Bottrop. .
Vergewaltigungsopfer müssen oft ihr Leid beweisen. Das zeigt nicht zuletzt der Fall Kachelmann. In Bottrop hilft den Opfern das Frauenzentrum Courage an der Essener Straße.
„Häufig kommen Frauen viel zu spät“, so Wiltrud Evers, Mitarbeiterin des Frauenzentrums, „wenn der Prozess einmal angelaufen ist und die Frau sich zuvor nicht aktiv eingebracht hat, dann hat sie oft nur wenig Einfluss auf den Verhandlungsverlauf.“
Wichtig wäre es, als Nebenklägerin vor Gericht aufzutreten. Ansonsten habe das Opfer nur den Status einer Zeugin. Nur mit Klagebeteiligung erhalte die Frau Einblicke in die juristischen Unterlagen.
„Die Opfer werden oft nicht verstanden vor Gericht. Einige Richter weigern sich sogar, Fortbildungen zu diesem Thema mitzumachen, um ihr Urteilsvermögen nicht zu beeinflussen.“ Dabei sei es ganz wichtig, die psychischen Vorgänge der Opfer bei solchen Traumata zu verstehen. Oft könnten Ereignisse nicht mehr chronologisch benannt werden, „die Opfer verstricken sich in Unregelmäßigkeiten und Widersprüche. Das wird bei dem Prozess oft negativ ausgelegt“, so Evers. Im schlimmsten Fall könne die Anklage wegen Widersprüche fallen gelassen werden.
„Viele reden zunächst nicht darüber“
Neben Beratung und Prozessbegleitung bietet Courage den Opfern auch Krisenintervention an. Neben Wiltrud Evers beraten noch die zwei Diplom-Sozialarbeiterinnen Silke Tebbe und Barbara Cronau. Voriges Jahr wandten sich 33 Frauen wegen sexueller Gewalt an das Frauenzentrum. „Jedoch gehen sexuelle Übergriffe und häusliche Gewalt oft miteinander einher. Besonders häufig passieren Vergewaltigungen in Trennungssituationen“, sagt die Diplom-Pädagogin Evers, „viele reden zunächst nicht darüber. Sie schämen sich.“
Eine Möglichkeit, um aus Gewaltsituationen zu flüchten, sind Frauenhäuser. Ob nah oder fern, kommt auf die Situation der Opfer an: „Manche müssen, um in Sicherheit zu sein, die Stadt verlassen. Bei anderen reicht der Auszug aus der gemeinsamen Wohnung“, betont Eva Struck, Leiterin des Frauenhauses.
Generell sei das Frauenhaus auch nur eine Übergangsbleibe, um Zeit zum Nachdenken zu finden. „Ob die Frau danach zurück in die Beziehung kehrt oder sich trennt und eine eigene Wohnung sucht, entscheidet sie selbst“, erklärt Eva Struck weiter, „manche der Frauen haben über Jahre hinweg Erfahrungen mit häuslicher Gewalt gemacht. Die Angst vor dem Alleinsein und einer ungewissen Zukunft können sie jedoch dazu bringen, in die von Gewalt geprägte Partnerschaft zurückzukehren.“