Bottrop. . Ein Streifzug durch das Projektgebiet zeigt, dass auch nach ein Jahr noch viel Aufklärung- und Überzeugungsarbeit nötig ist. Es gibt immer noch viele Bottroper, denen Innovation City nichts sagt, andere sind genervt, „weil nichts passiert“.
„Zeit, dass sich die Kräne drehen.“ So hatte es Burkhard Drescher, Geschäftsführer der Innovation City GmbH bei der Eröffnung des Beratungszentrums ausgedrückt. Und so sehen es auch die Bottroper, die im Projektgebiet wohnen. Zumindest, wenn sie überhaupt wissen, was sich hinter dem Namen Innovation City verbirgt. Beim Streifzug durch das Gebiet, von der Boy, über die Welheimer Mark, Ebel und die Innenstadt trifft man immer wieder Bürger, die mit dem Begriff nichts anfangen können.
Schritt für Schritt
Wie Sabine Bassalig. Dabei fällt sie eigentlich genau in die Innovation-City-Zielgruppe. Ein Häuschen in der Welheimer Mark, und Schritt für Schritt wird es jetzt saniert. „Fenster und Türen haben wir schon ausgetauscht“, berichtet die 47-Jährige. „Doch bisher waren wir auf uns allein gestellt.“ Innovation City oder gar das Beratungszentrum – unbekannt. Viel Arbeit also für die Innovation-City-Mannschaft, schließlich hat man sich auf die Fahnen geschrieben, alle Menschen zu erreichen. Und grundsätzliches Interesse sei da, sagt Sabine Bassalig. „Denn über kurz oder lang wollen wir auch die Fassade sanieren.“ Sie wünscht sich mehr Informationen und direkte Ansprache.
Wesentlich zurückhaltender ist Dirk Kleer. Auch für ihn ist Innovation City Neuland. Außerdem: An seinem denkmalgeschützten Zechenhaus dürfe er nicht viel machen. Eine Fassadensanierung? Nicht erlaubt. An öffentliche Gelder und Zuschüsse glaubt er nicht. Darauf sei er einmal reingefallen. Bei der Sanierung seiner Fenster. „Wegen des Denkmalschutzes mussten wir Kreuzfenster einbauen, da hatte man uns im Vorfeld auch zugesagt, dass wir unterstützt werden.“
Sichtbares Zeichen fehlt
Andere Bottroper haben zwar von dem Projekt gehört, was sich dahinter verbirgt, bleibt unklar. Klagen über Leerstände oder Lob dafür, dass sich „im Hansa-Zentrum endlich etwas tut. Es wurde ja schließlich auch Zeit“, sind häufige Reaktionen auf Nachfragen zum Thema. Innovation City also als Oberbegriff für Stadterneuerungen aller Art? Der Name legt diese Vermutung nahe. Dass das Projekt jedoch viel spezieller angelegt ist, dass es um das Einsparen von Energie geht, um eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 50 Prozent – so kommt es nicht überall an.
Aber auch wer das Projekt kennt, bleibt oft kritisch: „Es passiert ja nichts“, so die ersten Reaktionen von Horst Decke, Heike Ingendoh oder auch Uwe Otte aus Lehmkuhle. Wobei letzterer demnächst einen Beratungstermin im Zentrum für Information und Bildung (ZIB) hat. „Ich will hören, was ich machen kann“, erklärt er. Aber ob er als privater Eigenheimbesitzer profitiert? Er ist skeptisch: „Häufig greifen große Wohnungsgesellschaften solche Projekte ab, Privatleute haben nichts davon“, fürchtet Otte.
Heike Ingendoh dagegen wünscht sich ein sichtbares Projekt. „Ansonsten bekommt man nur mit, dass die Verantwortlichen sich ständig treffen und besprechen.“ Ein großes Projekt, was sozusagen den Aufbruch markiert, was sichtbar macht, dass es vorangeht, so etwas vermisse sie. „Es wurde hochgepowert, aber im Grunde genommen ist seither nichts passiert“, so ihr Eindruck. Eine Beratungsstelle allein reiche nicht aus. „Es fehlen die direkte Ansprache und sichtbare Projekte.“
Image-Gewinn
Diese „lange Anlaufzeit“ kritisieren auch Marin und Wolfgang Schweitzer. Warum sei die Anlaufstelle beispielsweise erst im September eröffnet worden? „Bis dahin war doch vieles schon wieder in Vergessenheit geraten.“
Artur Neuman dagegen sieht Innovation City als Erfolg: „Allein der Imagegewinn für Bottrop ist ein Erfolg“, sagt er. Dass ein Zehn-Jahres-Projekt nicht Schlag auf Schlag gehen könne sei doch klar.