Dortmund/Duisburg. In der Coronazeit standen viele Sportvereine im Revier vor dem Aus. Warum es den meisten von ihnen nun wieder besser geht.

Ein paar Tage zählen sie noch, zählen die Sport-vereine in NRW ihre Mitglieder. Bis Ende des Monats müssen sie das Ergebnis – wie jedes Jahr - an den Landessportbund NRW übermittelt haben. „Im März“, sagt Sportbund-Sprecher Frank-Michael Rall, „haben wir dann genaue Zahlen.“ Der Trend aber zeichnet sich bereits jetzt ab. In den meisten Vereinen steigen die Anmeldezahlen. Mal mehr, mal weniger.

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Beim TSC Eintracht Dortmund, dem größten Breitensportverein der Stadt, eher mehr. Alexander Kiel, Vorstandsvorsitzender des Vereins, rechnet mal kurz nach. Rund 650 Neueintritte hat es in diesem Jahr bisher gegeben. „Klar, Anfang des Jahres gibt es immer mehr Anmeldungen. Aber so viele hatten wir noch nie.“ Allerdings liegen hinter dem TSC und allen Vereinen auch Jahre, die sie noch nie hatten. Erst Corona und geschlossen, dann Energiekrise und Turnen in kühlen Hallen. „Viele Sportvereine haben echt Federn gelassen“, sagt Kiel.

„Da ist schon einiges aufzuholen“

Auch in den Basketballhallen herrscht wieder Betrieb
Auch in den Basketballhallen herrscht wieder Betrieb © dpa | Christoph Soeder

„Da ist schon noch einiges aufzuholen“, weiß auch Rall. Insgesamt sei es aber nicht so schlimm geworden, wie in Corona-Hochzeiten befürchtet. „Die Hilfen und Fördermittel des Landes haben dafür gesorgt, dass die meisten Vereine überlebt haben.“ Seit gut einem halben Jahr gehe es nun wieder aufwärts. Für ein echtes „aufatmen“ sei es zwar noch zu früh. „Aber zumindest können wir mal wieder durchatmen.“

Was die Menschen in die Vereine lockt, lässt sich nur vermuten. Ein Teil falle wahrscheinlich in die Kategorie „Rückkehrer“, glaubt Rall. Immerhin haben die Sportvereine bundesweit alleine im ersten Corona-Jahr rund 800.000 Mitglieder verloren. Ansonsten fällt oft das Wort „Nachholbedarf“. „Bei den vielen Kindern, die derzeit angemeldet werden, ist das wahrscheinlich wirklich so“, ist Rall überzeugt. „Kann sein“, sagt Kiel, weist aber darauf hin, dass die Mitgliederzahlen auch bei den Erwachsenen steigen. „Ob klassische Fitness oder Wettkampfsport, es werden überall mehr.“ Aber, sagt der TSC-Chef ebenfalls, „es gibt auch Vereine, in denen die Nachfrage nicht so hoch ist wie bei uns.“

Neue Fördertöpfe sind echte Hilfe

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Die gibt es, wie Uwe Busch, Geschäftsführer der Stadtsportbundes Duisburg bestätigt. „Das alles variiert von Stadtteil zu Stadtteil und von Sportart zu Sportart.“ Grundsätzlich aber spüre man derzeit auch in Duisburg viel „Optimismus“ in der Vereins-Szene.

Denn neben neuen Mitgliedern gibt es auch neue Fördertöpfe. Zwar neigt sich der Winter langsam dem Ende entgegen, die Preise für Gas, Öl und Strom aber sind immer noch viel höher als in den vergangenen Jahren. Deshalb hat das Land NRW eine sogenannte „Energiekrisenhilfe“ in Höhe von rund 55 Millionen Euro bereitgestellt. „Das hat echt geholfen“, sagt Rall.

Übungsleiter dringend gesucht

Fußball ist auch beim Nachwuchs noch immer die beliebteste Sportart.
Fußball ist auch beim Nachwuchs noch immer die beliebteste Sportart. © picture alliance / Joaquim Ferreira | Joaquim Ferreira

Damit nicht genug. Das Land NRW stellt den Sportorganisationen außerdem insgesamt 30 Millionen Euro EU-Fördermittel aus dem Topf „Digitalisierung des Breitensports“ zur Verfügung. „Neue Laptops oder Monitore, bessere Router oder stärkere Videokonferenzsysteme“ zählt Rall einige der Dinge auf, die sich damit anschaffen lassen, und spricht „in vielerlei Hinsicht von einer großen Chance“. „Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln können vorhandene digitale Infrastruktur ausgebaut und die digitalen Möglichkeiten, die bisher an finanziellen Hürden scheiterten, besser genutzt werden.“ Viele Vereine wollen diese Chance offenbar nutzen. „Das Interesse ist sehr groß“, hat Busch in vielen Gesprächen erfahren.

Steigende Anmeldezahlen hin, gut gefüllte Fördertöpfe her, ein Problem vieler Vereine bleibt: „Uns fehlen Übungsleiter“, sagt der Vorsitzende eines kleinen Turnvereins aus dem Ruhrgebiet, der ungenannt bleiben möchte. „Und ich weiß auch nicht, wo ich welche herbekommen soll.“ Das ohnehin schon kleine Kontingent sei während der Lockdowns in Corona-Zeiten weggebrochen und bisher nicht zurückgekehrt. „Größere Vereine haben es da einfacher.“

Teilweise werden Hallenkapazitäten knapp

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„Wir arbeiten in einigen Bereichen mit fest angestellten Kräften, die wir auch während der Pandemie weiter beschäftigt haben“, sagt TSC-Chef Kiel, hat aber ein anderes Problem. Durch die vielen Neuanmeldungen im Kinder- und Jugendbereich sind Gruppen und Mannschaften teils so groß geworden, dass sie geteilt werden müssen. „Hier kann es dann schon mal eng mit den Hallenkapazitäten werden. Aber bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.“

Zumindest bei den Übungsleitern scheint es auch Licht am Ende des Tunnels zu geben. Er bereite gerade ein neues Seminar für Ehrenamtliche vor, erzählt Busch. „30 Teilnehmer, schon weit im Vorfeld kein Platz mehr frei“, freut sich der Duisburger. „Das habe ich seit Jahren nicht erlebt.“

Für alle, die sich in einem Sportverein anmelden wollen, haben Bundesregierung und Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) den sogenannten „Sportvereinsscheck“ erdacht. Wer sich den aus dem Internet herunterlädt und bei der Anmeldung in einem Verein vorzeigt, erhält einmalig 40 Euro Zuschuss zu seinem Mitgliedsbeitrag. Die Aktion ist auf 150.000 Sportvereinsschecks limitiert. Weitere Infos unter https://foerderportal.dosb.de/gutscheinaktion/sportvereinsscheck/ im Internet