Bottrop. Die Händler auf dem Bottroper Weihnachtsmarkt sind unzufrieden. Der Umsatz sei nicht gut, die Besucher kämen nur zum Essen und Trinken.
„Die Einnahmen sind katastrophal“, sagt Jörg. Er sitzt am frühen Samstagabend bei null Grad in seinem kleinem Verkaufshäuschen am ehemaligen Mensingbrunnen vor der Kinderbahn. „Die Leute kommen nur zum Trinken, es sind keine Familien da“, so der Schausteller aus Witten. Er ist das vierte Mal mit seiner Attraktion für Kleinkinder in Bottrop, das erste Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Den werde er „nie wieder“ bespielen – und damit ist er nicht alleine.
Auch die meisten Händler am Ernst-Wilczok-Platz sind nicht zufrieden mit dem diesjährigen Umsatz. Am Samstagabend ist der Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus bei trockenen null Grad gut besucht, zu den Warenverkaufsständen zieht es aber nur wenige Kunden.
Händler auf dem Bottroper Weihnachtsmarkt: „Es ist traurig“
„Letztes Jahr war mehr los“, sagt Silke Nowitzky. Sie verkauft Strickwaren und Wolle, alles handgemacht – klassische Weihnachtsmarktware. Der Umsatz sei schwach, sie kriege kaum ihre Standmiete rein. Wenn überhaupt kauften die Kunden zwischen 16 und 18 Uhr – bis 22 Uhr öffnen zu müssen, ist für sie viel zu lang.
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Der Woll-Stand ist das zweite Jahr auf dem Bottroper Weihnachtsmarkt, nur für ein Wochenende von Donnerstag bis Sonntag. „Wir werden hier nicht wieder hinkommen“, sagt die Gelsenkirchenerin. Im Sauerland und im Rheinland sei es besser – „da ist die Kaufkraft höher und die Menschen wissen die Waren mehr zu schätzen“.
Ähnlich sieht es eine Händlerin, die nicht namentlich genannt werden will. „Es ist traurig. Die Menschen kommen nur zum Essen und Trinken. Sie zahlen vier Euro für einen Glühwein, aber nichts für die Waren.“
Bottroper Verkäufer: Weihnachtsmarkt nimmt sich den Charme weg
Auch Marc Ramm hatte sich mehr erhofft. Er verkauft mit seinem Unternehmen „Jamavibes“ seit dem zweiten Weihnachtsmarktwochenende individuell gestaltete Holzwaren, kommt selbst aus Bottrop und kennt den Weihnachtsmarkt privat seit Jahren. „Es ist nicht berauschend“, fasst er seinen bisherigen Eindruck zusammen.
Auch er sagt: „Die Leute kommen für den Glühwein und die Currywurst.“ Der Weihnachtsmarkt habe sich über die Jahre den Charme weggenommen, die Verkaufsstände hätten kaum eine Chance. „Es ist doch schade, wenn die Aussteller nicht mehr kommen“, sagt Ramm. Gut 900 Euro zahle er für 19 Tage Standzeit – zu viel seiner Meinung nach angesichts der schwachen Umsatzzahlen.
- Lesen Sie hier:Das kosten Glühwein, Wurst und Co. auf dem Weihnachtsmarkt
Steffi Kaczmarek besucht den Weihnachtmarkt seit vielen Jahren. Früher sei sie gerne entlang der Stände gebummelt, habe für sich etwas gekauft, Weihnachtsgeschenke besorgt. „Das fehlt mir total“, sagt die Bottroperin. „Heute ist das Angebot sehr mau, das ist nur noch eine Fressmeile.“
Imbiss am Tetraeder bislang „ganz zufrieden“ mit dem Weihnachtsmarkt
Mit der Meinung steht sie nicht alleine. „Es ist nichts anderes als der Feierabendmarkt, nur dass da jetzt Tannen stehen“, schreibt Silvia Müller auf Facebook. „Jedes Jahr wird versprochen, dass er besser und schöner wird, aber davon merke ich nichts.“ Susanne Carinho Ketthaus findet, dass der Markt mit Weihnachten nichts zu tun habe. „Wer sich besaufen und für teuer Geld essen will, ist da richtig. Ansonsten Haken dran und in andere Städte gehen.“ Und Bianca Beiersdorf meint: „Das Fleckchen am Rathaus kann man auch Glühwein-Rodeo nennen.“
Bottroper Weihnachtszauber
Es gibt aber auch Gegenstimmen. Martina Wittstamm findet den Weihnachtsmarkt „wunderschön wie jedes Jahr“. Sie schreibt: „An alle Nörgler: Einfach mal besser machen. Übrigens gibt es Menschen, die gehen nicht zum Saufen auf den Weihnachtsmarkt.“
Und die Gastronomen? Stefan Otte, Inhaber des Imbiss am Tetraeder, der mit seinem neuen Foodtruck und dem Imbiss-Häuschen „Oma Ottilie“ den Weihnachtsmarkt bespielt, ist „ganz zufrieden“ bislang. Vergangenes Jahr sei der Markt zwar besser besucht gewesen, aber dieses Jahr habe eben auch das Wetter an den ersten beiden Wochenenden nicht so mitgespielt. „Dafür kann keiner was“, sagt Otte und gibt noch mal eine Empfehlung für die Verkaufsbuden: „Ich bin positiv überrascht von dem Angebot. Die haben echt schöne Sachen.“