Bottrop. Farah Hamad ist als Auszubildende für den Drive-In bei McDonald's zuständig. Nachts spielen Kalorien offenbar nur eine Nebenrolle. Vor allem Partygänger finden sich nachts in dem Fastfood-Restaurant - und halten die Mitarbeiter auf Trab.

„Hallo, herzlich willkommen bei McDonald’s, ihre Bestellung bitte.“ Routiniert rasselt Farah Hamad die Begrüßung herunter. Ihren Kunden sieht sie dabei nicht. Die Auszubildende ist für den Drive-In zuständig.

Ein Headset – also Mikrofon und Kopfhörer – verbindet sie mit der Säule vor dem Fast-Food-Restaurant am Südring-Center. Dort geben die Kunden ihre Bestellung auf, fahren weiter zum ersten Schalter – dort wird kassiert – und dann zum zweiten Schalter, wo sie Burger, Pommes und Co. durch ein Seitenfenster gereicht bekommen. Nach der reinen McDonald’s-Lehre müsste Farah Hamad dort am letzten Schalter schon mit dem Menü parat stehen, wenn der Kunde zu ihr vorrollt – zumindest, wenn keine allzu exotischen Wünsche durchgerufen worden waren.

Discogänger

Dass es kurz vor Mitternacht ist, im Restaurant fällt das nicht auf. Erkennbar ist es allein daran, dass es draußen dunkel ist. Durch den Drive-In rollen kontinuierlich Autos, hinter der Theke arbeiten 15 Mitarbeiter, und auch die Tische sind gut besetzt. „Discogänger“ urteilt Restaurantleiterin Sieglinde Scherdin. Die Frau ist Expertin und kennt ihre Gäste. Ab 23 Uhr, so die Erfahrung, kämen die Discobesucher, um einen Happen zu essen – für die einen ist das der Zeitpunkt kurz vorm Schlafengehen, die anderen starten jetzt erst durch.

Klack, Klack, Klack – wie zur Bestätigung klappern High-Heels die Treppe vom oberen Gastraum hinab. Passend dazu Make-up und Klamotten – das sieht tatsächlich nach Nachtleben aus. Die Disco nebenan scheint hungrig zu machen, und nachts spielen Kalorien offenbar nur eine Nebenrolle.

Computer rechnet mit

Die nächste Gruppe strömt in den Laden. Azubi Kevin Wicznowski nimmt die Bestellung auf: Ein Big-Mac-Menü. „Zum mitnehmen oder hier essen?“ Die klassische McDonald’s-Frage, weil für Menüs, die im Restaurant gegessen werden, 19 Prozent Umsatzsteuer abgeführt werden müssen. Wicznowski tippt alles in seine Kasse ein. Der Wunsch kann sofort erfüllt werden, denn ein Bigmac, der Klassiker, liegt immer in der so genannten Produktionskontrolle. Hier werden die Burger warm gehalten und abverkauft. Was nicht innerhalb einer bestimmten Zeit weg ist, muss vernichtet werden – McDonald’s-Vorschrift. Um den Warenverlust möglichst klein zu halten, errechnet ein Computer anhand der zu erwartenden Gäste genau, welche und wie viele Burger in der Produktionskontrolle liegen müssen. Nur die Zahl der Gäste, die in den nächsten zehn Minuten durch die Türe kommen, muss das Personal noch einschätzen. Und dabei hilft die nächtliche Erfahrung. „Ab ein Uhr kommt der nächste Schwung“, sagt Bezirksleiterin Ursula Hammerschmidt.

Viel zu tun, nicht nur für Kevin Wicznowski vorn am Tresen. Auch hinten am Grill geht es zur Sache. Langsam senkt sich die heiße Platte – immerhin 215 Grad – auf die Frikadellen. Wobei, die nennen sich hier Pattys und sind tiefgekühlt. Von unten kommt ebenfalls Hitze, und ruckzuck ist das Fleisch gar. Yasim Myanyedi würzt es, und in der Zwischenzeit hat André Barutzki die Brötchen schon garniert. Im Klartext: Mayo, Ketchup, Salat und was sonst noch auf einen Burger gehört, sind drauf.

Es wird laut

Es wird laut hinter den Kulissen. Irgendwo piepst und tutet immer irgendein Gerät. Die Fritteuse, der Grill – alle verlangen Aufmerksamkeit, nichts wird dem Zufall überlassen, erklärt Schichtleiter Karl Kirchstein. Und demonstriert sofort, was er meint: Ein Knopfdruck, und die Fritteuse weiß, was in ihr brutzelt. Das Programm läuft sekundengenau ab – dann piept’s. „Mit der Zeit lernt man zu unterscheiden, was piepst. Denn alle Geräte klingen unterschiedlich“, sagt Kirchstein.

Im Gastraum wuselt Florian Starzoch mit Besen und Kehrblech herum. Sauberkeit und Ordnung – auch draußen und auf dem Parkplatz.

International

Jetzt wird es wieder voll. Ein Blick auf die Uhr: Tatsächlich, kurz vor Eins, wie angekündigt. Dass einer der Gäste sein Getränk selbst mitgebracht hat – ein halbvolles Bierglas – die Mitarbeiter nehmen es gelassen. Das komme nachts immer mal wieder vor, besonders am Wochenende. Momentan sind Fremdsprachen gefordert. Am besten Schwedisch. Aber zum Glück spricht die skandinavische Gruppe englisch – und McDonald’s ist eh international. Deshalb nehmen sie auch hier ihren Mitternachssnack, bevor es am nächsten Tag weitergeht: „Wir sind extra wegen des Indoor-Skydiving nach Bottrop gekommen“, verrät einer. Die lange Anfahrt habe hungrig gemacht, bevor sie sich am nächsten Tag im Windtunnel in die Höhe pusten lassen.