Bottrop. 28 Jahre war Christoph Henkel als Lehrer an der Marie-Curie. Nun folgt der Ruhestand. Auch er war einst Realschüler vor der Laufbahn als Lehrer.
Offiziell ist Feierabend am 30. Juni. Dann geht Christoph Henkel (65) mit dem Ende des Schuljahres in den Ruhestand – ein paar Monate zu früh. Denn eigentlich wäre erst im Frühjahr nächsten Jahres Schluss gewesen. „Ich wollte nicht mitten im Schuljahr aufhören“, sagt er.
Ab 1. Juli liegen dann 28 Jahre an der Marie-Curie-Realschule (MCR) hinter ihm. Diese Schulform begleitet ihn fast sein ganzes Leben. „Auch ich war auf einer Realschule“, sagt er. Damals in einer kleinen Stadt in der Eifel. Anschließend wechselte er auf das Gymnasium, machte sein Abitur und studierte Mathe und Physik auf Lehramt in Mainz. Dann beginnt seine eher ungewöhnliche berufliche Laufbahn.
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„Es gab damals keine freien Stellen für Lehrer“, erinnert sich Henkel. Er geht stattdessen in die freie Wirtschaft, wird Dozent für Datentechnik und arbeitet bei Siemens in Essen. „Der Wunsch, als Lehrer zu arbeiten, war aber immer da“, sagt er. 1995 bewirbt er sich für den Schuldienst und landet an der Marie-Curie-Realschule. Neben Mathe und Physik wird Informatik sein drittes Unterrichtsfach.
Zunächst ist er Lehrer, wird im August 2019 zusätzlich kommissarischer Schulleiter und im Mai 2020 dann offiziell neuer Schulleiter. Dieser Karriereweg an der MCR war weder geplant noch beabsichtigt. „Es hat sich so ergeben.“ Über sich selbst sagt er: „Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht.“
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Dass jemand an nur einer Schule diesen Karriereweg beschreitet, ist ungewöhnlich. Henkel: „Meistens wechseln die Kolleginnen und Kollegen an andere Schulen.“ Viele Veränderungen hat er an der Realschule erlebt. In seiner Anfangszeit wurde 45 Minuten am Stück unterrichtet, mittlerweile sind es 67,5 Minuten. Der heutige Neubau inklusive Mensa existierte nicht einmal auf dem Papier. Aus einer Halbtagsschule wurde eine Ganztagsschule.
Christoph Henkel: „Ich habe nicht mehr getan, als meine Arbeit zu machen.“
Als er 1995 an der MCR begann, absolvierten viele Schülerinnen und Schüler nach dem Abschluss eine Ausbildung. Diese Zeiten sind lange vorbei. „Der überwiegende Teil will weiter zur Schule gehen“, sagt Henkel. Sie wechseln zum Beispiel auf eine Fachoberschule oder auf ein Gymnasium.
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Ist die Realschule also nur eine Vorstufe zum Abitur? „Das würde ich nicht sagen“, sagt Henkel. Die Realschule habe noch immer ihre Daseinsberechtigung. „Es ist eine Schulform, die alle Möglichkeiten bietet.“ Zudem verweist er auf die konsequent hohen Anmeldezahlen – zumindest für seine (Noch-)Schule.
Im Ruhestand will er jetzt mehr Zeit mit der Familie und den Enkelkindern verbringen. Und den Hobbys nachgehen wie Verreisen, Motorradfahren und sich um den Garten kümmern („Er sieht aus wie ein Urwald“). Ein Mann der großen Worte war er nicht, ist er nicht und will er auch nicht sein. Bescheiden und bodenständig sagt er: „Ich habe nicht mehr getan, als meine Arbeit zu machen.“