Bottrop. Henning Wiegert ist neuer Chef des Sport- und Bäderbetriebes. Das sind seine Visionen, mit denen er Bottrop noch mehr in Bewegung bringen will.

Seit 2017 ist Henning Wiegert (35) beim Bottroper Sport- und Bäderbetrieb. Nach der Verabschiedung von Jürgen Heidtmann in den Ruhestand ist er der neue Leiter. Der finanzielle Spielraum des Betriebs ist arg eingeschränkt durch das 60-Millionen-Loch im städtischen Etat, den überraschenden Sanierungsbedarf im Bad am Sportpark sowie die Kostenexplosion am geplanten Neubau im Stenkhoffbad. Der neue Chef sieht es sportlich: „Begrenzte Ressourcen sind eine Herausforderung.“ Er hat trotzdem genug Denkansätze für neue Bewegungsangebote.

Heimspiel: Henning Wiegert, der neue Leiter des Bottroper Sport- und Bäderbetriebs, ist im Schatten des Jahnstadions aufgewachsen und hat hier seine ersten Bälle gekickt.
Heimspiel: Henning Wiegert, der neue Leiter des Bottroper Sport- und Bäderbetriebs, ist im Schatten des Jahnstadions aufgewachsen und hat hier seine ersten Bälle gekickt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das Jahnstadion hat Hennig Wiegert schon sein Leben lang im Blick gehabt. Aufgewachsen an der Goebenstraße, hat er beim VfB das Kicken gelernt. Nach dem Abi hat er parallel zum Sportmanagement-Studium in Remagen ein Nachrichtenportal für den Bottroper Sport aufgebaut. Damit hat er ein Netzwerk zu knüpfen begonnen, von dem er beim Sportbetrieb ebenso profitiert wie von seinen Kontakten als Fußball- und Tennisspieler: „Das ist ein Standortvorteil in Bottrop: Die Sportszene ist übersichtlich, man kennt sich.“

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Auf sein Studium hat er noch einen Masterstudium der Sportwissenschaft an der Uni Bielefeld aufgesetzt. Beim Bottroper Sport- und Bäderbetrieb hat er sich von Anfang an das Ziel gesetzt, jedes Jahr ein größeres Projekt zu stemmen. Im Jahr des Stadtjubiläums 2019 zum Beispiel trug er dazu bei, dass im ausverkauften Jahnstadion eine Bottroper Stadtauswahl gegen das Team von Schalke 04 antreten konnte.

Bottroper bewegen sich zunehmend abseits von normierten Sportstätten

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Als Langzeitaufgabe hat er gemeinsam mit seinem Vorgänger Jürgen Heidtmann die Sportentwicklungsplanung fortgeschrieben und dabei Antworten auf zwei Megatrends nicht nur im Bottroper Sport gegeben: auf der einen Seite der Mitgliederrückgang bei den Vereinen und auf der anderen Seite das auch durch Corona verstärkte Interesse der Menschen an Outdoor-Sportmöglichkeiten verstärkt.

Sportarten wie Walking, Jogging, Radfahren oder Calisthenics haben einen enormen Zuspruch erfahren. Wiegert: „Bewegungsmöglichkeiten werden zunehmend abseits von normierten Sportstätten gesucht.“

Neue Sportangebote sind aus seiner Sicht „multifunktional, nachhaltig, generationenübergreifend und frei zugänglich. Ein gute Beispiel dafür entsteht gerade an den Weywiesen: Zwei Kunstrasenplätze wird es dort geben, der kleinere nicht nur für Fußball tauglich, sondern auch für Handball und mit vier Körben auch für Basketball; daneben eine Sandfläche für Strandsportarten; je zwei Plätze für die Trendsportarten Padel und Pickleball; eine Laufbahn. Wenn alles fertig, leider nicht mehr in diesem Jahr, ist die Anlage beleuchtet und frei zugänglich von 8 bis 22 Uhr.

„Ich glaube an das Konstrukt des Sportvereins“

Das Plädoyer für neue Sportangebote ist ausdrücklich keine Absage an den klassischen Vereinssport. Im Gegenteil, sagt Wiegert: „Ich glaube an das Konstrukt des Sportvereins. Die Gesellschaft braucht den Sportverein als Organisator von Bewegungsangeboten. In Bottrop haben schon viele Vereine die Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen geschafft.“ Gute Beispiele seien die TSG Kirchhellen mit ihrer Calisthenics-Anlage und der VfB Kirchhellen mit seinem neuen „Bolzplatz 2.0“.

Auch durch das Landesprogramm „Moderne Sportstätten“ sieht Wiegert wie sein Vorgänger Jürgen Heidtmann die Sportanlagen in Bottrop gut aufgestellt. „Trotz des höchst ärgerlichen Fliesenschadens im Bad am Sportpark: Unsere drei Hallenbäder sind gut in Schuss. Mit dem Stenkhoffbad leisten wir uns ein Freibad, das wir in kleinen Schritten mit guten Ideen weiter entwickeln müssen. Und bei der Entwicklung von Sportstätten müssen wir multifunktional denken, über den normierten Sportplatz hinaus.“

Hier fällt der Stadionrekord:Sprinter Kim Collins (St. Kitts) lief im Mai 2016 bei der dritten NRW-Gala im Jahnstadion die 100 Meter in 9,93 Sekunden. Hochkarätige Leichtathletikveranstaltungen würde Henning Wiegert gerne wieder ins Jahnstadion holen.
Hier fällt der Stadionrekord:Sprinter Kim Collins (St. Kitts) lief im Mai 2016 bei der dritten NRW-Gala im Jahnstadion die 100 Meter in 9,93 Sekunden. Hochkarätige Leichtathletikveranstaltungen würde Henning Wiegert gerne wieder ins Jahnstadion holen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Trotz der Finanzknappheit in den nächsten Jahren sieht er „noch genügend Projekte, um den Bottroper Sport nach vorne zu bringen.“ Pflegen will Wiegert den Spitzensport, den Bottrop zu bieten hat: Judo, Billard, Laufen. Und er will einen Ersatz finden für die NRW-Gala, die in Bottrop seit 2020 nicht mehr stattfindet: „Damit wir im Jahnstadion auch den Sport wieder etablieren, für das es eigentlich gebaut war: Leichtathletik.“