Bottrop. Die goldenen Zeiten der Tennisclubs sind vorbei. Der TC Waldhof aus Bottrop will sich neu aufstellen, um junge Menschen in den Verein zu ziehen.

In den 80er- und frühen 90er-Jahren, als die Erfolge von Boris Becker und Steffi Graf die Deutschen elektrisierten, wurden die Tennisclubs der Republik überrannt. „Da wartete man auch schon mal zwei Stunden, bis man einen freien Platz zum Spielen bekam“, sagt Marc Bierenfeld. Doch die Zeiten haben sich geändert

Bierenfeld hat vor zwei Jahren den Vereinsvorsitz des TC Waldhof übernommen. Der Tennisclub am Quellenbusch, idyllisch im Grünen gelegen, neben dem Gesundheitspark und dem Revierpark Vonderort, will einen neuen Weg einschlagen, sich modernisieren und digitalisieren – und sich so für neue Mitglieder öffnen und attraktiv machen.

TC Waldhof will Angebot kreativ erweitern – Gastronomie öffnet sich

Angefangen hat der Verein bereits mit der Gastronomie. Ilhan Durdu und Ibrahim Kabakci haben dort eine Art Corretto 2.0 gestaltet, angelehnt an das beliebte Lokal auf der Gastromeile, das Durdu viele Jahre geführt und Anfang dieses Jahres aufgegeben hatte. Sie haben die Räume und die Terrasse modernisiert, wollen dort ein Angebot nicht nur für Vereinsmitglieder schaffen, sondern auch Gastronomie darüber hinaus anbieten.

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Gerade sind die Landschaftsgärtner am Werk, gestalten den Eingangsbereich neu, den Boden im Biergarten. Neue Spielgeräte für den Spielplatz sollen folgen. „Wir wollen das Angebot rund um Tennis kreativ erweitern“, sagt Marc Bierenfeld. Vor allem für Familien sei der Ort ein schöner Treffpunkt.

Oder auch für Kinder, die schon selbstständig zum Verein kommen können, sich dort gerne aufhalten, während die Eltern sie an einem sicheren Ort wissen. Bierenfeld hat selbst zwei Kinder, sein zehnjähriger Sohn trifft sich gerne mit Freunden im Revierpark, kommt anschließend auf ein Getränk zum TC Waldhof.

So könnte er sich das auch gut für andere vorstellen. Oder Menschen, die im Park Sport machen, kommen zum Duschen zum TC, nehmen noch ein Getränk, halten sich auf dem Gelände auf. „Wir müssen den Bogen spannen zwischen Öffentlichkeit und Mitgliedern.“

Günstige Schnupper-Mitgliedschaft beim Bottroper Tennisclub

250 Mitglieder hat der TC Waldhof, 50 von ihnen sind Kinder. Vor zwei Jahren seien gerade einmal drei Kinder Mitglied gewesen. „Wir haben viel Werbung unter anderem in den Kindergärten gemacht“, sagt Marc Bierenfeld. Derzeit gibt es eine Mitgliederoffensive: Wer noch dieses Jahr eine Schnupper-Mitgliedschaft abschließt, die automatisch am 31. März 2024 endet, zahlt nur 60 Euro, Kinder 40 Euro. Mit dem Vereinsgutschein, den sich jeder beim olympischen Sportbund besorgen kann, sinkt der Beitrag auf 20 Euro beziehungsweise ist für Kinder sogar kostenlos.

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Denn die Jugend für den Verein zu gewinnen, sei nicht leicht. Zum einen, weil das Angebot an möglichen Sportarten so groß ist. Zum andere, weil sich der Alltag der Familien geändert hat. „Viele Kinder sind bis zum Nachmittag in der Betreuung, die können nicht um 14 Uhr zum Tennistraining kommen. Für Vereine ist es echt schwer geworden.“

TC Waldhof in Bottrop will neue Formate ausprobieren

Deswegen will er auch versuchen, mit Hilfe von Sponsoren die Mitgliedsbeiträge zu senken, damit sich auch nicht so gut situierte Familien das Tennistraining leisten können. Aktuell kostet eine Mitgliedschaft 300 Euro im Jahr, für Familien zum Beispiel 600 für alle Familienmitglieder. „Es ist auch egal, wie talentiert jemand ist, Hauptsache, die Kinder treffen sich, machen Sport, kommen weg von den E-Sports alleine zu Hause“ – also weg vom digitalen Zocken.

Marc Bierenfeld hat viele Ideen: Er will die Mitglieder stärker über eine App informieren, nicht mehr über E-Mails. Die App ist gemacht, aber fürs inhaltliche Befüllen braucht es noch Zeit. Er will ein System schaffen, in dem eine Art Check-Karte als digitale Zutrittskarte gilt sowie als Bezahlmöglichkeit, die man aufladen kann. Oder ein E-Sports-Event, wo sich die Jugendlichen treffen können. Jedoch: Die komplette Vereinsarbeit ist ehrenamtlich, kostet viel Zeit. „Aber wir müssen etwas machen, sonst sind wir nicht mehr zeitgemäß.“