahnschwellen, die der baskische Bildhauer Augustin Ibarrola im allerersten Triennale-Jahr im Halbrund um die Arena auf die Halde gruppierte, hat sich diese zu einem Anziehungspunkt entwickelt. „Gerhard Mortier hat die Idee dazu gehabt. Er ist ein sehr guter Freund Ibarrolas. Erst damit ist die Halde zu diesem magischen Ort geworden“, ist Wollek dem Gründungsintendanten dankbar.
Große Anziehungskraft
Diese Kulisse habe auch jetzt bei der Auswahl der Bergarena als Spielort eine Rolle gespielt. „Sie besitzt eine große Anziehungskraft. Viele Besucher kommen ja auch dann, wenn es da oben keine Veranstaltungen gibt“, sagte Wollek.
Der Lichthof der Berufsschule, der jetzt als alternativer Spielort dienen soll, war in den ersten beiden Ruhrtriennale-Jahren die Spielstätte für das antike Flüchtlingsdrama „Die Kinder des Herakles“, das US-Regisseur Peter Sellars 2002 mit jungen kurdischen Flüchtlingen inszenierte. „Ein aufwendiges und sehr bewegendes Erlebnis“ erinnert sich der Kulturamtsleiter. Im Jahr darauf gab der Dirigent Frieder Bernius mit dem Chorwerk Ruhr dort unter dem Titel „Musik des Unsagbaren“ ein gefeiertes Konzert.
„Mit Musik“, so viel verrät Wollek, soll in Bottrop die Ruhrtriennale im August eröffnet werden. Seine Zuversicht, dass dies entweder in der Bergarena oder aber im Lichthof gelingen kann, ist Erfahrungssache. Der Kulturamtsleiter erinnert sich da gern an seine Begegnung mit Peter Sellars: „Als er damals den Lichthof sah, rief er nur: great, great, great“