Bottrop. Bei der Schulklimakonferenz am HHG in Bottrop haben Schüler aus der Region Umweltschutz-Konzepte entworfen – mit erstaunlichem Engagement.

Sieben Workshops, ein Markt der Möglichkeiten, drei Keynotes, eine Videobotschaft, Stellungnahmen aus Politik und Verwaltung und eine Podiumsdiskussion – das Programm der ersten Bottroper Schulklimakonferenz am Heinrich-Heine-Gymnasium war pickepackevoll.

Das Motto des Tages: KiS, die Abkürzung für „Klimabildung in Schulen in Strukturwandelregionen“. Das Projekt verfolgt das Ziel, Schulen in Regionen mit Strukturwandel, insbesondere im Ruhrgebiet als zentraler Kohleausstiegsregion Europas, untereinander und mit Klimaschutzakteuren vor Ort zu vernetzen. Die Initiative will Wissen zum Strukturwandel vermitteln, Chancen aufzeigen und gemeinsam mit allen Akteuren neue Perspektiven für den Umwelt- und Klimaschutz entwickeln.

Teilnehmer: Sieben von zehn Schulen kommen aus Bottrop

Das KiS-Konzept hat die Berliner Energieagentur entworfen. An der Umsetzung konnten sich weiterführende Schulen der Region beteiligen – sieben der zehn Schulen kamen aus Bottrop.

Vertreter von Stadtverwaltung und Lokalpolitik kamen zur Schulklimakonferenz.
Vertreter von Stadtverwaltung und Lokalpolitik kamen zur Schulklimakonferenz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dieses Engagement wurde von den Fördermittelgebern, dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, gewürdigt. Auch die Einbindung der Bottroper Klimaschutzmanagerin Katrin Knur in die Klimakonferenz hat sich bewährt. Sie ermutigte in ihrem Grußwort die Konferenzteilnehmer, ihre Bedarfe in den Workshops zu formulieren und sie als Inspiration für zielgerichtetes Handeln im Schulalltag zu nutzen.

Die Hauptakteure des Tages waren aber zweifellos die Schülerinnen und Schüler der sieben Schulen, die sich auf das Abenteuer „Chancen durch Wandel“ eingelassen haben. Und deren Engagement war beachtlich.

Bottrop: Schülerinnen und Schüler diskutieren in den Workshops

Für den einen oder anderen Workshop mussten sie auch eine Portion Geduld aufbringen, denn obwohl Arbeitsmaterial als Download bei der Energieagentur frei nutzbar und kostenlos zur Verfügung stand, hatten einige Verantwortliche des Workshops einfach Vorträge für Erwachsene als Powerpoint mitgebracht und präsentierten sie ihrem jungen Publikum.

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In den meisten Workshops wurde aber eifrig diskutiert. Es fand ein reger Ideenaustausch statt. Und erstaunliche Infos kamen zutage. Wer hätte zum Beispiel geahnt, dass bei der Herstellung eines Reibepfannkuchens 1817 Gramm Kohlendioxid im Spiel sind, dass ein Dach bei der Begrünung gut und gerne 40 bis 80 Kilogramm pro Quadratmeter zusätzlich tragen muss?

Virtueller Baseballschläger zerstört Energiefresser im Haus

Im World-Café lernten die Jungen und Mädchen wie man den CO²-Fußabdruck einer Schule berechnet. Beim Angebot der Hochschule Ruhr West (HRW) konnten die Schüler mittels einer VR-Brille durch ein virtuelles Haus gehen und Energiefresser aufspüren, die sie dann mit einem – glücklicherweise ebenso virtuellen – Baseballschläger zertrümmern und durch neue energiesparende Geräte ersetzen konnten.

Die Architektin Angelika Becker von der Architektenkammer NRW dagegen erklärte, dass Altes abreißen und Neues bauen durchaus nicht immer das ökologisch Sinnvollste ist. „Wir setzen uns für ökologisches Bauen ein. Das Ziel ist unter anderem, Bestandsgebäude zu erhalten“, erklärte sie.

Bottrops Vorsitzender für Umweltschutz lädt Schüler in den Ausschuss ein

Bei der Abschlusspräsentation stellte jede Workshop-Gruppe ihre Ergebnisse dem Plenum vor. Dabei legten die Schüler nicht nur erstaunliche Souveränität an den Tag. Sie zeigten auch, dass sie das Thema Klima und Umweltschutz von allen Seiten beleuchtet hatten. Vorschläge zur Mobilität, Anregungen für die Schaffung oder Erweiterung von Schulgärten, Planungen für eine Müllentsorgung mit Beteiligung der Klassen, die Forderung nach einer Neuausrichtung der Schulkantinen in Richtung vegetarisch oder vegan, waren nur einige der Schwerpunkte.

Frank Beicht, Vorsitzender im Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz, war von den Beiträgen der Schülerinnen und Schüler so begeistert, dass er sie spontan in den Ausschuss einlud, um dort die Ideen gemeinsam zu diskutieren.