Essen. . Aus Eifersucht soll ein 34-Jähriger aus Ahaus auf seine Ex-Lebensgefährtin und ihren Bruder geschossen haben. Er hatte sie auf einem Aldi-Parkplatz in Bottrop abgefangen. „Lauf nicht weg“, soll er einem der Opfer gesagt haben, „du bist sowieso tot.“

Nicht einmal ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem die 33-Jährige und ihr Bruder auf dem Aldi-Parkplatz in Boy lagen. Getroffen im Kopf von Patronen aus einer Pistole, Kaliber 9 mm. Wie durch ein Wunder gelang Ärzten die Rettung. Am Freitag sagten die Geschwister beim Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Schützen vor dem Landgericht Essen aus.

Ein Eifersuchtsdrama, offenbar verübt von dem 34 Jahre alten Agim W. aus Ahaus, der es nicht verwinden konnte, dass seine Lebensgefährtin, Mutter seiner drei Kinder, sich von ihm trennte. Auf versuchten Totschlag und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr lautet die Anklage. Zahlreiche Kunden hatten die Tat am 2. April um 15 Uhr auf dem Aldi-Parkplatz an der Gungstraße beobachtet. Doch Agim W. schweigt, verzichtet darauf, Tat und Vorgeschichte aus seiner Sicht zu schildern.

Dass er geschossen habe, weist er aber zurück

Richter Andreas Labentz, Vorsitzender des Essener Schwurgerichtes, berichtet von dieser Sicht aus der Vernehmung des Angeklagten beim Haftrichter. Darin bestreitet der Deutsch-Mazedonier seine Schuld. Er habe mit seiner Ex-Lebensgefährtin, die ebenfalls aus Mazedonien stammt, nach der Trennung über die drei gemeinsamen Kinder sprechen wollen. Ja, er sei zu schnell auf den Platz gefahren und habe den Einkaufswagen getroffen.

Dass er geschossen habe, weist er aber zurück. Tatsächlich hätte der 35 Jahre alte Bruder seiner Freundin gedroht, ihn zu erschießen. Nach dem Zusammenstoß will Agim W. neben der Frau gekniet haben. Plötzlich hätte ihr Bruder ihn von hinten angesprungen, ein Schuss habe sich gelöst. Er hätte dem Bruder die Waffe wegnehmen wollen. Dabei hätte sich der zweite Schuss gelöst, der den Bruder traf.

Noch immer Angst

Von körperlichen und seelischen Folgen der Kopfschüsse berichten die Opfer. Die 33-Jährige erzählt von Schlafstörungen und Angst, auch ihre Kinder litten darunter. Ein Sohn hätte sie in ihrem Blut am Boden liegend gesehen. Ihr 35-jähriger Bruder: „Ich bin nicht mehr wie früher. Ich vergesse viel, und ich habe oft sein Gesicht vor Augen.“

Die andere Sicht schildern die Opfer. Sie beginnt früh. Die 33-Jährige berichtet, dass sie anfangs eine Dreier-Beziehung führte mit der Ehefrau des Angeklagten. „Für Agim ist es ganz normal, zwei bis drei Frauen zu haben“, berichtet ihr Bruder, das andere Opfer. Seine Schwester erzählt, dass das Leben mit Agim W. in Ahaus die Hölle gewesen sei: „Immer nur Schreien.“ In türkischen Cafés hätte er sich aufgehalten und kein Interesse für sie und die Kinder gezeigt: „Ich war nur seine Putzfrau.“ Geschlagen hätte er sie, sei zunehmend aggressiv gewesen, so dass sie im vergangenen Jahr auch die Polizei rief.

„Lauf nicht weg“, soll er gesagt haben, „du bist sowieso tot“

Von Todesdrohungen, falls sie sich von ihm trenne, erzählt sie. Sie verlässt ihn, geht im Dezember mit ihren Kindern ins Frauenhaus, zieht dann in eine eigene Wohnung in Bottrop. Schließlich der Tat­tag: Sie geht mit dem Bruder über den Parkplatz, da sei Agim W. im Auto gekommen und habe sie angefahren. „Lauf nicht weg“, soll er gesagt haben, „du bist sowieso tot.“ Dann hätte er sie mit der Waffe geschlagen und ihr in den Nacken geschossen. Anschließend, so die Anklage, schoss er ihrem Bruder in die Schläfe. Nur knapp verfehlten die Kugeln lebenswichtige Gefäße.