Bottrop.
Fünf Röhren machen Furore. Das Interesse an den ungewöhnlichen Schlafquartieren auf dem Gelände des alten Klärwerks an der Bernemündung hält an. Im Oktober will die Emschergenossenschaft die Gastronomie und die Betonröhren eröffnen.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht Ilias Abawi als Pressesprecher der Emschergenossenschaft einem ungeduldigen Anrufer erklärt: Nein, die Abwasser-Röhren an der Emschermündung in Ebel sind noch im Rohzustand. Aber im Oktober will die Emschergenossenschaft die Gastronomie im alten Betriebshaus und die Parkanlage einweihen, und dann sind auch die Betonröhren bezugsfertig.
Sie einzurichten, wird den österreichischen Künstler Andreas Strauss nicht mehr viel Mühe kosten, denn es fehlt nur noch das sparsame Interieur: Lattenrost und Matratze, Elektroanschluss und Lampe, Ablagefläche, Schlafsack, Decken. Die runden Holztüren sind bereits installiert, das Nummernschloss reagiert auf einen individuellen Code, der dem Gast bei der Buchung im Internet mitgeteilt wird. Die Rückwand der Röhre erhält dezenten künstlerischen Schmuck durch eine Malerei, die mit den Figuren von Synchronschwimmerinnen spielt. „Dort können die Besucher dann vom Schwimmen in der Emscher träumen“, meint vergnügt Projektleiter Sebastian Ortmann. Zukunftsmusik.
Besonders die Radtouristen im Blick
Mehr Luxus hat auch der Prototyp des Park-Hotels im oberösterreichischen Ottersheim nicht zu bieten, der seit 2005 den Gästen das besondere Schlaf-Erlebnis ermöglicht. Am Standort Ebel nimmt man besonders Radtouristen und Gruppen in den Blick, die das Emschertal kennen lernen wollen. Charakteristisch für diesen Schlafplatz ist auch der Verkehrslärm von der Autobahn, den der Beton aber erheblich dämpft.
Komplettiert wird das Röhren-Ensemble durch einen Sanitär-Container mit Duschen und Toiletten. An diese Bedürfnisse zu denken, versteht sich für die Emschergenossenschaft als Abwasserverband von selbst. Andreas Strauss will den Gästen nach Beispiel der Ottersheimer Röhren freistellen zu zahlen, was ihnen die Übernachtung wert war. 50 Cents? 150 Euro? Beides hat er erlebt.
In Österreich stehen drei Betonröhren bereit, in Bottrop sind es fünf. Das Ruhrgebiet rüstet also in aller Bescheidenheit für den „Massentourismus“, allerdings erst nach dem Kulturhauptstadtjahr. Das Konzept sah ursprünglich einen Start im Spätsommer 2010 vor, aber der lange Winter durchkreuzte den Zeitplan, erklärt der Pressesprecher der Emschergenossenschaft. „Aber wenn der Oktober richtig schön wird, dann schauen wir mal, ob wir die Röhren nicht doch öffnen“, überlegt Projektleiter Sebastian Ortmann. Die Besucher gehörten dann zu den ersten, die das Panorama des Emscherparks in Ebel genießen könnten. Die Röhren liegen leicht erhöht am Rand des Betriebsgeländes der Kläranlage, mit freiem Blick auf den „versunkenen Garten“, in den sich eines der Klärbecken verwandelt hat. Das Betriebshaus, wenige Schritte entfernt, wird zurzeit umgebaut und soll Restaurant sowie Dauerausstellung zum Emscherumbau aufnehmen.